Synonym(e)
Definition
Auch interessant
Ätiopathogenese
Unbekannt; postuliert wird eine "Wasser-induzierte" Aktivierung von Mastzellen. Das Symptom wird häufig als begleitendes oder prämonitorisches Symptom bei myeloproliferativen Systemerkrankungen beschrieben (Zeidler C et al. 2020).
Die häufigste Assoziation liegt bei einer Polycythämia vera, die mit 40-50% angegeben wird. In diesen Fällen tritt hochassoziiert eine Mutation in dem Enzym Januskinase 2 (JAK2) auf. Die Mutation führt zu einer Vermehrung von CD63+ eosinophilen und basophilen Granulozyten, die konstitutiv aktiviert werden und in der Haut die Degranulation von Mastzellen induzieren. Ein prämonitorisches Auftreten von aquagenen Pruritus (im Mittel 6,6-8,6 Jahre) vor Diagnosestellung einer Polycythämie wurde bei der Mehrheit der Patienten beobachtet (Zeidler C et al. 2020).
Neben hämatologischen Erkrankungen können auch intestinale Erkrankungen wie eine Laktoseintoleranz , Nebenwirkungen von Medikamenten wie Chloroquin oder Hydroxychloroquin wie auch eine Hepatitis C ursächlich sein (Zeidler C et al. 2020).
Familiäre Häufungen wurden vereinzelt beobachtet (Heitkemper T et al. 2010).
Manifestation
Lokalisation
Klinisches Bild
Starke, teils als brennender oder stechender Juckreiz beschriebene Symptomatik ohne sichtbare Hautveränderungen, unabhängig von der Temperatur des Wassers nach Wasserkontakt regelmäßig auftretend. Bei etwa 30% der Patienten können myeloproliferative Erkrankungen nachgewiesen werden. Nicht selten findet sich zusätzlich noch eine Lactose-Intoleranz. Weitere assoziierte Erkrankungen sind: essentielle Thrombozythämie, Hämochromatose, infektiöse Erkrankungen wie Hepatits C; Neoplasien wie z.B. Uteruskarzinom, akute lymphatische Leukämie, T-Zell-Lymphome, Hypereosinophiles Syndrom, Medikamente (Antimalariamittel, Bupropion).
Therapie
- Möglich ist ein Versuch zur Toleranzentwicklung durch regelmäßige, sich steigernde Kontaktzeiten mit Wasser.
- Die besten Erfolge werden durch eine PUVA-Bad-Therapie erzielt. Alternativ: UVB-Bestrahlungen, auch 311 nm-Schmalspektrum-UV-Therapie.
- Lokale Applikation einer 5% Polidocanol-Creme (1-2mal/Tag) oder von Capsaicin 0,01-1% als Creme, Schüttelmixtur oder Gel.
Interne Therapie
Etwa 30% der Patienten reagiert positiv auf nicht sedierende Antihistaminika wie Desloratadin (Aerius) 1-2x2 Tbl.l/Tag p.o. oder Levocetirizin (Xusal) 1-2x2 Tbl.l/Tag p.o. Gute und belastbar positive Effekte lassen sich mit einer UV-Therapie erzielen (UVB und PUVA). Weitere Therapieoptionen sind Antikonvulsiva (z.B. Pregabalin, Naltrexon, Paroxetin).
Die besten Effekte lassen sich nach Versagen der Antihistaminika -Therapie mit Pregabalin® 50-100 mg) erzielen.
Bei Aquadynie ist Ibuprofen 30 min. vor Wasserkontakt zu empfehlen.
In Fallberichten bei Pat. mit Polycythämia vera erwies sich kürzlich der Einsatz von Ruxolitinib (Januskinaseinhibitor), als potentes Mittel gegen die Grunderkrankung und gegen den Juckreiz.
Hinweis(e)
Aquagener Pruritus > 30 min. hauptsächlich am Rumpf sowie auch bei Verwendung von Hautpflege (Cremes) spricht für eine neoproliferative Neoplasie.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Verweisende Artikel (6)
Bath-time itch; Januskinasen; Polycythaemia vera, Hautveränderungen; Ruxolitinib; Urtikaria aquagene; Wasserallergie;Weiterführende Artikel (15)
Capsaicin; CD63; Chloroquin; Desloratadin; Hepatitis C; Hydroxychloroquin; Januskinasen; Laktoseintoleranz; Levocetirizin; Polidocanol; ... Alle anzeigenDisclaimer
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