Synonym(e)
Definition
Initial schnell wachsender (laut typischer Anamnese meist wenige Wochen betehend), solitärer, seltener in Mehrzahl, dann auch im Rahmen von Syndromen (s.u. Einteilung; s. Leblebici C et al. 2017) oder unter Immuntherapie (z.B. mit Pembrolizumab/Freites-Martinez et al.2017) auftretender, 1,0 bis maximal 3,0 cm großer, fester, epithelialer Tumor, der sich vom Haarfollikel oder vom Oberflächenepithel der Haut (selten der Schleimhaut) aus entwickelt, zunächst infiltrativ wächst und nach Wochen bis Monaten unter Ausstoßung eines zentralen Hornpfopfes eine spontane Rückbildungstendenz haben kann (das Wachstumsverhalten wird als Analogie zum Haarzyklus interpretiert).
Auch interessant
Einteilung
Neben dem klassischen Typ des Keratoakanthoms wurden verschieden klinische Varianten beschrieben. Alle Varianten weisen ein identisches histologisches Bild auf und unterscheiden sich lediglich durch ihr makro-morphologisches Muster, ihre Lokalisation (z.B. beim subungualen KA) und ihr Wachstumsverhalten (destruierende Varianten).
Klinische Varianten des Keratoakanthoms (KA)
- KA, solitäres
- KA, klassischer Typ (Beschreibung s. hier)
- KA, plattenförmiger Typ.
- KA, multiple
- KA, multiple, eruptive multiple (Typ Grzybowski)
- KA, multiple, selbstheilende (Typ Ferguson-Smith -Mutation in TGFBR1)
- KA, multiple, selbstheilende (Multiple selbstheilende Palmoplantarkarzinome/MSPC/Mutation in NLRP1)
- KA, multiple mit Pruritus (Typ Witten Zak)
- KA, multiple unter Immuntherapie (Freites-Martinez et al.2017)
- KA, multiple bei sonstigen genetischen Syndromen
- KA, destruierende:
- KA, destruierendes, subunguales
- KA, destruierendes, aggregiertes
- KA, multiple, destruierende
- Keratoacanthoma marginatum centrifugum (Typ Miedzinski-Kozakiewicz).
- KA, destruierendes, Riesenkeratoakanthom.
Ätiopathogenese
Ungeklärt. Meist nach chronischen aktinischen Noxen (überwiegendes Auftreten in lichtexponierten Arealen), auch nach mechanischen Traumata, nach Kontakten mit chemischen Karzinogenen, bei Immunsuppression sowie paraneoplastisch bei Neoplasien innerer Organe (insbes. des Intestinaltraktes) auftretend.
Genetischer Faktor: Auftreten multipler KA bei genetischen Syndromen (s. Einteilung).
Der Nachweis von HPV (HPV 25) insbes. bei multiplen KA ist in seiner pathogenetischen Bedeutung bisher unklar.
Manifestation
Manifestation selten vor dem 20. LJ, gehäuft bei Männern ab dem 55. Lebensjahr (Häufigkeitsgipfel zwischen 50.-79. LJ). Gehäuftes Auftreten wird bei Immunsupprimierten beobachtet. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Lokalisation
Lichtexponierte Areale hellhäutiger Personen, vor allem Gesicht, auch Handrücken. Handflächen und Fußsohlen bleiben frei, ebenso die Schleimhäute.
Klinisches Bild
Das hier beschriebene klassische Keratoakanthom imponiert als solitäres, 0,5 cm bis maximal 3,0 cm (Literatur: in Einzelfällen bis zu 9,0 cm!) großes, kugelig vorgewölbtes, hartes, rotes oder rot-braunes, zentral eingedelltes, schmerzloses Knötchen (oder Knoten), dessen Oberfläche von Teleangiektasien durchzogen ist.
Typisch ist ein wallförmig aufgeworfener Rand, der den zentralen, grau-gelben, keratotischen Pfropf lippenförmig umschließt.
Das Keratoakanthom ist auf seiner Unterlage gut verschieblich.
Typischerweise wird ein dreiphasiger klinischer Verlauf beobachtet:
- Stadium der Proliferation (Dauer etwa 2-6 Wochen) mit schnellem Wachstum (Zeitraum der klinischen Vorstellung)
- Stadium der Ausreifung (statische Phase; Dauer unbestimmt)
- Stadium der Rückbildung (diese Phase ist umstritten und sollte nicht abgewartet werden).
Multiple eruptive Keratoakanthome werden als 0,1-1,2 cm große feste, hautfarbene bis rötliche Papeln und Knoten beschrieben. Sie treten unter Immunsuppression auf. Vereinzelt auch nach Tätowierungen.
Das Riesenkeratoakanthom (auch Keroakanthoma giganteum genannt) zeigt bei typischer klinischer und histologischer Morphologie ein ungewöhnliches, überdimensioniertes (bis 10 cm) Größenwachstum.
Das Keratoacanthoma marginatum centrifugum, ist eine ungewöhnliche Variante des Riesenkeratoakanthoms und kennzeichnet sich durch ein plattenartiges Erscheinungsbild mit fehlender Rückbildungstendenz im Randgebiet der Geschwulst.
Histologie
Histologische Abgrenzung zum Plattenepithekarzinom bei Stanzbiopsien oder Teilexzidaten ist nicht möglich. Insofern ist die histologische Diagnose KA nur dann zu stellen, wenn sich dieses in seiner typischen histomorphologischen Gestalt präsentiert.
