Synonym(e)
Definition
Seltene Lichtdermatose mit pathologisch gesteigerter Lichtempfindlichkeit und intermittierender Ausbildung von juckenden und brennenden Erythemen, Papeln, urtikariellen Plaques, Blasen und konsekutiven Narben in den belichteten Arealen. Störungen des Porphyrinstoffwechsels bestehen nicht!
Einige Autoren definieren die Hydroa vacciniforme als eine kutane Untergruppe der mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) assoziierten lymphoproliferativen T / NK-Erkrankungen (LPDs) (Iwatsuki K et al. 2019).
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Ätiopathogenese
Es wird eine enge Verwandtschaft zur polymorphen Lichtdermatose angenommen und somit eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ auf ein bisher unbekanntes photo-induziertes Antigen vermutet.
Wahrscheinlich jedoch spielen virale Infekte eine komorbide Rolle. So wurden Assoziationen mit einer Epstein-Barr Virus-Infektion beschrieben (serologischer EBV-Nachweis und PCR-Nachweis von EBV-Antigen im läsionalen Gewebe), wie auch (deutlich seltener) mit einer Herpes simplex Virus-Infektion.
Genetische Faktoren werden bei familiärer Häufung vermutet.
Manifestation
Klinisches Bild
Plötzlich, meist wenige Stunden nach Sonnenexposition auftretende, an den lichtexponierten Arealen, umschriebene Erytheme mit Ausbildung von bis zu 2,0 cm großen, teilweise genabelten Blasen mit serösem oder hämorrhagischem Inhalt.
Eintrocknen, Bildung eines schwärzlichen Schorfes, nach dessen Abstoßung schüsselförmige, varioliforme, oft depigmentierte Narben entstehen. Gleichzeitiges Vorkommen aller Stadien, sodass ein polymorphes Erscheinungsbild resultiert. Entstellende Mutilationen von Nase und Ohrmuscheln sind möglich. Weiterhin sind ophthalmologische Komplikationen in Form von rezidivierenden Keratokonjunktivitiden beschrieben (Mortazavi H et al. 2015).
Bei schwer verlaufenden Fällen kann es zu Fieberreaktionen und Störungen der Allgemeinbefindens kommen.
Labor
Histologie
Diagnose
Differentialdiagnose
Erythropoetische Porphyrie (Nachweis von Porphyrinen in Blut und Urin; Erythrozytenfluoreszenz)
Hepatische Porphyrie (Nachweis von Porphyrinen in Blut und Urin)
Erythema (exsudativum) multiforme (exanthematischer Verlauf; Kokardenform der Effloreszenzen)
Aktinische Prurigo (seltene Lichtdermatose, flächig lichenifizierte Herde)
Bullöser Lupus erythematodes (selten, v.a. an nicht-lichtexponierten Arealen, Histo)
Bullöse Impetigo (große, schlaffe Blasen auf gerötetem Untergrund, mit zunächst klarem, dann weißlich-grauem, rahmig eitrigem Inhalt)
Hydroa vacciniformia-artiges Lymphom (histologische Abklärung mit unreifzelligem Infiltrat)
Externe Therapie
Im akuten Stadium kurzfristig Glukokortikoide wie zB. Prednicarbat (z.B. Dermatop Creme). Augenbeteiligung abklären und ggf. behandeln.
Wichtig ist der Lichtschutz von Haut und Augen.
Interne Therapie
In schweren Fällen systemische Glukokortikoide (50-75 mg Prednison p.o.). Therapieansätze mit Chloroquin sind beschrieben, aber nicht überzeugend; ebenso Therapieansätze mit Pyridoxin (600mg/Tag).
Ein Versuch mit Beta-Karotin erscheint sinnvoll.
Prophylaxe
Vermeiden von direkter Sonnenlichtbestrahlung, UV-Schutz-Brille. Konsequenter Lichtschutz für UVA und UVB.
Sinnvoll ist Light-hardening mit Schmalband-UVB oder PUVA vor Beginn der sonnenreichen Jahreszeit.
Hinweis(e)
Eine höchst überflüssige Diskussion über die Bazin'sche Bezeichnung "Hydroa vacciniforme" währt seit ihrer Erstbezeichnung im Jahre 1862 (s.u. Synonyma). Der Begriff "Hydroa" ist in keinem Sprachlexikon zu finden, also eine fehlerhafte Wortneuschöpfung, der schon Joseph Jakob Plenck und der französische Baron Jean Louis Alibert zum Opfer fielen. Bazin bezeichnete ursprünglich die Krankheit als "l'hydroa boulleux" (konsequenter wäre, wenn schon axiologisch falsch, "boulleuse" in der weiblichen Schreibweise) und leitete das Wort "Hydroa" von Wasser ab, was nach Rille terminologisch kompletter "nonsens" ist. Hidroa stammt von "hidros" - Schweiß - ab. Somit wäre die richtige Bezeichnung "Hidroa vacciniformia". Aber nichts hält sich in der Medizin so sicher wie Fehlbezeichnungen. Also folgen wir seufzend dem Zwang der internationalen Mehrheit und bleiben bei einem linguistischen Fehltritt (nachzulesen bei Johann Heinrich Rille 1938), der auch hinsichtlich seiner ätiopathogenetischen Deutung kerzengerade in die Sackgasse führt.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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