Naevus Ota D22.30

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Melanozytose okulodermale; mesodermalmelanosis of the face and sclera; Naevus fuscocoeruleus ophthalmomaxillaris; Naevus Ota; nevus of Ota; okulodermale Melanozytose; Ota-Naevus

Erstbeschreiber

Ota, 1939

Definition

Meist kongenitaler, dermaler melanozytärer Naevus (wird auch als okuläre dermale Melanose bezeichnet), eine gutartige dermale Melanose, die vor allem im Bereich der Trigeminusverteilung auftritt. Am häufigsten sind der erste und zweite Abschnitt des Trigeminusnervs, nämlich der ophthalmische V1 und der maxilläre V2, betroffen. Damit häufig verbunden ist eine Melanose der Skleren.  Der Pigmentnaevus tritt fast nur bei Menschen mit asiatischer Abstammung, besonders bei Frauen auf.

Eine erworbene dermale Melanose wurde ebenfalls bei Asiatinnen beschrieben (Erworbene bilaterale Naevus Ota-artige Pigmentflecken/Acquired, bilateral nevus of Ota-like macules(Yang X et al. 2023).

S.a.u. Naevus fuscocoeruleus deltoideoacromialis.

Einteilung

Folgende Klassifikation wurde vorgeschlagen (Huang WH et al. (2013):

  • Typ I (mild): Typ A ist periokulär. Typ B betrifft die Jochbeinregion. Typ C betrifft die Stirn. Typ D betrifft nur die Nase.
  • Typ II (mittelschwer): Ähnlich wie Typ I, aber in stärkerem Ausmaß.
  • Typ III (intensiv): Periokulare, Nasen- und Kopfhautbeteiligung.
  • Typ IV: Beidseitige Beteiligung.

Vorkommen/Epidemiologie

Meist bei Asiaten auftretend. Gehäuft in Japan.

Ätiopathogenese

Die genaue Ätiologie ist unbekannt. Verschiedene Hypothesen wurden aufgestellt:

  • Die Melanozyten wandern nicht von den Zellen der Neuralleiste in die Basalschicht der Epidermis ein (Fußkranke der Melanogenese).
  • Frühere Strahlentherapie/Strahlenbelastung/hormonelle Faktoren (?)
  • Mutationen in den Genen BRAF und NRAS des MAP-Kinase-Wegs wurden ebenso vermutet wie  Mutationen im  GNAQ-Gen  (GNAQ  steht für „G Protein Subunit Alpha Q“) ist ein Protein kodierendes Gen, das auf Chromosom 9q21.2 lokalisiert ist.
  • Die Monosomie von Chromosom 3 und der Zuwachs des langen Arms von Chromosom 8q ist ein signifikanter Risikofaktor für das Aderhautmelanom und einen schlechten Ausgang (Swann PG et al. 2010) 

Manifestation

Nicht immer bereits bei Geburt sichtbar. Erstmanifestationen sind bis zum 10. LJ beschrieben. Mädchen sind 3-5mal häufiger betroffen als Jungen.

Lokalisation

Versorgungsbereich des 1. und 2. Trigeminusastes.

Klinisches Bild

Der Naevus fuscocoeruleus ophthalmomaxillaris (Naevus Ota) ist in der Regel asymptomatisch, obwohl in seltenen Fällen auch über Sensibilitätsverluste berichtet wurde. Er ist durch eine bläuliche Hyperpigmentierung entlang der ophthalmischen und maxillären Abschnitte (V1 und V2) des N. trigeminus gekennzeichnet. Der Naevus fuscocoeruleus ophthalmomaxillaris ist in der Regel unilateral, selten bilateral. Morphologisch imponieren makulöse (selten papulöse oder knotige), fleckig braune, schieferblaue oder mit grau-schwarzer Pigmentierung versehene Läsionen, wobei tiefere Läsionen blau erscheinen. Die Läsionen sind konfluierend, flach mit unscharfer Begrenzung. Die Pigmentierung kann extrakutane Stellen wie die Augen (Bindehaut, Sklera, Hornhaut und Uvea) betreffen. Auch die Mundhöhle und die Nasenschleimhaut kann betroffen sein.

Extrakutane Manifestation: Beteiligung des Auges und der Wangenschleimhaut ist möglich. Bis zu 26% der Patienten zeigen bilaterale Ausprägung. Beteiligung des Trommelfells (55%), der Augen (49%), Nasenschleimhaut (28%), Pharynx (24%) und des Gaumens (18%). Assoziierte Symptome: Glaukom, Katarakt, Taubheit, Occiputdeformität, Hemiatrophia facei.

Diagnostik

Es sollte eine vollständige augenärztliche Untersuchung durchgeführt werden, einschließlich einer Prüfung der Sehschärfe, einer Messung des Augeninnendrucks, einer Spaltlampenuntersuchung des vorderen Augenabschnitts und einer Untersuchung des erweiterten Augenhintergrunds. Eine subkonjunktivale Melanose und episklerale Pigmentierung sind bei der Spaltlampenuntersuchung gut zu erkennen.

