Tuberculosis cutis colliquativaA18.4

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Gumma tuberkulöse; Scrophuloderma; Skrophuloderm; Subkutane Hauttuberkulose,; Tuberculosis colliquativa cutanea et subcutanea; Tuberkulöse Gumma

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Definition

Subkutane, zu Einschmelzungen und Fisteln führende, postprimäre, subakute Tuberkuloseform bei normerger aber auch hyperger Reaktionslage des Organismus. Entstehung meist durch Übergreifen einer hautnahen Organtuberkulose (z.B. in Lymphknoten oder Knochen) auf Cutis und Subkutis, seltener exogen.

Erreger

Mycobacterium tuberculosis, meist Typus bovinus.

Manifestation

Heute vor allem bei älteren, resistenzgeschwächten Menschen, Immunsupprimierten oder Kindern auftretend.

Lokalisation

Häufig sind Submandibular- und Supraklavikularregion, Inguinalregion,  Retroaurikulärregion sowie seitliche Halspartien betroffen.

Klinisches Bild

Meist mehrere kugelig vorgewölbte, subkutane, von lividroter Haut bedeckte Knoten. Später Erweichung, Perforation und Fistulation bzw. Ulzeration. Abheilung unter Ausbildung trichterförmig eingezogener Narben sowie von Wulst-, Zipfel- und Brückennarben. Rezidivierende Knoteneruptionen.

Sonderform: Tuberculosis subcutanea et fistulosa.

Histologie

Zentrale Kolliquationsnekrose, Abszess, im Randbereich tuberkuloide Granulome, verkäsende Tuberkel.

Diagnose

Die sichere Diagnose einer Tuberkulose beruht auf der Isolierung von Mycobacterium tuberculosis aus der Punktionsflüssigkeit und/oder aus Biopsiefragmenten oder auf der histologischen Untersuchung von Biopsien oder chirurgischen Exzisionspräparaten. Die Verwendung der Polymerase-Kettenreaktionstechnik kann sehr hilfreich sein und die Diagnose schnell stellen, sodass eine Tuberkulosebehandlung frühzeitig eingeleitet werden kann.

Differentialdiagnose

Therapie

Die Behandlung der Tuberculosis cutis colliquativa ist umstritten. Die Kombination von Operation und Tuberkulosebehandlung ist die einzige Garantie für eine endgültige Heilung und wird bevorzugt empfohlen, um Rezidive zu reduzieren.

Die klassische medikamentöse Behandlung der Tuberkulose besteht aus einer zweimonatigen Vierfach-Tuberkulosetherapie (Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid), gefolgt von einer Zweifach-Therapie (Isoniazid und Rifampicin) mit einer Gesamtbehandlungsdauer von neun bis zwölf Monaten.

Dieser medikamentösen Behandlung geht eine chirurgische Behandlung voraus, bei der der Abszess vollständig evakuiert oder sogar reseziert und das darunter liegende nekrotische Gewebe entfernt wird. Die Prognose ist in den meisten Fällen günstig, hängt jedoch davon ab, wie schnell die Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird .

Kinder: Frühzeitige operative Ausräumung, Suche und ggf. Behandlung einer gleichzeitigen Organtuberkulose, Suche der Infektionsquelle (Milch).

Hinweis(e)

Scrophuloderm: aus dem lat. scrofa=Schwein und dem griech. derma=Haut.  

Fallbericht(e)

25-jähriger brasilianischer Mann, der vor 6 Jahren ein initial schmerzloses erythematöses Knötchen in der rechten supraklavikulären Region bemerkte. Dieses sei nach etwa 30 Tagen ulzeriert und habe sich mit dem Fortbestehen zu einer sezernierenden Fistel entwickelt. Ein weiteres ähnliches Knötchen erschien drei Monate später in der rechten Infraklavikularregion. Es wurde die Diagnose Pyoderma gangraenosum gestellt. Die Behandlung mit Prednison und Dapson blieb erfolglos.

Nach vier Monaten traten weitere Knötchen und Fisteln in den Achselhöhlen, der linken supraklavikulären Region und der rechten parasternalen Region auf, mit anhaltender eitriger Sekretion. Jetzt wurde die Diagnose Hidradenitis suppurativa gestellt. Die Therapie erfolgte mit Antiseptika und einem oralen Tetracyclin. Auch dies ohne Besserung.

Schließlich entwickelte sich eine fluktuierende, erythematöse Tumormasse ohne lokale Wärmeentwicklung mit einer Größe von ca. 4 cm x 3 cm in der linken Halsregion. Der Patient hatte keinen chronischen Husten, keinen Gewichtsverlust, kein Fieber und keine anderen Beschwerden. Die ergänzenden Untersuchungen ergaben keine Anomalien im Röntgenbild des Brustkorbs in Vorder- und Seitenansicht. Mikrobiologisch wurde Mykobacterium tuberculosis diagnostiiert. Die Behandlung erfolgte nach operativer Sanierung mit Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol.

Literatur

  1. Brockmeyer NH et al. (1989) Scrophuloderm. Akt Dermatol 15: 160–162
  2. Fujii M et al. (2019) Tuberculosis cutis colliquativa bei tuberkulöser Daktylitis bei einem
  3. Erwachsenen. J Dtsch Dermatol Ges 17:189-191.
  4. Kaur S et al. (2003) Recalcitrant scrofuloderma due to rib tuberculosis. Pediatr Dermatol 20: 309-312
  5. Mello RB, Vale ECSD, Baeta IGR. Scrofuloderma: a diagnostic challenge. An Bras Dermatol. 2019 Jan-Feb;94(1):102-104.
  6. Sanusi T et al. (2021) Tuberculosis cutis colliquativa in an HIV-infected child. Int J Dermatol. 60:e514-e516.
  7. Lo Schiavo A et al. (2014) A case of tuberculosis cutis colliquativa treated with rifampicin and isoniazid. Acta Dermatovenerol Croat 22:160-161.
  8. Wong KK et al. (2010) Simultaneous scrofuloderma and intracranial tuberculomas: a rare presentation of systemic tuberculosis. Australas J Dermatol 51:39-41.

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