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Tinea barbaeB35.0
Synonym(e)
Definition
Erreger
Meist zoophile Dermatophyten; v.a.Triphophyton verrucosum (Hauptwirt: Rinder, Erreger der Rinderflechte) und Trichophyton mentagrophytes var. interdigitale (Hauptwirt:Nager), seltener auch andere Trichophyton- und Mikrosporumarten (s. Trichophyton, Mikrosporum). Regional unterschiedlich können auch anthrophile Dermatophyten wie Trichophyton rubrum vorherrschende Erreger einer Tinea barbae sein (Duarte B et al. 2019).
Indizierend sind ein gleichzeitiger Nachweis einer Tinea manuum und/oder einer Tinea unguium gfls. bei Vorliegen einer Immunsuppression (Erreger wird von den Händen auf den Gesichtsbereich übertragen).
Ätiopathogenese
Klinisches Bild
Herdförmige, zunächst entzündliche, schuppende Rötung. Im weiteren Verlauf können umschriebene nicht-eitrige und eitrige Follikulitiden (follikuläre Pusteln), furunkuloide Knoten und konfluierende Abszedierung auftreten. Erkrankte Haare lassen sich schmerzlos epilieren. Druckschmerzhafte regionale Lymphknotenschwellungen, evtl. Störung des Allgemeinbefindens mit Fieber. Nicht selten geht der Tinea barbae eine mehrmonatige Therapie mit Externkortikoiden voraus. Nassrasuren fördern die Ausbreitung der Erreger.
Histologie
Diagnose
Eine Abstrichuntersuchung ist meist nicht zielführend; hierbei läßt sich überwiegend Staphylokokkus aureus im Rahmen einer Sekundärinfektion nachweisen.
Wichtig ist der Pilznachweis im oder am epilierten Haar, im Nativpräparat und in der Kultur. Tr. Verrucosum und Tr. interdigitale verursachen einen Ektothrix-Befall mit großen Arthrosporen. .
Differentialdiagnose
- Folliculitis simplex barbae: Sukkulente Erytheme mit zahlreichen, teilweise konfluierenden, follikulär gebundenen Pusteln; später honiggelbe Krusten. Schmerzhaftigkeit und Brennen, v.a. beim Rasieren. Meist großflächig verteilt, deutlich follikulär betont mit spitzkegeligen follikulären Papulo-Pusteln. Negative Pilzkultur.
- Gramnegative Follikulitis: Chronisch persistierende, blass-rote, follikuläre Papeln und Pusteln auf entzündlich gerötetem Grund. Häufig starke Seborrhoe. Eher juckend als schmerzend. Keine Knotenbildung, Keine Konfluenz der Läsionen.
- Eosinophile, sterile Pustulose (eosinophile, pustulöse Follikulitis): Differenzialdiagnostisch ist wegen des Verteilungsmusters nur die Infantile Form von Bedeutung. V.a. Knaben (5mal häufiger als Mädchen) im Alter von 5-10 Monaten betroffen. Disseminierte, stark juckende und gerötete Papeln und Plaques mit Entwicklung steriler Pusteln. Konfluenz zu größeren Herden ist möglich, auch anuläre und polyzyklische Herde mit zentraler Regression und peripherer Progression können auftreten. Histologie ist diagnostisch!
- Folliculitis barbae candidamycetica (Candida-Follikulitis): Sichtbar sind kleine follikuläre Papeln und Papulo-Pusteln, auch konfluierend, eher juckend als schmerzend, Haare können im läsionalen Bereich fehlen. Kultur aus Abstrichmaterial sowie Inokulationskultur aus epilierten Haaren. Auf Reisagar entwickeln sich innerhalb von 24 h bei 22 Grad C typische Kulturen.
- Tuberculosis cutis colliquativa: Selten; eminent chronische Erkrankung; Meist mehrere kugelig vorgewölbte, subkutane, von lividroter Haut bedeckte Knoten. Später Erweichung, Perforation und Fistulation bzw. Ulzeration. Abheilung unter Ausbildung trichterförmig eingezogener Narben sowie von Wulst-, Zipfel- und Brückennarben. Rezidivierende Knoteneruptionen.
- Aktinomykose: Sehr selten; die Infektion breitet sich von der Tiefe des Unterkiefers zur Haut hin aus. Fieber und Lokalschmerz können Begleitsymptome sein. Es zeigen sich sehr derbe, blau-rote, infiltrierte Indurationen und Knoten mit Tendenz zu Ulzeration oder Einschmelzung mit Fistelneigung und ausgeprägter Narbenbildung. Häufig Verwachsungen im Umgebungsgewebe. In dem austretenden Eiter lassen sich bereits makroskopisch erkennbare, 0,2-0,5 cm große, unregelmäßig geformte, gelbliche, feste Körner ( Drusen) erkennen. Keine Spontanheilung.
- Folliculitis decalvans (s.a. Folliculitis sycosiformis atrophicans) Eher seltene Differenzialdiagnose bei follikulären Entzündungen im Bartbereich. Eminent chronisches Krankheitsbild, das durch allmählich sich ausbreitenden narbigen Haarverlust gekennzeichnet ist. Zunächst disseminierte, kleine, follikuläre Papeln, später pustulöse Umwandlung, Krustenbildung. Peripheres Fortschreiten der Herde, zentral narbige Abheilung. Es resultieren unregelmäßig geformte Narbenherde mit kleinfleckigem, irreversiblem Haarausfall. Ausbildung von Büschelhaaren (typisch für diese Erkrankung)..
Therapie
Abnahme des Bartes. Stets interne antimykotische Therapie, s. Tinea. Empfehlenswert ist die Therapie mit Terbinafin 250mg/Tag p.o. über einen Zeitraum von 4-6 Wochen.
Breitspektrum-Antimykotika aus der Gruppe der Triazole (s.u. Antimykotika) sind gegen Dermatophyten und Hefen wirksam und erfassen weiterhin grampositive Erreger (Superinfektion).
Externe Therapie
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Bei Landwirten kann die Tinea barbae durch Kontakt mit infizierten Großtieren beruflich bedingt sein. Sie ist dann nach Nr. 3102 der Berufskrankheitenverordnung (vom Tier auf den Menschen übertragbare Erkrankungen) über das Hautarztverfahren meldepflichtig.
Literatur
- Duarte B et al. (2019) Adult tinea capitis and tinea barbae in a tertiary Portuguese hospital: A 11-year
audit. Mycoses 62:1079-1083. - Seebacher C et al. (2006) Tinea capitis. J Dtsch Dermatol Ges 4: 1085-1091
- Seebacher C et al. (2007) Tinea der freien Haut. J Dtsch Dermatol Ges 11: 921-926