Verrucae planae juveniles B07

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Flachwarzen; Flat warts; Intermediärwarzen; Juvenile Warzen; Plane juvenile Warzen; Plane Warzen; Warzen plane juvenile

Erstbeschreiber

Besnier und Doyon 1881

Definition

Flache Warzen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen vorkommende, harmlose, selbstlimitierte, Infektionskrankheit durch humane Papillomaviren. Sie können sich plötzlich eruptiv über größere Flächen ausbreiten. Die Verbreitung im Gesicht und an den Beinen erfolgt häufig durch Autoinokulation beim Rasieren. 

Erreger

Humane Papillomviren der Typen 3, 10, 28, 29, 49.

Ätiopathogenese

Infektion durch humane Papillomaviren. Das Vorkommen dieser Warzen in UV-exponierten Arealen ist wahrscheinlich im Genom der auslösenden Viren festgelegt. Im nahe verwandten HPV-Typ 77 konnte eine UV-aktivierbare Promotorregion (s.u. Protoonkogene) identifiziert werden.

Manifestation

V.a. bei Kindern und Jugendlichen; seltener frühes Erwachsenenalter.

Lokalisation

Vor allem an Stirn, Schläfen, Wangen, perioral, Hand- und Fingerrücken auftretend, selten an den Schleimhäuten lokalisiert.

Klinisches Bild

Flach erhabene, symptomlose, rundliche oder polygonale, hellbraune oder etwas rötliche, leicht konsistenzvermehrte einzelstehende Papeln, die auch zu kleinen Plaques zusammenfließen, mit stumpfer Oberfläche. Die kleinen, nicht follikulären Erhabenheiten mit ihrer mattierten Oberfläche treten v.a. bei seitlich einfallendem Licht  hervor. Sie sind überwiegend unregelmäßig verstreut angeordnet. eine entzündliche Rötung der Warzen signalisiert häufig immunologische Abwerhreaktionen in dem Warzenparenchym. 

Häufig jedoch kann eine lineare Anordnung (durch inokulierende Kratzeffekte induziert - Köbner Phänomen) gefunden werden.  Durch denselben Virustyp hervorgerufen, werden plane Warzen am Handrücken von Jugendlichen oder Erwachsenen (sog. Intermediärwarzen).

Verrucae planae juveniles: 30jährige Frau. Befund besteht seit mehreren Jahren.

Histologie

 Akanthose, Papillomatose, korbgeflechtartige Hyperkeratose, fokale Parakeratose, ballonierte Epithelien im Stratum granulosum sowie in den oberen Anteilen des Stratum spinosum.

Differentialdiagnose

 Lichen planus: polygonaler Aufbau, Juckreiz, Oberfläche glänzend, selten im Gesichtsbereich

Lichen nitidus: vergleichbar mt Lichen planus

Verruca seborrhoica: kein eruptives Auftreten, Oberfläche matt braun, nie glänzend

Milien: weißlich, klein kugelig, feste Konsitenz, tiefliegend.

Syringome:  grundsätzlich können Syringome, v.a. wenn sie eruptiv auftreten, an allen Stellen der Körperoberfläche vorkommen. Bevorzugt werden sie an den Unterlidern, seltener an Oberlidern (Lidsyringome) angetroffen. Weiterhin an Hals, Brust, Achselfalten, Leistengegend,Vulva/Skrotum selten an den Extremitäten. V.a. bei Erwachsenen. 

Therapie allgemein

Hohe spontane Heilungsrate, daher zurückhaltender Einsatz der verschiedenen, insbes. operativen Therapiemöglichkeiten.

Externe Therapie

  • Keratolyse mit Vitamin A-Säure-haltiger Salbe (z.B. Cordes VAS, Isotrex, Aknemycin plus) 1-2mal/Tag läsional auftragen. Bei Brennen und Rötung der Gesichtshaut auf 1mal/Tag reduzieren. Cave! Nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit anwenden.
  • Evtl. Kombination mit UV-Bestrahlung. Cave! Herabgesetzte mittlere Erythemdosis. Weitere Keratolyse z.B. mit 1-5% Salicylsäure.
  • Erfolge mit 5% Imiquimod Creme (z.B. Aldara) 3-4mal/Woche über Nacht aufgetragen (Therapiedauer: 3-4 Wochen) sind beschrieben (Off-Label-Use!).
  • In Einzelfällen ebenso erfolgreich ist der Einsatz der Photodynamischen Therapie.

Operative Therapie

Vorsichtiges Abschaben mit dem scharfen Löffel. Cave! Nur oberflächliche Kürettage damit keine Narbenbildung erfolgt. Kryochirurgie, Elektrokoagulation oder Abtragung mit Hilfe des gepulsten Farbstoff-Lasers oder Erbium-YAG-Laser sind ebenfalls möglich.

Verlauf/Prognose

Nach monate- bis jahrelangem Verlauf meist spontane, narbenlose Abheilung.

Hinweis(e)

Die durch die gleichen Virustypen hervorgerufenen, nur wenig stärker erhabenen Warzen an den Handrücken werden als Intermediärwarzen bezeichnet.

Fallbericht(e)

  1. Ein sechzehnjähriges Mädchen stellte sich mit ausgedehnten flachen juvenilen Warzen an Stirn und Wangen vor. Sie wurde über ihr Krankheitsbild aufgeklärt. Anschließend erfolgte eine Lokaltherapie mit einem Kombinationspräparat (Erythromycin/Tretinoin) . Die Therapieangaben lauteten: 3x wöchentlich die Läsionen mit der Lösung betupfen. Die Patientin bemerkte anfänglich eine entzündliche Reaktion mit leichtem Brennen der behandelten Hautareale. Innerhalb von drei Wochen komplette Abheilung der planen Warzen. Die Patientin blieb auch in der Folgezeit rezidivfrei.
  2. Eine 35-jährige Patienten berichtete überraschend entstandene bräunliche Flecken auf der rechten Wange. Es fanden sich lediglich auf die rechte Wange begrenzt, etwa 20-30, disseminierte, braune und rote, 0,2-0,4 cm große Flecken und flache Plaques mit etwas rauer Oberfläche. Kein Juckreiz. Die Behandlung erfolgte wie zuvor. Nach einer gering inflammatorischen Behandlungsreaktion mit leichtem Brennen kam es innerhalb von 4 Wochen zu einem kompletten Abheilen der planen Warzen. Die Patientin blieb in der Folgezeit rezidivfrei.

Literatur
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  1. Choi YS et al. (1993) The effect of cimetidine on verruca plana juvenilis: clinical trials in six patients. J Dermatol 20: 497-500
  2. Karakashian GV et al. (1989) Frigipoint: a new cryosurgical instrument. J Dermatol Surg Oncol 15: 514-517
  3. Rübben A (2011) Klinischer Algorithmus zur Therapie von kutanen, extragenitalen HPV-induzierten Warzen. Hautarzt 62: 6-16
  4. Skinner RB Jr (2003) Imiquimod. Dermatol Clin 21: 291-300
  5. Stulberg DL et al. (2003) Molluscum contagiosum and warts. Am Fam Physician 67: 1233-1240
  6. Tan OT et al. (1993) Pulsed dye laser treatment of recalcitrant verrucae: a preliminary report. Lasers Surg med 13: 127-137

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