Keratosis palmoplantaris mutilans mit Mutation in Loricin (Typ Camisa) Q82.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Keratoma hereditarium mutilans; Keratosis palmoplantaris mutilans; Loricin Keratodermie; Loricrin Keratoderma; Loricrin Keratodermie; MIM 604117; Pseudoainhum-artige Dermatose; Pseudo-Ainhum-Syndrom; Vohwinkel-Syndrom nach Camisa ohne Hörschwäche

Erstbeschreiber

Portal, 1685; Vohwinkel, 1929; Wigley, 1929; Camisa und Rossana 1984

Definition

Hereditäre Genodermatose, die durch massive palmare und plantare Hyperkeratosen, Mutilationen und in einigen Fällen durch Schwerhörigkeit gekennzeichnet ist.

Ätiopathogenese

Nachweislich waren bislang 8 autosomal-dominante Frameschift-Mutationen im Loricrin-Gen. Das LORICRIN-Gen (LOR) ist auf dem Chromosom 1q21 kartiert. Loricrin ist ein wichtiger Bestandteil des "cornified envelope". Mutationen des Loricrin-Gens wurden auch bei Fällen der Erythrokeratodermia progressiva symmetrica nachgewiesen.

Klinisches Bild

Massive, diffuse Palmoplantarkeratosen mit lividem Rand, Hyperhidrose, Kontrakturen sowie typischen anulären keratotischen Schnürfurchen bis hin zum Verlust von Akren. Auch an Knöcheln (Knuckle-Pads), Knien, Unterarmen und Ellbogen können Keratosen auftreten. Manche Kinder werden als Kollodiumbaby geboren.

Therapie

Die Hyperkeratosen wie Schnürfurchen sprechen im Allgemeinen gut an auf systemische Retinoide wie Acitretin (Neotigason) oder Isotretinoin (Menta Simonsen Nico et al. 2017).

Dosierung für Acitretin: Initial 0,5 mg/kg KG/Tag über 4–6 Monate, entsprechend der Klinik langsam absenken. Cave! Knochenwachstum bei Kindern überwachen, Vorsicht bei gebärfähigen Frauen! Extern symptomatisch entsprechend der Keratosis palmoplantaris diffusa circumscripta. Ansonsten entsprechend dem klinischen Erscheinungsbild.

Verlauf/Prognose

Unlängst wurden bei diesem Krankheitsbild eine besondere Form von Regressionsphänomen beschrieben. Klinisch zeigten sich progrediente, weißliche Regressionszonen in läsionaer Haut, in denen die ursprüngliche LOR-Mutation nicht mehr nachweisbar waren. Dieses Phänomen wird als  revertanter Mosaizismus beschrieben. Hierbri handelt es sich um Rückmutanten bei denen eine frühere Mutation durch eine weitere Mutation wieder aufgehoben wird. Dieses Phänomen repräsentiert eine Art natürliche Gen-Therapie (Suzuki S et al. 2019). 

Ein analoges Regressionphänomen wird auch bei der Kongenitalen retikulären ichthyosiformen Erythrodermie nachgewiesen bei der durch spontane Rekombinationsereignisse die ursprüngliche Keratin-Mutation verlorengeht, sodass ein "Konfetti-artiges" klinisches  Erscheinungsbild auftritt.     
 

Hinweis(e)

Die klinischen Symptome überschneiden sich mit denen des Bart-Pumphrey-Syndroms, bei dem ebenfalls eine Mutation des GJB2-Gens vorliegt. Jedoch fehlen bei diesem Syndrom die Schnürringe. 

Auch die Vohwinkel-Keratodermie ist abzugrenzen. Einige Autoren ordnen Keratodermien mit Abschnürungen nur der  "Keratoma hereditarium mutilans" der Vohwinkel-Keratodermie und nicht der Loricrin-Kratodermie zu (Oji v. 2018). 

Literatur
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  1. Atabay K et al. (2001) Keratoderma hereditarium mutilans (Vohwinkel syndrome): an unsolved surgical mystery. Plast Reconstr Surg 108: 1276-1280
  2. Bergonse FN et al. (2003) Olmsted syndrome: the clinical spectrum of mutilating palmoplantar keratoderma. Pediatr Dermatol 20: 323-326
  3. Ishida-Yamamoto A et al. (2000) Mutant loricrin is not crosslinked into the cornified cell envelope but is translocated into the nucleus in loricrin keratoderma. J Invest Dermatol 115: 1088-1094
  4. Matsumoto K et al. (2001) Loricrin keratoderma: a cause of congenital ichthyosiform erythroderma and collodion baby. Br J Dermatol 145: 657-660
  5. Menta Simonson Nico M et al. (2017) Niedrig dosiertes Isotretinoin  verhindert Amputation bei Loricrin-Palmopllantarkeratose. J Dtsch Dermatol Ges. 15: 664-666 
  6. Nico MMS et al. (2017) Low-dose isotretinoin prevents digital amputation in loricrin keratoderma
    (Vohwinkel syndrome with ichthyosis). J Dtsch Dermatol Ges 15:665-667.
  7. Oji (2018) Ichthyosen. In: Braun-Falco`s Dermatologie, Venerologie Allergologie G. Plewig et al. (Hrsg) Springer Verlag S 1080
  8. O'Driscoll J et al. (2002) A recurrent mutation in the loricrin gene underlies the ichthyotic variant of Vohwinkel syndrome. Clin Exp Dermatol 27: 243-246
  9. Peris K et al. (1995) Keratoma hereditarium mutilans (Vohwinkels syndrom) associated with congenital deaf-mutism. Br J Dermatol 312: 617–620
  10. Suzuki S et al. (2019) Somatic recombination underlies frequent revertant mosaicism in loricrin
    keratoderma. Life Sci Alliance 4;2(1). pii: e201800284.
  11. Vohwinkel KH (1929) Keratoma hereditarium mutilans. Arch Dermatol Syph 158: 354-364

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