Synonym(e)
Erstbeschreiber
Ehrmann, 1907; Champion u. Allison, 1965; Sneddon, 1965
Definition
Nicht inflammatorische, potenziell lebensbedrohliche, systemische, okkludierend Vaskulopathie die sich durch die Trias:
- Nicht thermoreagible generaliserte Livedo racemosa
- transitorische ischämischenAttacken mit neuropsychiatrischen Auffälligkeiten
- labile arterielle Hypertonie
kennzeichnet.
Pathophysiologisch handelt sich an der Haut um eine thrombotische Vaskulopathie kleiner bis mittlerer Gefäße an der Kutis-Subkutis-Grenze, wodurch ein gestörter Blutfluss mit "als blitzfigurenartig" beschriebenen Hautläsionen (Livedo racemosa) entstehen. Seltener sind zentrale Nekrosen.
Eine Sonderform des Sneddon-Syndroms findet sich bei Patienten mit nachweisbaren Phospholipid-Antikörper. Hier ist das Krankheitsbild als Variante des systemischen Lupus erythematodes zu interpretieren, als sog. sekundäres Sneddon-Syndrom.
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Vorkommen/Epidemiologie
Die geschätzte jährliche Inzidenz liegt bei 0,4/100.000. Sie gehört damit zu den seltenen Erkrankungen (ORPHA:820)
Ätiopathogenese
Sowohl autosomal-dominanter als auch autosomal-rezessiver Erbgang sind beschrieben.
Bei den monogenen Formen sind Mutationen im ADA2-Gen das auf Chromosom 22q11 lokalisiert ist nachweisbar. Das ebenfalls durch ADA2-Mutationen hervorgerufene Syndrom "Vaskulitis, Autoinflammation, Immunschwäche und hämatologischen Defekte" tritt bereits im frühen Kindesalter auf.
Risikofaktoren sind Nikotinabusus, Hypertonie, Hyperlipidämie und Einnahme hormoneller Antikonzeptiva. Pathogenetisch kommt es zu Verschlüssen von kleinen und mittleren Arteriolen.
Nach Schellong werden ätiologisch neben dem primären, idiopathischen Sneddon-Syndrom auch sekundäre Formen im Rahmen eines Antiphospholipid-Antikörper (aPLA)-Syndrom bzw. anderer thrombophiler Erkrankungen unterschieden.
Manifestation
Meist bei Frauen zwischen dem 27. und 45. Lebensjahr auftretend (mittleres Alter bei 42,9 Jahren).
Klinisches Bild
Ausgeprägte Livedo racemosa mit Blitzfiguren-artigen Gefäßzeichnungen der Haut. Häufig begleitende Akrozyanose, auch Raynaud-Symptomatik.
Neurologische Symptome: Schwindel, transitorische ischämische Attacken (TIA), Hirninfarkte, Epilepsie.
Seltener sind Beteiligungen von Herz, Nieren, Augen.
Die Hautveränderungen gehen den systemischen Veränderungen meist um Jahre voraus.
Labor
Anti-Phospholipid-Antikörper sind bei mehr als 50% der Patienten nachweisbar. Thrombozytose kann assoziiert sein (s.u. Thrombozyt)
Diagnose
Angiographie der Handgefäße: Kalibervariationen und Verschlüsse vor allem der Digitalarterien.
Zerebrale Angiographie: Pathologische Kalibervariationen und Verschlüsse mittelgroßer und kleiner intrakranieller Gefäße.
EEG: je nach Ausmaß der zerebralen Durchblutungsstörungen Allgemeinveränderungen und/oder Herdbefunde.
CT/MRT: Nachweis von Infarkten, eventuell Hirnatrophie.
Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht bekannt, die symptomatische Therapie ist bisher noch unbefriedigend.
Interne Therapie
Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin): 100 mg/Tag p.o. ist prophylaktisch indiziert.
Cumarinpräparate (z.B. Marcumar): Sollten bei Z.n. Thrombosen über einen Zeitraum von mind. 6 Monaten eingesetzt werden.
Gute Erfolge wurden mit einer Kombinationstherapie aus Thrombozytenaggregationshemmung (z.B. Acetylsalicylsäure oder Clopedigrel), Prostaglanin E1 (Alprostadil) und ggfls. Cumarinpräparate (Phenprocoumon) erzielt (Narwutsch A et al. 2024). Therapiestudien weisen für Kombinationstherapien eine bessere Prognose (geringere Anzahl von Schlaganfällen und TIAs) aus, als für Monotherapien (Narwutsch A et al. 2024).
Merke! Besonders wichtig sind die Einstellung des Nikotingenusses sowie das Absetzen einer oralen Kontrazeption bei Frauen!
Immunsuppressiva: Eine immunsuppressive Therapie ist lediglich beim Nachweis von Antiphospholipid-Antikörpern indiziert, hier ist eine Kombination von Prednison mit Azathioprin bzw. Cyclophosphamid (s.u. Lupus erythematodes, systemischer) zu empfehlen.
Verlauf/Prognose
Alölgemein und ohne suffiziente Therapie ist die Prognose quoad vitam und quoad functionem schlecht. Die Letalität wird mit etwa 23% in 9 Jahren angegeben (Narwutsch A et al. 2024).
Hinweis(e)
Bei Familienangehörigen mit Hautmanifestationen wie Livedo racemosa, Akrozyanose oder Raynaud-Phänomen sollte auch auf zerebrovaskuläre Störungen geachtet werden.
Hinsichtlich Kinderwunsch ist eher abzuraten, da Verschlechterung der Symptomatik gehäuft beobachtet wird.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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