Hierbei zeigt sich ein zentraler Hornpfropf, der von breiten epidermalen Tumorproliferaten lippenförmig umschlossen ist. Die Tumorproliferate zeigen infiltrierendes und destruierendes Wachstum. Das umgebende Bindegewebe ist deutlich fibrosiert sowie kräftig rundzellig infiltriert. Die basalen Keratinozyten sind deutlich vergrößert und zeigen ein kräftig eosinophiles Zytoplasma. Insbes. im Proliferationsstadium sind die basalen Tumoranteile deutlich zell- und kernpolymorph mit Einzelzelldyskeratosen sowie zahlreichen auch pathologischen Mitosen. Daneben kleine Hornperlen mit konzentrisch geschichteten Keratinozyten. Die Zahl der Mitosen ist unterschiedlich und bei jungen KA deutlich, bei älteren nur mäßig vermehrt. Bei älteren KA findet sich im Tumorparenchym eine zunehmende entzündliche Komponente mit Mikroabszessen aus eosinophilen und neutrophilen Leukozyten sowie vereinzelten Riesenzellen vom Fremdkörpertyp.
Differentialdiagnose
Bestrahlungstherapie
Interne Therapie
Operative Therapie
Exzision ist die Therapie der 1. Wahl. Sicherheitsabstand zur Seite und in die Tiefe von 2-3 mm.
Alternativ: Kürettage und anschließendes sofortiges Auftragen einer 5-Fluorouracil-Creme (z.B. Efudix). Efudix-Behandlung 3-4mal in 2-tägigen Abständen wiederholen.
Alternativ: Kürettage und anschließende sofortige Durchführung einer Kryochirurgie (2maliger Zyklus, geschlossenes Verfahren) oder Kürettage und Kauterisation der Basis.
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Das Keratoakanthom ist weder klinisch noch histologisch eindeutig von einem spinozellulären Plattenepithelkarzinom zu unterscheiden. Wegweisend ist die kurze Bestandsdauer von einigen Wochen!
Es empfiehlt sich insofern nicht, eine "Selbstheilung" des Tumors abzuwarten.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Boateng B et al. (1995) Multiple keratoacanthomas (Witten-Zak type) in prurigo simplex subacuta. Hautarzt 46: 114-117
- Chu DH et al. (2003) Generalized eruptive keratoacanthoma of Grzybowski. J Drugs Dermatol 2: 318-319
- Consigli JE et al. (2000) Generalized eruptive keratoacanthoma (Grzybowski variant). Br J Dermatol 142: 800-803
- Freites-Martinez et al.(2017) Eruptive Keratoacanthomas Associated With Pembrolizumab Therapy. JAMA Dermatol 153: 694-697.
- Hsu S et al. (2003) Reactive multiple keratoacanthoma in a patient with chronic renal insufficiency. Br J Dermatol 148: 1270-1271
- Hutchinson J (1889) The crateriform ulcer of the face, a form of acute epithelial cancer. Trans Pathol Soc London 40: 275-281
- Jasnoch V et al. (1995) Die seltenen Varianten der Keratoakanthome. Hautarzt 46: 244–9
- Kato N et al. (2003) Ferguson Smith type multiple keratoacanthomas and a keratoacanthoma centrifugum marginatum in a woman from Japan. J Am Acad Dermatol 49: 741-746
- Laaff H et al. (1992) Eruptive Keratoakathome Typ Grzybowski und Ektropium. Ein therapeutisches Problem. Hautarzt 43: 143–147
- Leblebici C et al. (2017) Cytokeratin 17 and Ki-67: Immunohistochemical markers for the differential diagnosis of keratoacanthoma and squamous cell carcinoma. Oncol Lett 13: 2539-2548.
- Norgauer J et al. (2003) Human papillomavirus and Grzybowski's generalized eruptive keratoacanthoma. J Am Acad Dermatol 49: 771-772
- Peris K et al. (2003) Successful treatment of keratoacanthoma and actinic keratoses with imiquimod 5% cream. Eur J Dermatol 13: 413-414
- Remling R et al. (2000) Intralesional methotrexate injection: an effective time and cost saving therapy alternative in keratoacanthomas that are difficult to treat surgically. Hautarzt 51: 612-614
- Rinker MH et al. (2001) Histologic variants of squamous cell carcinoma of the skin. Cancer Control 8: 354-363
- Schwartz RA et al. (2002) Generalized eruptive keratoacanthoma of Grzybowski: follow-up of the original description and 50-year retrospect. Dermatology 205: 348-352
- Sanchez Yus E et al. (2000) Solitary keratoacanthoma: a self-healing proliferation that frequently becomes malignant. Am J Dermatopathol 22: 305-310
Verweisende Artikel (23)
Angiosarkom epitheloides; Chondrodermatitis nodularis chronica helicis; Dyskeratose; Epitheliome, multiple selbstheilende der Haut; Fibroxanthom atypisches; Freudenthal, Walter; Idiopathic cutaneous pseudoepitheliomatous hyperplasia; Keratoakanthome familiäre; Keratoakanthome multiple eruptive; Keratoakanthom klassischer Typ; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (26)
Acitretin; Basalzellkarzinom (Übersicht); Fluorouracil; Gray; Isotretinoin; Kauterisation; Keratoacanthoma centrifugum marginatum; Keratoakanthome familiäre; Keratoakanthome multiple eruptive; Kryochirurgie; ... Alle anzeigenDisclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.