Paronychie akute L03.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Acute paronychia; Akute Paronychie; Eitrige Nagelfalzentzündung; Fingerumlauf; Nagelfalzentzündung; Nagelwallentzündung eitrige; Painful whitlow; Panaritium paraunguale; Panaritium subunguale; Umlauf

Definition

Häufige, akute, meist bakteriell, nach banaler Traumatisierung induzierte, Nagelfalzentzündung mit gerötetem, geschwollenem, schmerzhaftem Nagelfalz (Paronychium, s.u. Nagel).

Erreger

Staphylococcus aureus, Streptokokken, Pseudomonas aeruginosa, Proteus mirabilis, Hefen (Candida albicans). Seltener Herpes simplex Viren.

Ätiopathogenese

  • Die akute Paronychie ist meist infektiös durch pyogene Kokken verursacht (selten als syphilitische Paronychie).
  • Bei rezidivierendem Verlauf, muss auch an eine Infektion durch das Herpes simplex Virus gedacht werden.   

Manifestation

Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene.

Die durch Herpes simplex Viren hervorgerufene in loco rezidivierende Paronychie tritt vorwiegend bei Erwachsenen auf und ist häufig mit einer genitalen Herpes simplex Infektion  kombiniert.

Klinisches Bild

Entzündlich geröteter, geschwollener, schmerzhafter Nagelfalz mit Entleerung von Eitertröpfchen auf Druck. Nicht selten kommt es zur schmerzhaften Onycholyse.

Therapie

Bei eitriger Paronychie: Seifenbäder, handwarm 5-10 Min., am besten mit Kernseife, aber auch Flüssigseifen (Badewasser sollte milchig trüb erscheinen). Ansonsten lauwarme Bäder mit desinfizierenden Zusätzen wie Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ) oder Kaliumpermanganat (hellrosa). Antisepsis mit Polyvidon-Jod Salbenverbänden (z.B. R204 , Braunovidon-Jod Salbe) oder Verbände mit Natriumbituminosulfonat (z.B. Ichtholan spezial Salbe, Ichthoseptal Creme). Ruhigstellen des Fingers mittels Böhler Schiene. Bei Therapieresistenz ist eine Nagelextraktion in LA empfehlenswert. Die Infektion heilt hierunter prompt ab.

Bei ausgedehnten Befunden und/oder Fortschreiten der Entzündung unter der externen Therapie antibiotische Systemtherapie nach Antibiogramm. Initial Applikaiton von Cephalosporinen wie Cefuroxim (z.B. Elobact) 2mal/Tag 500 mg p.o. oder Gyrasehemmer wie Ofloxacin (z.B. Tavanic 200 mg/Tag p.o.).

Anschließend Hautpflege: Exsikkierte Nagelfalze sollten regelmäßig mit einer O/W-Emulsion gepflegt werden (z.B. mit planzlichen Ölen aufgesättigte Unguentum emulsificans aquosum Zubereitung).

Therapie allgemein

Prädisponierende Faktoren nach Möglichkeit ausschalten oder verändern, wie z.B. Sicca-Symptomatik bei atopischem Ekzem, Diabetes mellitus, Akrozyanose, Hyperhidrose. Verursachende Medikamente absetzen, z.B. Retinoide. Ggf. Berufswechsel bei Bäckereiberufen, Krankenpflege u.a.

Hinweis(e)

Die oberflächliche blasige Form der akuten Paronychie, ist eine durch die Topographie geprägte Sonderform der bullösen Impetigo. Sie wird auch als Bulla repens (oder Bulla rodens oder Umlauf) bezeichnet. Tiefer gehende abszedierende Paronychien werden im allg. als Panaritium bezeichnet.

Allgemeine Hinweise zur Prophylaxe:

  • Regelmäßige prophylaktische Händedesinfektion  (z.B. mit dem Desinfektionsspiritus (NRF 11.27.)
  • Kein Schneiden des Nagelhäutchens.
  • Nägel kurz halten.
  • Fußnägel nicht rund schneiden.
  • Bei Verletzungen des Nagelwalls konsequente antiseptische Lokaltherapie z.B. mit Polyvidon-Jod-Salbe R204 .

Merke! Bei chronischen Paronychien an Unguis incarnatus denken!

Literatur
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  1. Chanprapaph K et al. (2014)  Epidermal growth factor receptor inhibitors: a review of cutaneous adverse events and management. Dermatol Res Pract doi: 10.1155/2014/734249
  2.  Di Costanzo L et al. (2014)  Acrodermatitis continua of Hallopeau (ACH): two cases successfully treated with adalimumab. J Dermatolog Treat 25:489-494
  3. Iorizzo M (2015) Tips to treat the 5 most common nail disorders: brittle nails, onycholysis, paronychia, psoriasis, onychomycosis. Dermatol Clin 33:175-183
  4. Shafritz AB et al. (2014) Acute and chronic paronychia of the hand. J Am AcadOrthop Surg 22: 165-174

 

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