Definition
Stoffgemisch aus strukturell sehr ähnlichen Verbindungen, die von dem Bakterium Saccharopolyspora erythraea gebildet werden und das wegen seiner antibiotischen Wirkung als Arzneistoff verwendet wird.
Hauptkomponente des Substanzgemisches ist Erythromycin A. Weitere Inhaltsstoffe sind Erythromycin B (5%) und in deutlich geringerer Menge Erythromycin C. Chemisch kann Erythromycin als Glykosid bezeichnet werden; pharmakologisch gehört Erythromycin zu den Makrolidantibiotika.
Auch interessant
Wirkungsspektrum
Merke! Kreuzresistenz mit anderen Makrolidantibiotika, u.a. Clindamycin!
Indikation
Tonsillitis, Pharyngitis, Otitis media, Keuchhusten, Pneumonien, Infektionen der Haut, Syphilis, Gonorrhoe, Ulcus molle, Diphtherie. Ersatzpräparat bei Penicillinallergie; topisch u.a. zur Behandlung der Acne papulopustulosa und bei der Crédéschen Prophylaxe.
Eingeschränkte Indikation
Schwangerschaft/Stillzeit
Dosierung und Art der Anwendung
- Systemisch:
- Pat. > 14 J.: 1,5-2 g/Tag p.o. oder i.v.
- Kinder/Jugendliche 8-14 J.: 30 mg/kg KG/Tag p.o. in 4 ED oder 20-30 mg/kg KG i.v.
- Topisch:
- Augensalbe: Alle 2 Std. 0,5 cm Salbe in den Bindehautsack applizieren.
- Lösung/Gel/Salbe/Creme: Nach gründlicher Hautreinigung zweimal pro Tag dünn auf die betroffenen Hautstellen auftragen.
Merke! Wegen Resistenzentwicklungen max. 10-12 Wochen anwenden. Nicht zusammen mit alkoholischen Benzoylperoxidlösungen verwenden.
Unerwünschte Wirkungen
- Die häufigsten UAWs bei systemischer Erythromycin-Applikation sind gastrointestinale Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Weiterhin: Allergische Reaktionen, reversible intrahepatische Cholestase.
- Bei top. Appl.: Erytheme, Hautabschälung, Hautbrennen, Hautschuppung, Kontaktdermatitis, Pruritus.
Merke! Bei anhaltenden Durchfällen und Koliken an pseudomembranöse Kolitis denken!
Rezeptur(en)
In magistralen Rezepturen empfehlen sich standardisierte Rezepturen wie sie im NRF als "Hydrophile Erythromycin-Creme" zu finden sind (NRF11.77).
Weitere Erythromycin-haltige Rezepturen sind:
Präparate
Aknemycin (als Salbe öder Lösung); Erythrocin-i.v.; Erythrocin Neo; Paediathrocin; Aknemycin; Ecolicin Augensalbe; Ecolicin Augentropfen; Sanasepton Gel 2%/-4%; Inderm Gel 2%/-4%.
Erythromycin 500 Ratiopharm®
Hinweis(e)
Erythromycin besitzt ein äußerst stabiles Verhalten im alkalischen Bereich. Das Stabilitätsoptimum sollte auf einen pH zwischen 8,0-8,5 stets künstlich eingestellt werden. Im Sauren wird es innerhalb von 1-3 Std. hydrolytisch inaktiviert! Die Kombination mit dem säurelabilen Clotrimazol ist möglich. Dagegen wenig sinnvoll ist die Kombination von Erythromycin mit verschiedenen Glukokortikoiden (Stabilitätsoptima liegen häufig im sauren Bereich), da häufig durch unterschiedliche pH-Werte Instabilitäten eintreten (z.B. bei einem Prednicarbat/Erythromycin-Gemisch). Eine Ausnahme besteht für Triamcinolonacetonid, das sein pH-Optimum bei pH 7 hat. Bei pH 7 wird für die gleiche Wirksamkeit die 4-fache Menge an Erythromycin in einer Rezeptur notwendig.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Garcia-Lechuz JM et al. (2007) Spanish Pneumococcal Study Network. Streptococcus pneumoniae skin and soft tissue infections: characterization of causative strains and clinical illness. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 26: 247-253
- Wolff G (2009) Rezeptur-Tipp: Viele Wirkstoffe - höheres Kompatibiiltätsrisiko. Hautarzt 60: 534-535
- Wolff G (2013) Rezeptur-Tipp: Individualrezepturen mit Fertigdermatika. Hautarzt 64: 882-883
Tabellen
Wesentliche Wechselwirkungen von Erythromycin
Antikoagulantien, orale |
Blutungsneigung ↑ |
Carbamazepin |
Carbamazepin-Spiegel ↑ |
Ciclosporin |
Ciclosporin-Spiegel ↑ |
Digoxin |
Digoxin-Spiegel ↑ |
Dihydroergotamin |
Vasokonstriktion ↑ |
Lincomycine |
gegenseitige Wirkung ↓ |
Theophyllin |
Theophyllin-Spiegel ↑ |