Synonym(e)
Definition
Durch die Übertragung allogener immunkompetenter Spender T-Lymphozyten ausgelöste Erkrankung innerhalb der ersten 100 Tage nach Transplantation mit abdominellen Schmerzen, Diarrhoe, Störung der Leberfunktion und Hautveränderungen. Die akute GvHD tritt v.a. nach myeloablativer Konditionierung mit Ganzkörperbestrahlung mit 12 Gy auf.
Ätiopathogenese
Durch die Übertragung allogener immunkompetenter Lymphozyten, z.B. bei Knochenmarktransplantation, kommt es zur spezifischen immunologischen Reaktion der Lymphozyten gegen das Körpergewebe des Empfängers. Zielzellen sind insbesondere die Haut, die Leber und der Gastrointestinaltrakt.
Auch interessant
Lokalisation
Typischerweise sind das Gesicht, die Handteller und Fußsohlen betroffen, wobei die chronisch lichtexponierten Stellen eine stärkere Symptomatik aufweisen.
Klinisches Bild
Juckreiz, Druckschmerzhaftigkeit und Erytheme palmoplantar und retroaurikulär. Innerhalb von 24 Std. entwickelt sich ein polymorphes, meist makulopapulöses, morbilliformes oder scarlatiniformes Exanthem; es werden jedoch auch hämorrhagische Aspekte gefunden. Als Maximalform kann sich eine bullöse GvHD unter dem Bild einer Toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) von Haut und Schleimhaut entwickeln. S. Tabelle 1. Schleimhautbeteiligungen im Rahmen der akuten GvHD äußern sich in Form einer meist schmerzhaften Mukositis, mit unspezifischem Enanthem, jedoch auch lichenoiden, retikulären ( Lichen planus-artige) Zeichnungen. Diese sind meist vergesellschaftet mit Xerostomie, im Sinne eines "Overlap-Syndrom", dem gleichzeitigem Auftreten von akuter und chronischer GvHD zu interpretieren.
Externe Therapie
Bestrahlungstherapie
Dermatologisch relevant ist der frühzeitige Einsatz der PUVA-Therapie, die bei der akuten GVHR gute Resultate zeigt und auch die Rate der Patienten mit Übergang in eine chronische GVRH absenken kann. Dosis initial 0,5-0,25 J/cm2 bei 0,6 mg/kg KG/Tag Methoxsalen (z.B. Meladinine), Dosiserhöhung bis auf 8 J/cm2 über mehrere Sitzungen. Erhaltungstherapie 1-2mal/Woche über 1-2 Jahre.
Interne Therapie
Ab Grad II systemische Immunsuppression mit systemischen Glukokortikoiden wie Prednisolon (z.B. Decortin H) 100 mg/Tag in Kombination mit Ciclosporin A (Sandimmun) 5 mg/kg KG/Tag. Bei Nichtansprechen kann zusätzlich Antithymozytenglobin i.v. eingesetzt werden. Therapieversuch mit monoklonalen Antikörpern, z.B. gegen den alpha/beta T-Zellrezeptor ist möglich. Bei Grad-IV-GVHR ist die Überlebensrate äußerst gering.
Prophylaxe
Die Prophylaxe einer akuten Graft-vs-Host Erkrankung erfolgt mit oral verabreichtem Ciclosporin A oder optional Tacrolimus in Kombination mit entweder Methotrexat oder Mycophenolat mofetil. Vor dem Hintergrund einer allogenen Stammzelltransplantation bzw. bei Familienspende mit erhöhtem Risiko für eine Graft-vs-Host-Reaktion lässt sich das Therapieschema gegebenenfalls mit Anti-T-Zell-Immunglobulin ergänzen. Bereits zum Zeitpunkt der Transplantation sollten wirksame Spiegel von Ciclosporin A erreicht sein, entsprechend sollte die Prophylaxe bereits davor begonnen werden. Die optionale Gabe von Tacrolimus bietet sich insbesondere dann an, wenn unter Ciclosporin-Therapie hepatotoxische Nebenwirkungen beobachtet werden.
Tabellen
Stadieneinteilung der akuten Graft-versus-Host Disease(nach Glucksberg et al.)
Graduierung |
Anteil an der Körperoberfläche (%) |
Hauterscheinungen |
Histologie |
Grad I |
< 25% |
Makulopapulöses Exanthem |
Vakuolisierung der Basalzellen, lymphozytäres Entzündungsinfiltrat in der oberen Dermis oder Epidermis |
Grad II |
> 25-50% |
Makulopapulöses Exanthem |
Dyskeratose einzelner Keratinozyten, Exozytose von Lymphozyten in die unmittelbare Umgebung von nekrotischen Keratinozyten in der Epidermis (Satellitenphänomen) |
Grad III |
> 50% |
Erythrodermie |
Beginnende Spaltbildung in der Basalmembranzone, teilweise Nekrose der Epidermis |
Grad IV |
Erythrodermie mit Blasenbildung und toxischer epidermaler Nekrolyse |
Komplette Abhebung der nekrotischen Epidermis |
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Eppinger T et al. (1990) 8-Methoxypsoralen and ultraviolet a therapy of cutaneous manifestations of graft-versus-host disease. Transpl 50: 807–811
- Ferrara Jl et al. (2009) Graft-versus-host-disease. Lancet 373: 1550-1561
- Karrer S (2003) Cutaneous graft-versus-host disease. Hautarzt 54: 465-480
- Reinauer S et al. (1993) Photochemotherapie (PUVA) der akuten Graft-versus-Host-Erkrankung. Hautarzt 44: 708–712
- Stander S, Luger TA (2003) Antipruritic effects of pimecrolimus and tacrolimus. Hautarzt 54: 413-417
- Volc-Platzer B (1992) Graft-versus-host reaction (GvHD). Hautarzt 43: 669–675
- Ziemer M et al. (2020) Hautmanifestationen der akuten und chronischen Graft-versus-host-Erkrankung nach allogener Stammzelltransplantation. Hautarzt 71 :557-568.
Verweisende Artikel (8)
Akutes Syndrom der apoptotischen Pan-Epidermolyse ; Erythrodermie neonatale; Graft-versus-Host Disease; Immundefekte T-zelluläre primäre; Innate lymphoide Zellen; Interleukin-1 Rezeptor Antagonist ; Neutropenie; Stammzelltransplantation;Weiterführende Artikel (10)
Ciclosporin A; Erythem; Exanthem; Glukokortikosteroide systemische; Interface-Dermatitis; Lichen planus klassischer Typ; Prednisolon; Pruritus; PUVA-Therapie; Toxische epidermale Nekrolyse;Disclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.