Synonym(e)
Definition
Akuter oder chronischer Juckreiz am äußeren weiblichen Genitale mit multifaktorieller, exogener oder endogener Genese. Vulvärer Pruritus ist ein häufiges Symptom, das die Leebensqualität der Patientinnen oft erheblich einschränkt.
Vorkommen/Epidemiologie
In Deutschland leiden 17-23% der Bevölkerung an chronischem Juckreiz. In 5-10% der Fälle ist das weibliche Genital, insbesonder die Vulva betroffen (Wölber L et al. 2020).
Auch interessant
Ätiopathogenese
Ursachen des genitalen Juckreizes. Die Zahlen in Klammern gegebn die Prävalenzen wieder.
- Infektionen
- Candidose (10-20%)
- Trichomoniasis
- Pediculosis pubis
- Herpes simplex genitalis
- Tinea inguinalis
- Skabies
- Condylomata acuminata
- Oxyuriasis
Dermatologische Grunderkrankungen mit Juckreiz
-
Chronische Dermatitiden (0,5-10%)
- allergische Kontaktdermatitis
- Toxische Kontaktdermatitis (häufig übertriebene Reinlichkeit)
- Atopisches Dermatitis (auch als Minusvariante)
- Lichen planus (0,1-0,8%)
- Intertrigo
- Psoriasis (intertriginöse Psoriasis, auch isoliert auftretend; Prävalenz etwa 2%)
- Pemphigoid bullöses
- Pemphigus chronicus benignus familiaris (Hailey-Hailey)
- M. Fox-Fordyce
- Dyskeratosis follicularis (M. Darier)
- Lichen sclerosus et atrophicus (0,1-3%)
- Urtikaria
- Kraurosis vulvae
- Leukoplakie
- VIN (exakte Prävalenz liegt nicht vor)
- Metabolische und endokrine Störungen
- Diabetes mellitus (s.a. Diabetes mellitus Hautveränderungen)
- Nieren- und Lebererkrankungen
- Hyper/Hypothyreose (s.a. Schilddrüsenerkrankungen Hautveränderungen)
- Hypovitaminosen (insbes. B6-Mangel)
- Östrogenmangelzustände (Menopause)
- Sonstige Systemerkrankungen
- Eisenmangelanämie
- Polycythämia vera
- M. Hogkin
- Psychische Faktoren:
- psychogene Faktoren (Abwehr- oder Wunsch-Symptom).
- Pruritus vulvae ist nicht selten ein Zeichen einer somatoformen Störung.
- Sonstige:
- Pruritus bei Involutionsvorgängen (sog. seniler Pruritus)
- Anale Fissuren
- Fisteln
- Entzündliche Darmerkrankungen
Klinisches Bild
Das klinische Bild ist auf Grund der multifaktoriellen Genese unterschiedlich. Eine systematische Anamnese mit folgenden Parametern ist erforderlich:
- Symptomdauer (akut/chronisch) Hinweis: chronisch= Bestandsdauer von >6Wochen)
- Lokalisation (lokal/generalisiert)
- Intensität (Skala 0-10)
- Bestehende systemische Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus; atopische Diathese; Autoimmunerkrankungen)
- Lindernde oder aggravierende Modulatoren
- Hormonelle Situation (prä-/postmenopausal?)
- Vortherapien (lokale Vortherapien/systemische Vortherapien z.B. Ovulationshemmer)
Diagnose
Bei therapieresistenten Candidosen/Infektionen können mikrobiologische Abstriche, kulturbasierte Nachweismethoden und Ampilifikationstechniken notwendig werden um die Diagnose zu sichern. Zur genaueren Beurteilung empfiehlt sich eine Vulvoskopie mit 7-30-facher Vergrößerung. Durch Applikation von 5% Essigsäure können suspekte Areale klarer visualisiert werden. Bei V.a. VIN ist eine läsionale 4mm Stanzbiopsie zwingend.
Therapie
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Wölber L et al. (2020) Pruritus vulvae - Ursachen, Diagnostik und Therapie. Dtsch Ärztebl Int 117: 126-133
Verweisende Artikel (3)
Genitalpruritus; Pruritus, Genitalpruritus; Wurminfektionen Hauterscheinungen;Weiterführende Artikel (27)
Atopische Dermatitis (Übersicht); Candidosen; Condylomata acuminata; Diabetes mellitus Hautveränderungen; Dyskeratosis follicularis; Fox-Fordycesche Krankheit; Intertrigo; Kontaktdermatitis allergische; Kontaktdermatitis toxische; Kraurosis vulvae; ... Alle anzeigenDisclaimer
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