Synonym(e)
Definition
Das BRAF-Gen (BRAF steht für "B-rapidly accelerated fibrosarcoma protein") kodiert ein Protein, das auf Chromsom 7q34 lokalisiert ist und das zur RAF-Familie der Serin/Threonin-Proteinkinasen gehört. Es gehört zu einer Klasse von humanen Onkogenen. Das kodierte Protein, eine aus 766 Aminosäuren bestehende gleichnamige, zytoplasmatische Serin / Threonin-Kinase, spielt eine Rolle bei der Regulierung des MAP-Kinase/ERK-Signalweges, der die Zellteilung, Differenzierung und Sekretion beeinflusst. Mutationen in diesem Gen, am häufigsten die V600E-Mutation, sind die am häufigsten identifizierten krebsverursachenden Mutationen beim Melanom und wurden auch bei verschiedenen anderen Krebsarten festgestellt, darunter Non-Hodgkin-Lymphom, Kolorektalkarzinom, Schilddrüsenkarzinom, nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, Haarzellenleukämie und Adenokarzinom der Lunge. Mutationen in diesem Gen werden auch mit dem kardiofaziokutanen Syndrom, dem Noonan-Syndrom und dem Costello-Syndrom in Verbindung gebracht, die überlappende Phänotypen aufweisen. Ein Pseudogen dieses Gens wurde auf dem X-Chromosom identifiziert.
Mutationen im BRAF-Gen können zu einer Daueraktivierung des RAS/MAPK-Signalweges führen und so zur Krebsentstehung beitragen. Generell sind aktivierende Missense-Mutation im Codon 600 bei verschiedenen Tumoren beschrieben worden. Die häufigste Form der V600-Mutation ist die V600E-Mutation, bei der Valin gegen Glutaminsäure ausgetauscht wird.
Weitere bekannte, aber seltenere Mutationen des Codon 600 sind u.a.:
- V600D: Valin -> Asparaginsäure
- V600K: Valin -> Lysin
- V600M: Valin -> Methionin
- V600R: Valin -> Arginin
Allgemeine Information
Nachweisbar sind somatische V600E- Mutationen bei: Non-Hodgkin-Lymphomen, kolorektalen Karzinomen, Melanomen, papillären Schilddrüsenkarzinomen, nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC), Glioblastomen, pleomorphen Xanthoastrocytomen, bei der Haarzellleukämie. Bei glialen Hirntumoren kommen BRAF-Mutationen in ca. 8% der Fälle vor.
Erworbene V600E Mutationen bei inflammatorischen (?) Erkrankungen: Erdheim-Chester-Erkrankung (Cives M et al. 2015).
Vererbte Mutationen von BRAF führen zu Fehlbildungssyndromen, so zum Kardio-fazio-kutanen Syndrom (CFC-Syndrom: Herzfehler, Gesichtsfehlbildungen und mentale Retardierung)
Hinweis(e)
Eine gezielte Hemmung von B-Raf ist durch BRAF-Inhibitoren möglich, die bei zahlreichen Tumoren inzwischen zum festen Repertoire onkologischer Therapiemaßnahmen gehören.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Chapman PB et al.(2011) Improved survival with vemurafenib in melanoma with BRAF V600E mutation. BRIM-3 Study Group N Engl J Med 364:2507-2516.
- Davies H et al. (2002) Mutations of the BRAF gene in human cancer. Nature 417: 949–54.
- Schindler G et al. (2011) Analysis of BRAF V600E mutation in 1,320 nervous system tumors reveals high mutation frequencies in pleomorphic xanthoastrocytoma, ganglioglioma and extra-cerebellar pilocytic astrocytoma. Acta Neuropathol 121:397-405.
- Cives M et al. (2015) Erdheim-Chester disease: a systematic review. Crit Rev Oncol Hematol 95:1-11.
- Haroun F et al. (2017) Erdheim-Chester Disease: Comprehensive Review of Molecular Profiling and Therapeutic Advances. Anticancer Res 37:2777-2783.