Synonym(e)
Definition
In Mastzellen gebildetes, die Blutgerinnung hemmendes und die Fibrinolyse förderndes Mukopolysaccharid. Herapin potenziert die Wirkung von Antithrombin.
Wirkungsspektrum
Rosenberg konnte 1973 die Wirkungsweise des Heparins aufklären. Heparin bindet an Lysinreste des Antithrombins III (ATIII) zu dem Heparin-AT-Komplex. Dies führt zu einer Konformationsänderung des aktiven Zentrums des AT-III. Hierdurch wird das Antithrombins III von einem langsam wirkenden zu einem schnell wirkenden Inhibitor der Gerinnungsfaktoren umgewandelt und die AT-III-Wirkung vertausendfacht. Heparin dissoziiert nach dieser Wirkung des Heparin-AT-Komplexes und wird wiederum aktiv.
Der Heparin-AT-Komplex hemmt Thrombin und den Faktor Xa.
Weiterhin hemmt der Heparin-AT-Komplex die Serinproteasen, indem er deren proteolytische Aktivität und damit die Blutgerinnungskaskade des intrisischen Systems hemmt.
Eine weitere Wirkung des hochmolekularen Heparins besteht in der Hemmung der Thrombozytenfunktion und in einer Erweiterung der Gefäße. Andererseits hemmen die Thrombozyten die antiokoagulatorische Wirkung von Heparin durch die Bindung von Faktor Xa, der dadurch vor dem Heparin-AT-III-Komplex geschützt ist, sowie über die Sekretion des Heparin-neutralisierenden Plättchenfaktors 4.
Weitere gerinnungsinhibierende Wirkungen des Heparins sind seine Effekte auf die Endothelzellen. Hier aktivieren unfraktioniertes und niedermolekulares Heparin die Synthese des antikoagulatorisch wirksamen, heparinähnlichen Heparansulfates und stimulieren die Freisetzung des tissue factor pathway inhibitor (TFPI).
Weiterhin verstärkt Heparin die fibrinolytische Aktivität durch eine Stimulierung der Freisetzung von t-PA (Tissue-Plasminogenaktivator) aus dem Endothel. Heparin binden an Plasma- und Plättchenproteine, wie Plättchenfaktor 4, Fibronektin, Thrombospondin, Komplement und beta-Thromboglobulin.
Darüber hinaus hat Heparin eine Reihe von Funktionen, die keinen direkten Bezug zur Gerinnung haben. So wirkt es im Endothel auf eine Lipoproteinlipase und greift in den Triglyceridstoffwechsel ein.
Bei der Abwehr von allergischen und anaphylaktischen Zuständen ist es in hoher Konzentration in Mastzellen nachweisbar und wird bei allergischen Reaktionen aus diesen freigesetzt, wodurch es eine Schutzfunktion für den Organismus ausübt.
Heparin antagonisiert die Toxizität von Substanzen, die Histamin freisetzen. Abgebaut wird das Heparin über eine Heparinase, die in Leber und Niere nachweisbar ist.
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Indikation
Therapeutische Anwendung findet Heparin als rasch wirkendes Antikoagulans zur Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen und Embolien. Im Handel sind Heparine mit einem Molekulargewicht zwischen 4.000 Dalton (niedrigmolekulares Heparin; fraktioniert) und 50.000 Dalton (hochmolekulares Heparin; nicht fraktioniert) für die s.c. und i.v. Injektion. Antagonist für Heparine ist z.B. Protaminhydrochlorid. S.u. Heparine, systemische, s.u. Heparine, topische, s.u. Heparinoide, systemische, s.u. Heparinoide, topische.
Unerwünschte Wirkungen
- Blutungen (dosisabhängiges allg. Blutungsrisiko)
- Reversibler Ansteig der Transaminasen (häufig in 60% der Fälle)
- Allergische Reaktionen (s.u. Heparinallergie)
- Überempfindlichkeitsreaktionen (Urtikaria, Rhinitis, Konjunktivitis, Bronchospasmus)
- Thrombozytopenie
- diffuser Haarausfall
- (Lokalisierte) Hautnekrosen (selten; insbes. 5-9 Tage nach Therapiebeginn an den Einstichstellen subkutaner Injektionen eintretend).
- Osteoporose (v.a. bei Langzeitanwendung).
Hinweis(e)
Die Überwachung einer Therapie mit unfraktioniertem Heparin erfolgt durch die Thrombinzeit oder durch die aktivierte partielle Thrombinzeit (aPTT).