Symmetrisches arzneimittelbezogenes intertriginöses und flexurales Exanthem L24.4; L25.1

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2024

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Synonym(e)

Baboon-Syndrom; Pavian-Syndrom; SDRIFE; Symmetrisches arzneimittelbezogenes intertriginöses und flexurales Exanthem

Erstbeschreiber

Andersen et al., 1984

Definition

Klinisch-morphologisch beschreibende Bezeichnung für eine akute oder chronische Dermatitis unterschiedlicher Ätiologie der Gesäß- und Leistenregion (aber auch die Axillarregion), die früher, da sie an ein gerötetes "Affengesäß" erinnerte, als Baboon- ( = Pavian)-Syndrom bezeichnet wurde. Die neuerlich übliche Bezeichnung "SDRIFE" berücksichtigt, dass überwiegend systemisch verabreichte Medikamente ohne vorherige Sensibilisierung diese Beugen-betonte Dermatitis hervorrufen können. SDRIFE tritt typischerweise wenige Stunden bis Tage nach Applikation der fraglichen Arzneimittel auf.

Die Erkrankung ist unabhängig von ihrer Nomenklatur als eigenständige Entität umstritten.

Vorkommen/Epidemiologie

m>w (Häusermann P et al. 2004)

Ätiopathogenese

Ursprünglich wurde das "Baboon-Syndrom" als ausgedehnte, am Gesäß lokalisierte fixe Arzneimittelreaktion bzw. als lokalisationtypisches  kontaktallergisches Ekzem mit Streureaktion bzw. als hämatogenes Kontaktekzem beschrieben. Auch pustulöse Komponenten  wurden beschrieben (Magnolo N et al. 2017).

Das Syndrom wurde auch im Zusammenhang mit Perubalsam und Nahrungsmittelallergenen beobachtet. Dieser polyätiologische Erklärungsansatz ist allerdings für eine klar definierte Entität wenig zufriedenstellend.

Mit SDRIFE erfolgt eine Einengung auf eine Medikamenten-allergische oder -toxische Auslösung der klinischen Symptomatik. Diskutiert wird eine lokalisierte T-Zell- vermittelte Reaktion vom Spättyp, wobei unklar ist, warum sich diese Reaktion lokalisationstypisch verhält. Hierbei könnte es sich um ein Reaktivierungsphänomen handeln, bei dem eine systemische Reaktion in prädisponierten Arealen auftritt. 

Inwieweit eine Assoziation mit einer COVID-19-Infektion bzw. einer antiviralen Anti-COVID-Therapie  (viraler Infekt + Medikament) besteht, bleibt weiteren Beobachtungen vorbehalten (Chicharro P et al. 2021; Bevilaqua M et al. 2021). 

Folgende Medikamente wurden im Zusammenhang mit SDRIFE beschrieben: 

Lokalisation

Gesäß, Genitalien, Leistenregion, Axillarregion  

Histologie

Evtl. leichte Akanthose und Spongiose. Superfizielles, mäßig epidermotropes, perivaskuläres lymphozytäres Infiltrat untermischt mit wenigen neutrophilen Granulozyten. 

Diagnose

Die von Häusermann et al. vorgeschlagene (variierten) Diagnosekriterien umfassen:

  • Exposition gegenüber einem systemischen Medikament
  • Erythematlse Plaques im Gluteal-oder Perianalbereich
  • V-förmige erythematöse Plaques im Leistenbereich
  • Beteiligung von mindestens einer weiteren intertriginösen Körperstelle
  • Symmetrie der betroffenen Bereiche
  • Fehlen einer systemischen Toxizität 

Therapie

Symptomatisch je nach Ursache.

Hinweis(e)

Einige Autoren halten die Bezeichnung "Baboon-Syndrom" inzwischen für obsolet. Mit dem Akronym "SDRIFE " =  symmetrical drug related intertriginous and flexural exanthema wurde eine präzisere Beschreibung dieser fraglichen Entität versucht (Wolf R et al. 2015):

  • S= symmetrical (symmetrische Anordnung der Hauterscheinungen)
  • DR= drug related (s. u. Ätiopathogenese)
  • I=  intertriginous (gluteal, perianal, V-förmig inguinal/Oberschenkel)
  • F= flexural (Beteiligung mindestens einer weiteren Beugen-Region) 
  • E= exanthema (oft tiefrote flächige Erytheme oder Plaques) 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Andersen KE, Hjorth N, Menne T (1984) The baboon syndrome: systemically-induced allergic contact dermatitis. Contact Dermatitis 10: 97-100
  2. Bevilaqua M et al. (2021) SDRIFE-like rash in COVID-19 patient: drug reaction or another cutaneous manifestation of SARS-CoV-2? Int J Dermatol 60: 884-885.
  3. Blackmur JP et al. (2013) Baboon syndrome: an unusual complication arising from antibiotic treatment of tonsillitis and review of the literature. BMJ Case Rep doi: 10.1136/bcr-2013-201977.
  4. Cabrera Hernandez V et al. (2019) Symmetrical drug-related intertriginous and flexural exanthema due to clindamycin. BMJ Case Rep 12:e230077.
  5. Chicharro P et al. (2021) SDRIFE-like rash associated with COVID-19, clinicopathological correlation. Australas J Dermatol 62: 88-89.
  6. Erdmann SM et al. (2010) Hämatogenes Kontaktekzem durch Nahrungsmittel. Allergo J 19: 264-271
  7. Harde V et al. (2011) Baboon-Syndrom bei Typ IV-Sensibilisierung auf Triamcinolonacetonid. Abstract-CD 46. DDG-Tagung: P02/17
  8. Haufe, K et al. (2013) Ungewöhnliche klinische Präsentation eines Baboon-Syndroms. derm 19: 197-201
  9. Häusermann P et al. (2004) Baboon syndrome resulting from systemic drugs: is there strife between SDRIFE and allergic contact dermatitis syndrome? Contact Dermatitis 51:297-310.
  10. Herfs H et al. (1993) "Baboon syndrome". A particular manifestation of hematogenous contact reaction. Hautarzt 44: 466-469
  11. Kick G, Przybilla B (2000) Delayed prick test reaction identifies amoxicillin as elicitor of baboon syndrome. Contact Dermatitis 43: 366-367
  12. Koschitzki K et al.(2024) Seltener Fall von Itraconaziol-induziertrem SDRIFE. JDDG 22:833-836 
  13. Magnolo N et al.(2017) Pustulobullöse Variante eines SDRIFE (symmetrical drug-related intertriginous andflexural exanthema).J Dtsch Dermatol Ges 15:657-659.
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  18. Ziemer M (2014) Kutane Arzneimittelreaktionen vom Spättyp. Pathogenese, Klinik und Histologie. Hautarzt 65: 397-408 

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