Capsaicin

Capsaicin ist ein aus Paprika (s.a. Cayennepfeffer-Extrakt; s.a. Capsici fructus acer) gewonnenes hitzestabiles Alkaloid (Vanillylamid), das nur bei Säugetieren durch Wirkung auf spezifische Rezeptoren einen Hitze- oder Schärfereiz (s.u. Scharfstoffe) hervorruft, etwa beim Verzehr von Paprika- oder Chilischoten. Im Gegensatz zu Antihistaminika ist der Scharfstoff Capsaicin topisch auch bei nicht Histamin-induziertem Pruritus einsetzbar.   

Capsaicin wird über die Haut resorbiert und erzeugt neben einer Kapillarerweiterung ein Wärmegefühl (Antagonist von Menthol). Die Substanz wirkt antiphlogistisch und anästhesierend. Nachweisbar ist eine Entleerung der Synapsen der peripheren Nerven.

Über Bindung an einen Calcineurin-Rezeptor (s. Capsaicin-Rezeptor. S.a Menthol-Rezeptor) wird eine Art der "Desensibilisierung" sensorischer Nervenfasern verursacht und  somit die Weiterleitung von kutanem Pruritus- und Schmerzreizen unterbrochen.

Pruritus, Schmerzen, z.B. bei der Zosterneuralgie (Reimann S et al. 2000/b: Reimann S et al. 2000)

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In Bezug auf die atopische Dermatitis wurde in experimentellen Studien 312 und Fallserien313 über eine deutliche Juckreizlinderung berichtet. Allerdings sind die praktische Umsetzung in der Behandlung und die Aufdosierung aufgrund der initial hohen Ausschüttung von Missempfindungen auslösenden Neuropeptiden schwierig (Weisshaar E et al. 1998). Bisher wurde keine kontrollierte Studie zur Indiaktion "atopische Dermatitis veröffentlicht.

Creme mehrmals am Tag, ca. 3-4mal, auf die juckende, brennende Stelle auftragen. Langsames Einschleichen der Therapie, die Patienten müssen über das kurzzeitige Brennen an der behandelten Stelle aufgeklärt werden (hört nach knapp 3-5 Tagen auf).

0,01-0,5% in Cremes oder Schüttelmixturen. 

 Merke! Kontakt mit Schleimhäuten und Augen vermeiden! Capsaicin brennt auf offenen Stellen!

Hautreizung, -brennen, Erytheme, Urtikaria, Sensibilisierung.

Überempfindlichkeit gegen Paprikazubereitungen.

Capsaicin-Schüttelmixtur 0,01%

Hinweise zur Rezeptur: Capsaicinoide DAC sind als Rezeptursubstanz nicht erhältlich. Capsaicin USP, das derzeit angeboten wird, kann alternativ verwendet werden. Es kann in gleicher Konzentration für Capsaicinoide DAC eingesetzt werden. Die Zusammensetzung ist zwar nicht vollkommen identisch, therapeutisch dürfte das jedoch nicht relevant sein. Daraus lässt sich auch das propylenglykolische Konzentrat nach NRF-Vorschrift herstellen, das dann zu Cremes weiterverarbeitet wird, z. B. NRF 11.125.  Capsaicin-Creme, Hydrophile 0,025/0,05; 0,075  oder  Capsaicin-Creme, Hydrophile 0,1% (NRF 11.125.). Alternativ könnte die Lipophile Capsaicinoid-Creme 0,025-0,25% (NRF11.126) verordnet werden.   

Cave! Rezepturen sind wesentlich teurer als Fertigpräparate!

Capsamol, Jucurba Capsicum Schmerz-Emulsion, ABC Lokale Schmerz-Therapie Wärme-Creme 750 µg/g (50g), Thermazet®

1. Carnevale V et al. (2016) A Target for Rational Drug Design. Pharmaceuticals (Basel) 9. pii: E52.
2. Fernandes ES et al. (2016)  Capsaicin and Its Role in Chronic Diseases. Adv Exp Med Biol 929:91-125.
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