Antibiotika (Übersicht)
Synonym(e)
Einteilung
Übersicht über die gängigen Antibiotika in der Inneren Medizin (variiert n. H. Hof 2019)
Beta-Laktamantibiotika (Antibiotika mit Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese, die alle durch ein gemeinsames Strukturmerkmal - ein Beta-Laktamring - gekennzeichnet sind)
Penicilline
Klassische Penicilline (wirksam gegen grampositive Keime und gramnegative Kokken und sogar Pasteurella multocida; nicht wirksam gegen penicillinaseaktive Staphylokokken; Haemophilus-Arten und alle anderen gramnegativen Stäbchenbakterien)
- Penicillin G (Depotform = Benzathin-Penicillin G)
- Penicillin V
- Phenoxymethylpenicillin (säurestabil)
Penicillinasefeste Penicilline (Mittel der Wahl gegen Staphylokokken; nicht wirksam gegen Hospital-Staphylokokken (MRSA); Kontraindikation: schwere Niereninsuffzienz
- Methicillin
- Oxacillin
- Flucloxacillin
Aminopenicilline (wirksam gegen einige grampositive Bakterien und gegen manche Enterobacterales; nicht penicillinasefest, allergisierend)
- Ampicillin
- Amoxicillin
- Mecillinam
Acylureidopenicilline (wirksam besonders gegen viele Enterobacterales und Pseudomonaden; gute Penetrationsfähigkeit durch Zellwand; nicht penicillinasefest)
Cephalosporine (alle Cephalosporine haben eine Lücke bei Enterokokken!)
- Cephalosporine 1. Generation (gut wirksam auf Staphylokokken und Streptokokken, schwach gegen Haemophilus, E. coli, Klebsiella; penicillinasefest, empfindlich gegen Cephalosporinasen; Cefazolin nur i. v.)
- Cefaclor
- Cefalexin
- Cefadroxil
- Cefazolin u. a.
- Cephalosporine 2. Generation (im Vergleich zu 1. Generation verbesserte Wirkung gegen gramnegative Keime; stabil gegen Penicillinase und viele Cephalosporinasen)
- Cephalosporine 3. Generation (sehr breites Wirkspektrum mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien, jedoch im Vergleich zu 1. und 2. Generation schwächere Wirkung gegen grampositive Keime)
- Cephalosporine 3a. Generation (sehr breites Wirkspektrum mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien, jedoch im Vergleich zu 1. und 2. Generation schwächere Wirkung gegen grampositive Keime; nur i. v. Gabe)
- Cephalosporine 3b. Generation (auffällig gute Aktivität gegen P. aeruginosa; nur i. v. Gabe)
- Cephalosporine 4. Generation (sehr breites Wirkspektrum mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien, jedoch im Vergleich zu 1. und 2. Generation schwächere Wirkung gegen grampositive Keime; besser gegen P. aeruginosa)
- Cefepime
- Cefpirom
- Cephalosporine 5. Generation (gute Wirkung gegen Anaerobier)
Peneme (oft wirksam bei Keimen, die gegen Cephalosporine resistent sind; Inaktivierung von Imipenem durch Nierenenzyme (Applikation zusammen mit Cilastatin, einem Enzyminhibitor)
Monobactame (Enterobacterales, nicht wirksam gegen grampositive Bakterien)
Oxalactame (Inhibitor von Betalaktamasen; hat selbst nur sehr geringe antibakterielle Aktivitäten; Kombination mit Amoxicillin und anderen Penicillinderivaten; anfällig gegen spontane Hydrolyse (angesetzte Lösungen nicht lange stehen lassen)
Weitere Antibiotika mit Störung der bakteriellen Zellwandsynthese und der zytoplasmatischen Membran
Glykopeptide (nur grampositive Bakterien; Ototoxizität, Nephrotoxizität)
Lipopeptide (nur grampositive Bakterien; bakterizid; gute Gewebepenetration; wird durch Surfactant gehemmt)
- Daptomycin
- Fosfomycin (begrenztes Spektrum; gute Penetrationsfähigkeit)
- Polypeptide
- Bacitracin (grampositive Bakterien; zur Systemtherapie nicht geeignet)
- Polymyxin B (gramnegative Stäbchen; reserviert für spezielle Situationen; Neuro- und Nephrotoxizität; rasche Resistenzentwicklung)
- Colistin (gramnegative Stäbchen; reserviert für spezielle Situationen; Neuro- und Nephrotoxizität; rasche Resistenzentwicklung)
Ethambutol (Tuberkelbakterien, neurotoxisch)
Antibiotika mit Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese
- Streptomycin (Tuberkelbakterien; häufige Resistenzen; Neurotoxizität; Nephrotoxizität; Ototoxizität)
- Gentamicin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
- Tobramycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
- Amikacin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
- Netilmicin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
- Neomycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative aerobe Bakterien; topische und orale Anwendung)
- Paromomycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative aerobe Bakterien; topische und orale Anwendung; wird nach oraler Gabe nicht resorbiert, oral zur Reduktion der Darmflora, zur Eradikation von Entamoeba histolyticum)
- Kanamycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative aerobe Bakterien; topische und orale Anwendung)
- Spectinomycin (penicillinasepositive Gonokokken; zurzeit nicht im Handel)
- Framycetin (nur als Topikum verfügbar, Salbe oder Puder)
Makrolide (wirksam auch gegen intrazelluläre Bakterien; unwirksam gegen Enterobacterales; Erythromycin steigert die Motilität der oberen Darmabschnitte; die neueren Derivate haben diese Nebenwirkungen nicht mehr).
