Lipomatose benigne symmetrische (Übersicht) E88.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Adenolipomatose symmetrische; Bensaude-Syndrom; Büffelhöcker; diffuse symmetrische Lipomatose; diffuse symmetrische mit Bevorzugung des Halsbereichs (Madelung-Fetthals); generalisierte symmetrische Lipomatose; Launois-Bensaude-Syndrom; Lipomatose; Lipomatose diffuse symmetrische; Lipomatose diffuse symmetrische mit Bevorzugung des Halsbereichs (Madelung-Fetthals); Lipomatose generalisierte symmetrische; Lipomatose multiple symmetrische; Lipomatose umschriebene symmetrische; Lipomatosis simplex indolens; Lipomatosis symmetrica; Madelung-Krankheit; Madelung`s disease; multiple symmetrische Lipomatose; Symmetrische Adenolipomatose; umschriebene symmetrische Lipomatose

Erstbeschreiber

Launois u. Bensaude, 1898

Definition

Durch unproportionierte, ungekapselte, diffuse subkutane Fettgewebshyperplasie (v.a. im Bereich des oberen Rumpfes) charakterisierte gutartige Erkrankung, die ja  nach Lokalisation zu einem unterschiedlichem (z.B. pseudoathletischem) Habitus führt.

Einteilung

Klassifikation anhand des Verteilungsmusters (nach Donhauser):

Ätiopathogenese

Diskutiert werden latente familiäre Häufung, Assoziationen zu Stoffwechselstörungen (Hyperlipoproteinämie Typ IV, Hyperurikämie, Diabetes mellitus, Hypothyreose und Alkoholismus mit Leberfunktionsstörungen) sowie autonomes Wachstum von Fettzellen aufgrund von Resistenz gegenüber von Katecholaminen. 

Manifestation

Vor allem bei Männern mit Alkoholabusus auftretend. Männer sind etwa 13mal häufiger betroffen als Frauen. Alter: 30-60 Jahre.

Lokalisation

Hals ( Madelung-Fetthals), vor allem Nacken (Büffelhöcker), Oberarmbereich (Puffärmellipomatose), seitliche Stammpartie, gelegentlich Oberschenkelbeugeseiten.

Klinisches Bild

Diffuse symmetrische, massive, geschwulstartige, teigig derbe Fettgewebsvermehrungen. Die Abgrenzung der Lipome ist wegen der fehlenden Abkapselung schwierig.

Beim pseudoatheltischen Typ kommt es zu einer diffusen Fettvermehrung an Oberarmen sowie im Schulterbereich, sodass durch die Breitschultrigkeit ein  pseudoathletischer Habitus resultiert.

Beim gynäkoiden Typ III finden sich die Fettablagerungen vorwiegend fettschürzenartig am Bauch und im Beckengürtelbereich.

Eine seltene lokalisierte Variante manifestiert sich ausschließlich an den Fußsohlen. Rasche (innerhalb von 1-2 Jahren), schubweise Entwicklung und danach stationäre Fettgewebshyperplasie ohne spontane Rückbildungs- oder Entartungstendenz.

Bei Madelung-Fetthals (Typ I) mechanische Bewegungseinschränkung der Kopfgelenke, Dyspnoe durch Larynx- und Tracheakompression; flächiges Erythem mit Teleangiektasien der Arme (und Beine), Livedo reticularis.

Häufig Assoziation mit inneren Erkrankungen, insbes. Polyneuropathie, chronischen Leberschäden, Gynäkomastie, Hodenatrophie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Hyperurikämie, Lungenkarzinomen, Kaposi-Sarkom, Myalgien, Arthralgien und Varikose.

Histologie

Diffuse, nicht septierte Proliferation reifer univakuolärer Lipozyten mit zungenförmigen Ausläufern in angrenzende Strukturen.

Komplikation(en)

Assoziierte metabolische Störungen: Alkoholische Hepatopathie (60-90% der Patienten), Hyperurikämie sowie manifeste Gicht, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie; häufig Hypertonie. Syntropie mit oro-pharyngealen Karzinomen und Karzinomen des oberen Respirationstraktes sowie Beinvenenvarikose.

Therapie

Keine kausale Therapie bekannt. Patienten haben oft frustrane Diätversuche hinter sich. Durch Autonomie der Fettmassen zeigt Diät oder Tumorkachexie auf die betroffenen Bereiche nur wenig Auswirkung.

Operative Reduktion (insbesondere bei Kompression wichtiger Strukturen) oder Liposuction sind prinzipiell möglich, aber von hoher Rezidivrate gefolgt (Aufklärung des Patienten!). Bei einigen Patienten werden Erfolge mit Salbutamol (z.B. Salbutamol Atid 8 retard) 16 mg/Tag berichtet.

Die Behandlung assoziierter Erkrankungen, z.B. Alkoholismus, ändert i.d.R. nichts an den Fettgewebshyperplasien.

Operative Therapie

Mittels Liposuktion ist eine nachhaltige Fettgewebsreduktion erreichbar. Das  Verfahren ist aufwendig, es bedarf zahlreicher Sitzungen um einen akzeptablen Effekt zu erzielen.     

Verlauf/Prognose

Stillstand der Erkrankung bei absoluter Alkoholabstinenz ist möglich. Explosive Verschlechterung nach Traumen oder chirurgischer Fettgewebsreduzierung (Rhytidektomie, Liposuktion) wurde beobachtet. Die Fettgewebshyperplasie ist diätetisch unbeeinflussbar. Resistenz bei Tumorkachexie. 

Literatur
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