Synonym(e)
Definition
Pharmakon (Reninhemmer) zur Behandlung der arteriellen Hypertonie. Die Summenformel lautet C32H55N3O8. Die mittlere Halbwertszeit beträgt etwa 20.0 -60,0h. Aliskiren greift in das körpereigene Renin-Angiotensin-Aldosteron-System ein, durch kompetitive Hemmung der Protease Renin. Hierdurch wird die Bildung des Angiotensin I aus Angiotensinogen unterdrückt. Die Spiegel von Angiotensin II und Aldosteron fallen ab. Kompensatorisch nimmt die Reninkonzentration zu, die Reninaktivität sinkt jedoch im Gegensatz zur Behandlung mit ACE-Hemmern und AT1-Rezeptor-Blockern.
Da seine Wirkung additiv zu anderen Antihypertensiva ist, wird es häufig in Kombination (Thiadiaziddiuretika, ACE-Hemmer oder dem Calciumkanalblocker Amlodipin) eingesetzt.
Aliskiren ist oral wirksam.
Dosierung und Art der Anwendung
Die Bioverfügbarkeit von Aliskiren ist mit 2,6% gering und wird zudem durch fettreiche Kost verringert. Der Reninhemmer soll daher mit einer leichten Mahlzeit und immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden (150 mg bis 300 mg täglich als einmalige Dosierung).
Die Plasmaspiegel von Aliskiren steigen bei gleichzeitiger Einnahme starker Hemmstoffe von Zytochrom P450 3A4 wie Azolantimykotika beträchtlich, weniger ausgeprägt bei Komedikation mit Atorvastatin (SORTIS). Etwa 50% des absorbierten Wirkstoffs wird metabolisiert. Trotz erhöhter Spiegel bei Nieren- und Leberfunktionseinschränkung sowie im höheren Lebensalter ist keine Dosisreduktion vorgesehen, obwohl bereits Tagesdosierungen von 75 mg für über 65-Jährige als wirksam erachtet werden.
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Unerwünschte Wirkungen
Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall (1-10%) sowie Exantheme (0,1-1,0%); weiterhin Angioödeme. Husten kommt häufiger vor als unter Plazebo (0,9% vs. 0,6%), anscheinend jedoch seltener als unter ACE-Hemmern.
Anstiege des Serumkaliums über 5,5 mval/l kommen bei Monotherapie gelegentlich vor (0,9%), treten jedoch in Kombination mit dem ACE-Hemmer Ramipril in einer Studie mit Diabetikern häufig auf (5,5%). Selten sind tonisch-klonische Krampfanfälle.
Aliskiren darf nicht zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden. In Medikamenten ist der Wirkstoff auch als Aliskirenhemifumarat enthalten.
Wechselwirkungen
Pharmaka mit Ketoconazol (bei Pilzinfektionen) sowie Amiodaron (bei Herzrhythmusstörungen), Clarithromycin, Erythromycin oder Telithromycin (bei bakteriellen Infektionen) und Verapamil (bei koronarer Herzkrankheit oder hohem Blutdruck) verstärken die Wirkung von Aliskiren.
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe
Hereditäres oder idiopathische Angioödem
Kombination von Aliskiren mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Rezeptor-Blockern
Bei Patienten mit Diabetes mellitus (Typ 1 und Typ 2)
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (GFR <60 mL/min)
Schwangerschaft und Stillzeit (hierzu liegen keine Studien vor)
Hinweis(e)
Aliskiren wurde im März 2007 in den USA, im Juni 2007 in der Schweiz und im August 2007 in der EU zugelassen.
Aliskiren wirkt antiproliferativ und antiinflammatorisch (Hemmung von TNF-alpha und Interleukin -6: günstige Beeinflussung psoriatischer Hautveränderungen - Pawloski PL et al. 2018)
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Békássy ZD et al. (2018) Aliskiren inhibits renin-mediated complement activation. Kidney Int 94:689-700.
- Graefe KH et al. Pharmak mit Wirkungen auf das Gefäßsystem. In: Graefe KH et al. (Eds) Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag Stuttgart S.177
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Pawloski PL et al. (2018) Aliskiren: Preclinical evidence for the treatment of hyperproliferative skindisorders. Biomed Pharmacother 104:151-157.
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Toh S et al. (2012) Comparative risk for angioedema associated with the use of drugs that target the renin-angiotensin-aldosterone system. Arch Intern Med 172:1582-1589.