Synonym(e)
Definition
Capsici fructus acer, auch Cayennepfefferfrüchte oder scharfe Paparikafrüchte sind paprikaartigen roten Früchte, heimisch im tropischen Süd- und Mittelamerika. Sie wachsen auf einem mehrjährigen, buschigen Halbstrauch, der bis zu 1 m hoch wird. Der Name kommt von dem Aufbau ähnlich einer „Kapsel“, lateinisch capsa. Es gibt zahlreiche Sorten des Cayennepfeffers, pharmazeitisch genutzt werden die Früchte von Capsicum annuum L. var. minimum und Capsicum frutescens L.
Die Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
HMPC Monographie: well-established use: Muskelschmerzen im unteren Rücken, nur bei Erwachsene ab 18 Jahren, nicht länger als 3 Wochen.
ESCOP-Monographie: Muskelschmerzen, z.B. Rückenschmerzen, und zur Behandlung von Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose) und rheumatoider Arthritis, Nervenschmerzen, z.B. nach Herpes zoster oder schmerzhafter diabetischer Neuropathie, Juckreiz verschiedener Ursache (z.B. bei Schuppenflechte, Dialyse)
Kommission E-Monographie: Schmerzhaftem Muskelhartspann im Schulter-Arm- und Wirbelsäulen-Bereich (Erwachsene und Schulkinder).
Inhaltsstoffe
Capsici fructus acer enthält 0,3 bis 1 % Capsaicinoide, darunter Capsaicin als Hauptkomponente), die farbgebenden Carotinoide (z.B. Capsorubin, Capsanthin), fettes Öl und Flavonoide.
Es muss ein Mindestgehalt von 0,4 % Gesamtcapsaicinoide vorliegen!
Auch interessant
Wirkungen
Cayennepfefferfrüchte wirken lokal hyperämisierend, nervenschädigend und lokal analgetisch. Darüber hinaus mildern sie einen bestehenden Juckreiz, wirken antiphlogistisch.
Für die kutane Nozirezeption spielen Capsaicin-Rezeptoren (Bemerkung: die Bezeichnung "Capsaicin-Rezeptor" ist inzwischen zugunsten von TRPV1-Rezeptor aufgegeben worden). eine wesentliche Rolle. Diese gehören zur Rezeptorfamilie der "Transient Receptor Potential" -Rezeptoren-Gruppe (TRP-Rezeptoren; s.u. TRP-Kanäle).
Anwendungsgebiet/Verwendung
Cayennepfefferfrüchte werden bei harten Muskelverspannungen, Arthrose und bei Prurigoerkrankungen eingesetzt. Weitere Indikationen sind Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Prurigo, diabetische Polyneuropathie, Arthrose und Postzoster-Neuralgie. Darüber hinaus wird Capsici fructus acer bei erwachsenen nicht-diabetischen Patienten eingesetzt, die über periphere neuropathische Schmerzen klagen.
Dosierung
HMPC: als Arzneimittelpflaster für Erwachsene und ältere Menschen:
Pflaster (22 x 14 cm) mit weichem Extrakt aus Capsici fructus, entsprechend 11 mg Capsaicinoiden ausgedrückt als Capsaicin (= 35 µg / cm2).
Pflaster (12 x 18 cm) mit weichem Extrakt aus Capsici fructus, entsprechend 4,8 mg Capsaicinoiden, ausgedrückt als Capsaicin (= 22 µg/cm2).
Tagesdosis: Auf die betroffene Stelle sollte maximal 1 Pflaster pro Tag für mindestens 4 und bis zu 12 Stunden aufgetragen werden. Es sollte ein Abstand von mindestens 12 Stunden eingehalten werden, bevor ein neues Pflaster an derselben Anwendungsstelle aufgetragen wird. Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen
HMPC als halbfeste Darreichungsform (Gele, Cremes, Salben) für Erwachsene und ältere Menschen:
40-53 mg Capsaicinoide / 100 g. 2-4 mal täglich dünn auf die betroffene Stelle.
Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen
Zubereitungen aus scharfem Paprika sind ausschließlich zur äußeren Anwendung gedacht. Die Anwendungsdauer sollte nicht mehr als zwei Tage betragen. Vor einer wiederholten Anwendungsdauer am gleichen Applikationsort muss eine 14-tägige Pause erfolgen.
Unerwünschte Wirkungen
Es kann in seltenen Fällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen, wie beispielsweise ein urtikarielles Exanthem, kommen. Bei einer längeren Anwendungsdauer an der gleichen Stelle (über 6 Wochen, bzw. in hoher Dosierung oder als Pflaster bereits nach 4 Tagen) kann es zu einer Schädigung sensibler Nerven, Dermatitis bis hin zur Blasen- und Geschwürbildung kommen.
Kontraindikation
Bei einer bestehenden Überempfindlichkeit gegenüber Paprikazubereitungen sollte auf die Verwendung von Capsici fructus acer verzichtet werden. Auch eine Anwendung bei geschädigten Schleimhäuten und Hautstellen sollte nicht erfolgen.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Es gibt keine Daten zur Anwendung bei schwangeren Frauen, tierexperimentelle Studien zeigen eine Reproduktionstoxizität nach hohen subkutanen Dosen von Capsaicin. Capsaicin passiert die Plazentaschranke und kann in die Muttermilch übergehen.
Handelsnamen
Qutenza® Pflaster, Capsagamma dolor® Schmerzsalbe, Finalgon® CPD Wärmecreme, 26,5 mg/50 g Creme , Thermo® Bürger Creme
Dolenon® Salbe, Kneipp Rheumasalbe®, Capsamol® Salbe,
Hinweis(e)
Da Capsaicin-haltige Zubereitungen selbst in geringen Mengen die Schleimhäute sehr stark reizen und ein schmerzhaftes Brennen verursachen, sollte ein Kontakt mit den Schleimhäuten und besonders mit den Augen vermieden werden.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/capsici-fructus
- https://arzneipflanzenlexikon.info/cayennepfeffer.php
- Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 93-94