Unter dem Begriff „Immundefekt-Erkrankungen“ (Synonym: Immundefizienz-Syndrome) werden verschiedene Erkrankungen des Immunsystems zusdammengefasst, die durch eine passagere oder auch irreversible Störung der Abwehrfunktion gekennzeichnet sind. Als angeborene oder primäre Immundefekte (PID) werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen die Immundefizienz angeboren ist, familiär gehäuft auftritt und/oder vererbt werden kann. Der PID-Gruppe werden Erkrankungen gegenübergestellt und mit dem Oberbegriff „sekundäre oder erworbene Immundefekte“ bezeichnet, bei denen die Immundefizienz erworben wurde. Das bekannteste Beispiel hierfür ist AIDS (acquired immune deficiency syndrome).
Einer der entwicklungsgeschichtlich ältesten Bestandteile des Immunsystems ist das Komplementsystem. Streng reguliert, ähnlich einer Gerinnungskaskade können vor allem bekapselte Keime (z.B. Meningokokken) u.a. durch Komplementfaktoren perforiert und abgetötet werden. Auch bei der Regulation von Immunantworten sowie Beseitigung von Immunkomplexen ist das Komplement involviert. Hieraus erklärt sich das begünstigte Auftreten eines Systemischen Lupus Erythematodes oder anderen Autoimmunerkrankungen bei Defekten des Immunsystems. Defekte der Komplementkaskade C1 bis C9 sind für alle Proteine mit immunologischen Störungen beschrieben. Im Lektin-Aktivierungsweg gibt es beschriebene Defizienzen u.a. des Mannanbindenden Lektins (MBL).
Defekte verschiedener Regulatorproteine innerhalb des Komplementaktivierungsweges führen zu ganz unterschiedlichen Erkrankungen. So u.a. zum hereditären Angioödem und zum atypisch verlaufenden hämolytisch-urämische Syndrom (HUS).