Granuloma anulare disseminatum L92.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2024

This article in english

Synonym(e)

Disseminated granuloma annulare; Generalisiertes Granuloma anulare; Granuloma annulare disseminatum; Granuloma anulare generalisatum

Definition

Seltene lokalisiert oder generalisiert auftretende Variante des Granuloma anulare mit multiplen, disseminierten, meist nicht symptomatischen, selten leicht juckenden, gelegentlich jedoch auch leicht stechenden, hautfarbenen oder roten, auch bräunlichen, festen, flachen Knötchen oder Plaques an Stamm und Extremitäten. Gesicht und Schleimhäute bleiben frei.

Klinisch läßt sich eine papulöse Form von einer großflächigen, häufig anulär konfigurierten Plaqueform unterscheiden.

Ältere Läsionen können sich auch ausschließlich als braune (manchmal atrophische) Flecken manifestieren.   

Ätiopathogenese

Ätiologie und Pathogenese bleiben meistens unerkannt.

Ein Diabetes mellitus wird bei etwa 10-12% der Pat. beobachtet. Störungen des Fettstoffwechsels (Hypercholesterinämie, Hypertriglyceridämie) werden bei etwa 45% der Patienten beobachtet.

Als Auslöser wurde auch Allopurinol beschrieben (neuere Bestätigungen der Arzneimittelinduktion fehlen)  

Manifestation

Vor allem im Erwachsenenalter auftretend (damit spätere Erstmanifestation als beim klassischen Granuloma anulare). 

Lokalisation

Stamm, Extremitäten. Gesicht bleibt meistens ausgespart. Kein Schleimhautbefall.

Klinisches Bild

Papulöses Exanthem mit multiplen, disseminierten, regional oder über das gesamte Integument verteilte, einzeln stehenden oder auch zu größeren Plaques konfluierten, 0,1-0,2 cm großen, blaurötlichen bis bräunlichen, oberflächenglatten, flachen Papeln. 

Die Hautveränderungen können symptomlos bleiben; leichter Juckreiz ist möglich, aber auch ein unangenehmer stechender Schmerz.

Die klassische anuläre Struktur des Granuloma anulare kann fehlen, sodass die Diagnose erst histologisch gestellt wird. Große anuläre Strukturen können durch die Anordnung der Papeln um ein abgeheiltes Zentrum ausgebildet werden (s. Abb.).

Derartige Formationen werden beim Granuloma anulare disseminatum jedoch eher selten gesehen.

Histologie

Umschriebene knotige Entzündungsherde in der oberen und mittleren Dermis, eine zentrale Nekrobiose ist häufig nur angedeutet oder fehlt komplett. Charakteristisch ist ein umschließendes Palisadengranulom aus Lymphozyten, Histiozyten, Fibroblasten und seltener aus mehrkernigen Riesenzellen. Vereinzelt auch Beimischungen von eosinophilen Leukozyten und Plasmazellen.

Differentialdiagnose

Kleinknotige disseminierte Sarkoidose: Dicht stehende, fleckenförmige, kleine, papulöse oder kleinknotige, evtl. lichenoide, rötlich-bräunliche oder blau-rötliche Läsionen vor allem im Gesicht (wäre für das Gran.a.d. vollständig untypisch), an den Streckseiten der Extremitäten, selten am Rumpf. Später Hyperpigmentierung und Ausbildung von Teleangiektasien.

Lichen planus exanthematicus: klinisch durchaus enge Analogien, der typische "Glanz" der Läsionen fehlt beim Gran.a.d., ebenso ein Befall der Mund-oder Genitalschleimhaut. Die Histologie ist beim L.p.d. beweisend.

Makulo-papulöses (lichenoides) Arzneimittelexanthem: Verlauf mit deutlich höherer Akuität als beim Granuloma anulare disseminatum. Histologie schließt das Granuloma anulare disseminatum aus.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Hautveränderungen sowie letztlich auch nach dem Leidensdruck des Patienten. Prinzipiell wird man einen lokaltherapeutischen Ansatz als Therapie der ersten Wahl ansehen. Sind hiermit keine befriedigenden Resultate zu erzielen, so ist die Lokaltherapie mit einem Systemtherapeutikum zu kombinieren. 