Lincomycine (grampositive Aerobier und Anaerobier sowie gramnegative Anaerobier; zunehmende Resistenzen; Cave: Gute Penetration ins Knochengewebe. Achten auf die eventuelle Entwicklung einer pseudomembranösen Enterokolitis!)
Tetrazykline (Gelegentlich Resistenzen; Ablagerung in den Milchzähnen und Knochen; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Kindern und schwerer Niereninsuffizienz)
- Tetrazyklin
- Oxytetracyclin
- Doxycyclin
- Minocyclin
- Glycylcycline
Rifamycine (grampositive Erreger, Mykobakterien; wirksam auch gegen intrazelluläre Bakterien und im Biofilm)
Oxazolidinone (ausnahmslos alle grampositive Bakterien; UAW: Thrombozytopenie)
- Linezolid
- Tedizolid
Fusidinsäure (grampositive Bakterien; rasche Resistenzentwicklung)
Hydrochinolin (Escherichia coli, andere Erreger von Harnwegsinfektionen; unwirksam gegen Pseudomonas; auch wirksam gegen Candida spp.; wirksam gegen Keime im Biofilm)
- Nitroxolin
Antibiotika mit Störung der Folsäuresynthese und diverser anderer Enzymfunktionen in der Bakterienzelle
Sulfonamide (wirksam gegen Streptokokken, Pneumokokken, Aktinomyzeten, Nokardien; häufige Resistenzen; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz; Allergie)
- Sulfanilamid
- Sulfamethoxazol
- Sulfadiazin u. a.
Diaminopyrimidine (sehr breites Spektrum; nicht wirksam gegen Anaerobier, Rickettsien, Chlamydien, Mykoplasmen; wirkt auch gegen den Pilz Pneumocystis
- Diaminopyrimidin/Sulfamethoxazol
- Trimethoprim
- Cotrimoxazol
Paraaminosalicylsäure (Tuberkelbakterien)
- PAS
Nitrofurane (Harnwegsinfekte; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz sowie im hohen Alter; neurotoxisch, allergisierend)
- Nitrofurantoin
- Nitrofurazon u. a.
Isonicotinamid (Tuberkelbakterien; neurotoxisch)
- Isoniazid (INH)
Antibiotika mit Wirkung auf die bakterielle DNA
Nitroimidazole (Strikte Wirkung auf Anaerobier und verschiedene Protozoen; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft 1. Trimenon, Alkoholgenuss)
Chinolone (Gyrasehemmer)
- Chinolone 1. Generation (gramnegative Stäbchen)
- Nalidixinsäure
- Norfloxacin
- Chinolone 2. Generation (systemische Infektionen mit Enterobacterales. Sehr gut wirksam gegen Meningokokken auch zur Prophylaxe; mäßige Wirkung gegen Pseudomonaden)
- Ciprofloxacin (systemische Infektionen mit Enterobacterales. Sehr gut wirksam gegen Meningokokken auch zur Prophylaxe; mäßige Wirkung gegen Pseudomonaden; Ciprofloxacin wird z. T. über den Darm ausgeschieden. Auch hohe Konzentrationen in Sekreten, z. B. ELF (epithelial lining fluid)
- Chinolone 3. Generation
- Levofloxacin (recht gute Wirkung gegen grampositive Kokken; auch gegen Chlamydien und Mycoplasmen; wird vorwiegend renal ausgeschieden; auch hohe Konzentrationen in Sekreten)
- Chinolone 4. Generation (recht gute Wirkung gegen grampositive Kokken; auch gegen Chlamydien, Mykoplasmen und Anaerobier, wird zu einem großen Teil über den Darm ausgeschieden; wirkt gegen die Anaerobier der Darmflora; auch hohe Konzentrationen in Sekreten)
Literatur
- Hof H et al. (2019) In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme S.305-307