Empfehelnswert ist eine erweiterte periphere Netzhautuntersuchung, um Veränderungen der  Aderhaut, insbesondere ein Aderhautmelanom auszuschließen. Empfehlenswert ist eine stereoskopische Untersuchung des Sehnervenkopfes , um eine eventuelle Verkrümmung des Sehnervenkopfes zu dokumentieren. 

Histologie

Im mittleren und oberen Korium teils gruppiert liegende, bevorzugt periadnexielle, spindelförmige, mit Pigmentgranula gefüllte Melanozyten, keine Melanophagen.

Diagnose

Es gibt keinen definitiven Diagnosetest, um den Naevus von Ota zu bestätigen. Die Diagnose kann anhand der klinischen Morphologie und der topographischen Verteilung der Läsionen gestellt werden. Die Dermatoskopie zeigt eine bläuliche bis schiefergraue, homogene Pigmentierung. Eine Hautbiopsie ist erforderlich, wenn die darüber liegende Haut eine Ulzeration entwickelt oder eine Pigmentveränderung mit der Entwicklung von Papeln vorliegt.

Differentialdiagnose

Erworbene bilaterale Naevus Ota-artige Pigmentflecken: diese sind erworben, nicht angeboren, Pigmentierungen der Skleren sind eher unwahrscheinlich.

Therapie

Eine Behandlung ist aus kosmetischen Gründen oder bei einer bösartigen Transformation erforderlich. Ggf. kosmetische Abdeckung (z.B. Dermacolor). Die gepulste gütegeschaltete Laserchirurgie ist die Behandlung der Wahl für den Nävi von Ota-Naevus. Sie zielt auf die dermalen Melanozyten und Melanophagen durch ihre selektive photothermische und fotomechanische Zerstörung ab, wodurch die Pigmentierung verringert wird. 

Bei ausgedehnteren Läsionen oder Metastasen kann eine Kombination aus chirurgischer Exzision und Strahlentherapie, transpupillärer Thermotherapie oder Chemotherapie versucht werden. Chemische Peelings, Dermabrasion, Elektrokauterisation oder Kryotherapie sind weitere optionale Behandlungsmethoden (Alster TS et al. 1995).   

Verlauf/Prognose

Ein Naevus fuscocoeruleus ophthalmomaxillaris wird in der Regel zunächst als kosmetisches Problem aufgrund der bläulichen Verfärbung der periokularen Haut und der Sklera bei Augenärzten oder Dermatologen vorgestellt. Es handelt sich in erster Linie um eine klinische Diagnose, doch besteht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für ein Glaukom und ein Aderhautmelanom (10 % bzw. 0,25% ). Es ist wichtig, bei der ersten Visite den Augeninnendruck zu messen, eine Gonioskopie und eine indirekte Ophthalmoskopie durchzuführen. Die serielle Überwachung des Augeninnendrucks ist empfehlenswert, um ein frühes Glaukom zu erkennen. Für die Behandlung dieser Patienten ist eine enge interprofessionelle Teamkoordination mit Augenärzten, Dermatologen und primären Klinikern angezeigt.

Die Ausbildung von intrazerebralen melaninbildenden Tumoren ist sehr selten aber möglich.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Alster TS et al. (1995)  Treatment of nevus of Ota by the Q-switched alexandrite laser. Dermatol Surg 21:592-596.
  2. Alvarez-Cuesta CC (2002) Nevus of Ota associated with ipsilateral deafness. J Am Acad Dermatol 47: S257-259
  3. Hidano A et al. (1991) Acquired dermal melanocytosis of the face and extremities. Br J Dermatol 124: 96–99
  4. Huang WH et al. (2013)  A new classification of nevus of Ota. Chin Med J (Engl) 126: 3910-3914.
  5. Kono T et al. (2003) Use of Q-switched ruby laser in the treatment of nevus of ota in different age groups. Lasers Surg Med 32: 391-395
  6. Ota M, Tanino H (1939) Naevus fuscocaeruleus ophthalmo-maxillaris and melanosis bulbi. Tokyo Iji Shinshi 63: 1243–1245
  7. Pérez ME et al. (2019) Nevus of Ota, a classic presentation. Med Clin (Barc) 153:92.
  8. Swann PG et al. (2010) The naevus of Ota. Clin Exp Optom. 2010 Jul;93(4):264-267
  9. Terheyden P et al. (2001) Nevus of Ota and choroid melanoma. Hautarzt 52: 803-806
  10. Ueki H et al. (1991) Erworbener, bilateraler Naevus Ota. Hautarzt 42: 584–586
  11. Yang X et al. (2023) A retrospective study of 1064-nm Q-switched Nd:YAG laser therapy for acquired bilateral nevus of Ota-like macules. Skin Res Technol 29:e13298.
  12. Zhang Q et al. (2017) Clinical profile and triggering factors for acquired, bilateral nevus of Ota-like macules. Cutan Ocul Toxicol 36:327-330.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024