Externe Therapie

Lokaltherapeutische Ansätze:

  • Therapie der ersten Wahl ist bei dieser Form des Granuloma anulare die PUVA-Therapie in Form von systemischer PUVA- oder PUVA-Bad-Therapie. Über diesen Therapieansatz existieren gut dokumentierte, positive Erfahrungsberichte.
  • Positive Einzelerfahrungen wurden mit Dithranol in Form der Minutentherapie gemacht (Cave: organiosatorischer Aufwand) .
  • Begleitend können  lokale Glukokortikoide wie 0,1% Triamcinolonacetonid-Creme (z.B. Triamgalen, rp. 259 ) oder 0,1% Betamethason-Lotio (z.B. Betagalen, rp. 030 ) eingesetzt werden.
  • Alternativ: 
    •  lokale Applikation einer 0,1% Tacrolimus-Salbe (z.B. Protopic®).

Interne Therapie

Systemtherapeutische Ansätze :

  • Gut wirksam laut gut dokumentierten Erfahrungsberichten ist die Therapie mit Fumarsäureestern (Off-Label-Use).
  • Positive Einzelerfahrungen wurden über Etanercept (2mal/Woche 50 mg), Dupilumab, TofacitinibBaricitinib und den JAK-Inhibitor Abrocitinib mitgeteilt (Michels A et al. 2024). 
  • Alternativ: Hydroxychloroquin
  • Weiterhin bestehen positive kasuistische Mitteilungen über Methotrexat, Ciclosporin, Retinoide und Clofazimin.

Verlauf/Prognose

Ein monatelanger u.U. jahrelanger wechselhafter Verlauf ist möglich. Phasen der Remission wechseln mit plötzlichen Schubaktivitäten,  wobei diese Infekt-getriggert auftreten können.  

Verlauf/Prognose

Der Verlauf ist im Allgemeinen protrahiert, häufig auch monatelang rezidivierend; nicht selten werden wechselnde Verläufe über 10 Jahre oder länger beobachtet. Spontane Abheilung deutlich seltener als bei der umschriebenen Form des Granuloma anulare.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Choi JC et al. (2003) Generalized perforating granuloma annulare in an infant. Pediatr Dermatol 20: 131-133
  2. Jantke ME et al. (2011) Therapie des Granuloma anulare disseminatum mit Anthralin. Hautarzt 62: 935-939
  3. Kain S, Stephens CJ (2003) Successfull treatment of disseminated granuloma anulare with topical tacrolimus. Br J Dermatol 149(Suppl64): 24
  4. Kohn S et al. (2001) Rod-shaped bodies resembling birbeck granule-like structures in endothelial cells of dermal capillaries in generalized granuloma annulare. J Dermatol 28: 5-11
  5. Lukács J et al. (2015) Treatment of generalized granuloma annulare - a systematic review. J Eur Acad Dermatol Venereol 29:1467-1480
  6. Michels A eret al. (2023) Erfolgreiche Behandlung eines therapieresistenten generalisierten Granuloma anulare mit dem JAK-Inhibitor Abrocitinib. JDDG 22: 841-843 
  7. Min MS et al. (2020)  Granuloma annulare skin profile shows activation of T-helper cell type 1, T-helper cell type 2, and Janus kinase pathways. J Am Acad Dermatol 83: 63-70.
  8. Schulze-Dirks A et al. (2001) Granuloma annulare disseminatum: successful therapy with fumaric acid ester. Hautarzt 52: 228-230
  9. Shupack J et al. (2006) Resolving granuloma annulare with etanercept. Arch Dermatol 142: 394-395
  10. Tursen U et al. (2002) Generalized granuloma anulare associated with Plummer's disease. J Eur Acad Dermatol Venereol 16: 419-420
  11. Wollina U (2008) Granuloma annulare disseminatum responding to fumaric acid esters. Dermatol Online J 14:12

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2024