Definition
Es gibt drei Hauptklassen von Cannabinoiden:
Phytocannabinoide aus der Pflanze Cannabis sativa, die aus 100 unterschiedlichen Verbindungen bestehen, besondere Bedeutung haben D9, THC und Cannabidiol(CBD), s.a. unter Cannabis.
Endocannabinoide, die vom Menschen produziert werden, hier v.a. Anandamid (AEA) und 2-Arachidonoylglycerin (2-AG).
Synthetische Cannabinoide.
Allgemeine Information
Cannabinoide sind Transformationsprodukte und synthetische Analoga einiger Terpenphenole (partial hydrierte Dibenzfuranderivate), die hauptsächlich in der Hanfpflanze (Cannabis sativa bzw. Cannabis indica) gefunden werden.
Phytocannabinoide: Die Hanfpflanze C. sativa enthält > 110 natürliche Phytocannabinoide aus der Gruppe der Terpenphenole , die bisher in keiner anderen Pflanze entdeckt wurden. Die nachfolgend aufgeführten Cannabinoide sind die am besten untersuchten Phytocannabinoide:
- Delta 9 –Tetrahydrocannabinol: Der am besten pharmakologisch und klinisch untersuchte, stark psychotrope Hauptwirkstoff von Cannabis sativa ist Delta 9 –Tetrahydrocannabinol (THC=Dronabinol).
- Cannabidiol: Mengenmäßig steht Cannabidiol an 2. Stelle. Cannabidiol wirkt antiphlogistisch, anti-schizophrenisch und anti-epileptisch aber nicht psychotrop.
- Cannabinol: Eine dritte gut untersuchte Substanz ist Cannabinol.
- Cannabidivarin (CBDV): antiepileptische Wirkung; Ligand von TRPV1- als auch TRPV2
-
Cannabigerol(CBGV): Affinität zu CB1-Rezeptoren
Weitere (nicht aus der Cannabispflanze gewonnene) Phytocannabinoide:
- Es zeigte sich, dass auch andere Pflanzen diverse Phytocannabinoide produzieren. So erwiesen sich N-Isobutylamide, die aus Echinacea dargestellt werden als potente Cannabinoidmimetika.
Endocannabinoide:
- Hierbei handelt es sich um körpereigene Substanzen mit ähnlichen pharmakologischen Eigenschaften wie die externen Cannabinoide (Phytocannabinoide).
Synthetische Cannabinoide:
- diese sind zu einer immer häufigeren Missbrauchsdroge geworden, die unter verschiedenen Straßennamen wie K2, Spice und Black Mamba verkauft wird.
Die Wirkungen der Cannabinoide kommt durch Bindung und Aktivierung von Cannabinoid-Rezeptoren (CB-Rezeptoren) zustande. So ist THC ein potenter Agonist des CB1-Rezeptors, der die psychotropen Wirkungen und die Aktivierung der Belobigungsbahnen vermittelt. Darüberhinaus aktivieren CBD und CBDV aktivieren dosisabhängig sowohl TRPV1- als auch TRPV2 (sog. Capsaicin-Rezeptoren) - und TRPA1-Kanäle.
Folgende Cannabinoid-Rezeptoren sind bisher bekannt:
- CB1-Rezeptoren: Diese kommen v.a. im ZNS vor, aber auch in der Peripherie wie Magen-Darm-Kanal, Fettzellen, postganglionären Neuronen des autonomen Nervensystems. Ihre Aktivierung wirkt Gi/o-vermittelt eine Hemmung der Adenylcylcase, eine Öffnung von K+ -Kanälen und eine Schließung der neuronalen Ca2+ -Kanäle. CB1-Rezeptoren scheinen auch bei der Regulation der Nahrungsaufnahme und des Energiestoffwechsels eine Rolle zu spielen.
- CB2-Rezeptoren: CB2-Rezeptoren kommen v.a. auf immunkompetenten Zellen des hämatopoetischen Systems, im Darm sowie auf Osteoblasten und Osteoklasten. Ihre Aktivierung erfolgt ebenfalls Gi/o-vermittelt.
- GPR18-, GPR119- und GPR55-Rezeptoren: Diese G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPR) sind als Cannabinoid-Rezeptoren im Endocannabinoid-System wirksam. Sie vermitteln ein breites Spektrum an biochemischen Reaktionen.
Endogene Liganden der CB-Rezeptoren (Endocannabinoide) sind die Arachidonsäure-Derivate Anandamid und 2-Arachidonylglacerin. Über ihre physiologische Bedeutung ist noch wenig bekannt.
Sonstige Liganden der CB-Rezeptoren: Eine neue Klasse von potenten Cannabinoidmimetika stellen die N-Isobutylamide dar, die aus Echinacea dargestellt werden. Diese binden an die peripheren CB2-Cannabinoid-Rezeptoren auf Immunzellen, aber nicht an die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem.
Yangonin aus der Kavapflanze (Piper methysticum) und diverse Catechine aus der Teepflanze (Camellia sinensis) wirken ebenfalls auf CB1-Rezeptoren.
Auch interessant
Pathophysiologie
Die Erforschung von Cannabinoiden führte zur Entdeckung des Endocannabinoid-Systems.
Cannabinoide wirken:
- Psychotrop (bereits in Dosierungen von 5-10mg Delta9 –THC )
- Euphorisierend (sehr starke Wirkung beim Rauchen von Haschisch
- Sedierend
- Muskelrelaxierend (z.B. bei MS-Patienten)
- Spasmolytisch
- Analgetisch
- Antiemetisch
- Appetitanregend
- Immunmodlierend: Topisch applizierte Cannabinoide (CBD und THC) unterdrücken proinflammatorischer Zytokine, IL wie IL-6 und IL-17. Die Vorbehandlung mit CBD führt zu einer Hochregulierung von IL-10.
Cannabinoide führen zu
- Störungen der optisch/akustischen Sinneswahrnehmungen
In höheren Dosen bewirken sie psychoseähnliche Zustandsbilder (Halluzinationen, Denkstörungen, Störungen des Zeit-und Raumempfindens, Beeinträchtigungen der kognitiver Funktionen)
Abbau: THC wird vorwiegend in der Leber metabolisiert (HWZ=50h). Dabei entstehen auch noch wirksame Metaboliten wie 11-Hydroxy-THC. THC und seine Metaboliten sind sehr lipophil und haben sehr große Verteilungsräume, aus denen sie nur sehr langsam über den Stuhl (70%) und Urin 30% eliminiert werden. Deswegen sind auch noch sehr lange nach ihrem Konsum in den Exkrementen nachweisbar, was forensisch von großer Bedeutung sein kann.
Hinweis(e)
Cannabinoide stehen auf der Dopingliste!
Marihuna enthält etwa 5% THC.
Hasch enthält je nach Sorte und Herkunft 5-15% THC.
Die Expression von Cannabinoid-Rezeptoren in der humanen Haut ist nachgewiesen. Dieses Wissen wurde bereits in Studien zur Behandlung des chronischen Pruritus eingesetzt (verfügbares Präparat = Physiogel AI-Creme).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Korte, G et al. (2010) Tea catechins’ affinity for human cannabinoid receptors. Phytomedicine 17: 19–22
- Ständer S et al. (2005) Distribution of cannabinoid receptor 1 (CB1) and 2 (CB2) on sensory nerve fibers and adnexal structures in human skin. J Dermatol Sci 38: 177-188
- Sivesind TE et al. (2022) Cannabinoids for the Treatment of Dermatologic Conditions. JID Innovations 2:100095 doi:10.1016/j.xjidi.2022.100095