Lichen nitidus L44.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Granuloma nitidum; Pinkus-Krankheit

Erstbeschreiber

Pinkus 1897-1907

Definition

Chronische, asymptomatische, klein-papulöse Dermatose mit disseminierten, etwa 0,1-0,3 cm großen, hautfarbenen oder weißlichen,lichenoid glänzenden Papeln mit zunächst lichenoidem später tuberkuloidem, dermalen Infiltrat.

Keine gesicherte Beteiligung innerer Organe. Eine Assoziation von Lichen nitidus und Morbus Crohn ist nicht gesichert (Stolze I et al. 2018).

Ein Köbner Phänomen ist zu beobachten. 

In dunkler Haut erscheinen die Papeln hypopigmentiert.  

Ätiopathogenese

Ungeklärt, diskutiert werden: atypische Verlaufsform des Lichen planus (eher unwahrscheinlich), miliare Form des Granuloma anulare oder Morbus sui generis. Arzneimittel-ausgelöste Fälle von Lichen nitidus sind in Einzelfällen belegt (Ribavirin, Tremelimumab), dürften jedoch die Ausnahme sein. 

Manifestation

Überwiegend bei Kindern im Vorschul- und Schulalter, seltener bei jungen Erwachsenen oder im mittleren Lebensalter auftretend (20-40 Jahre). Familiäres Auftreten ist extrem selten. 

Ein vermehrtes Auftreten in der afrikanischen Bevölkerung wird diskutiert. 

Keine Geschlechterbevorzugung. 

Lokalisation

Beugeflächen der Unterarme, Hals, Brust, Rücken, Handrücken, Penis, Vulva. 

Eine als "actinic Lichen nitidus" beschriebene Variante tritt v.a. im Gesichtsbereich auf. 

Nageldystrophien werden bei etwa 10% der Pat. beschrieben.

Mundschleimhautbeteiligung in Form blasser, grauer Papeln sind möglich aber eine Rarität.

Ebenso selten ist ein palmo-plantarer Befall.   

Klinisches Bild

Disseminierte, auch gruppierte, auf heller Haut rötlich-bräunliche, auf dunkler Haut weißliche, kaum 0,1 cm große, leicht erhabene, perlmuttartig spiegelnde, zentral gelegentlich genabelte, nicht juckende runde oder polygonale (nicht follikuläre) Papeln. Konfluenz kommt vor, ist jedoch eher selten. Nachweislich ist ein isomorpher Reizeffekt (Köbner-Phänomen). Auf dunkler Haut erscheinen die Effloreszenzen heller als die Umgebung, sodass sich ein inverses Muster ergibt (s. Abb.).

Eine kasuistisch belegte Rarität ist der lineare (blaschkoide) Lichen nitidus (Oiso N et al. 2016). 

Ebenso selten werden läsionale Bläschen oder Hämorrhagien beobachtet.

Weiterhin wurde eine perforierende Variante als Rarität beschrieben .

Nageldystrophien sind nachweisbar: Verdickung der Nagelplatte, Onychorrhexis; longitudinale Streifen, Grübchenbildungen.

Histologie

Frühstadium: Interface-Dermatitis, die sich über mehrere dermale Papillen erstreckt. Interstitielles oder auch perivaskulär akzentuiertes lymphozytäres Infiltrat mit unterschiedlich ausgeprägter Epidermotropie. Meist nur diskrete vakuolige Degeneration der basalen Keratinozyten. Atrophie des läsionalen Epithels. Die Verhornung ist meist orthokeratotisch. Insgesamt wenig spezifisches Bild.

Spätstadium: Zunehmende Dichte von Epitheloidzellen, Plasmazellen und mehrkernigen Riesenzellen vom Langhanszelltyp (nicht zu verwechseln mit Langerhanszellen welche ortständige Histiozyten sind). Hierdurch präsentiert sich ein granulomatöser Charakter.

Therapie

Aufklärung des Patienten über Harmlosigkeit des Befundes. Blande pflegende Lokaltherapie. Bei ausgeprägtem Therapiewunsch und Juckreiz Lokalbehandlung mit Glukokortikoid- Cremes und -Salben wie 0,1% Betamethason (Betagalen, Betnesol) unter Okklusion.

Evidenzgesicherte Studien liegen beim LN nicht vor. Bei ausgedehnten Krankheitsbildern kann eine PUVA-Therapie eingesetzt werden.

Ggf. versuchsweise Retinoide wie Acitretin (Neotigason 10-20 mg/Tag p.o.), hierüber existieren anekdotische Berichte.

Einzelheilversuche wurden mit Tuberkulostatika gemacht.

Verlauf/Prognose

Sporadisches Auftreten, chronischer über Jahre andauernder Verlauf. Heilung nach mehreren Jahren ohne Atrophie ist möglich.

Eine Variante ist der Lichen nitidus actinicus, auch als "summertime actinic lichenoid eruption" bezeichnet, die nach UV-Provokation auftritt. Überwiegend betroffen sind Personen mit dunklem Hauttyp (Payette MJ et al. 2015).

Literatur
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  1. Arizaga AT et al. (2002) Generalized lichen nitidus. Clin Exp Dermatol 27: 115-117
  2. Bedi TR (1978) Summertime actinic lichenoid eruption. Dermatologica 157:115-125
    Gehring  W et al. (1989) Lichen nitidus der Handinnenflächen. Akt Dermatol 15: 312-314
  3. Kubota Y et al. (2002) Generalized lichen nitidus successfully treated with an antituberculous agent. Br J Dermatol 146: 1081-1083
  4. Oiso N et al. (2016) Blaschkolinear lichen nitidus. Eur J Dermatol 26:100-101.
  5. Payette MJ et al. (2015) Lichen planus and other lichenoid dermatoses: Kids are not just little people. Clin Dermatol 33:631-643.
  6. Pinkus F (1907) Über eine knötchenförmige Hauteruption. Arch Dermatol Syphilol 85: 11-36
  7. Rudd ME et al. (2003) An unusual variant of lichen nitidus. Clin Exp Dermatol 28: 100-102
  8. Sanders S et al. (2002) Periappendageal lichen nitidus: report of a case. J Cutan Pathol 29: 125-128
  9. Solano-López G et al. (2014)  Actinic lichen nitidus in a Caucasian European patient. J Eur Acad Dermatol Venereol 28:1403-1404
  10. Stolze I et al. (2018) Lichen nitidus und Lichen striatus. Hautarzt 69: 121-126 
  11. Tay EYet al. (2014) Lichen Nitidus Presenting with Nail Changes - Case Report and Review of the Literature. Pediatr Dermatol 32: 386-388

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