MRSA

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Methicillin-resistenter S. aureus; Methicillin-resistenter Staph. aureus; Multi-resistenter S. aureus

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Definition

Akronym für "Methicillin-resistente Staphyloccocus aureus"-Stämme. Staphylokokken-Stämme mit Resistenzen gegen beta-Lactamantibiotika infolge einer chromosomal vermittelten Bildung veränderter Penicillin-bindender Proteine und daraus resultierend niedrigerer Bindungsaffinität für alle beta-Lactamantibiotika. Häufig bestehen weitere Resistenzen, z.B. gegen Erythromycin, Tetracycline, Chloramphenicol, Clindamycin, Aminoglykoside, Gyrasehemmer (s. hierzu auch unter ESBL).

Vorkommen/Epidemiologie

Weltweit auftretend; auf Intensivstationen in den USA > 50%, in Südeuropa und Frankreich > 30%. In Deutschland: Inzidenz in Krankenhäusern zwischen 15-20%. Zunehmend auch bei Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen (etwa 2,5%).

Klinisches Bild

MRSA verursachen keine speziellen Krankheitsbilder (s.u. Staphylokokken), sie kolonisieren jedoch zunehmend das Ulcus cruris und gewinnen dadurch zunehmende Bedeutung. MRSA kann ohne klinische Symptomatik als Besiedlungskeim auf der Nasen- und Rachenschleimhaut und der Haut vorkommen. Hierdurch entstehen Keimreservoirs, die v.a. immundefiziente Pat. infizieren können.

HA-MRSA (Hospital-acquired MRSA) bezeichnet Keimbesiedlungen bei Krankenhauspersonal. Sie sind bes. zu werten, da kontinuierliche Ansteckungsgefahr für Patienten mit Immuninsuffizienz, offenen Wunden, Dialyse, intravasalen Kathetern oder künstlicher Beatmung gegeben ist. Besiedelte Patienten müssen deshalb frühzeitig erkannt, isoliert und nach Möglichkeit saniert werden.

CA-MRSA ist das Akronym für “Community-associated” MRSA . CA-MRSA sind von HA-MRSA (Hospital-acquired MRSA), abzugrenzen und führen zu Infektionen innerhalb eines Personenkreises der nicht in direktem Kontakt zu Gesundheitseinrichtungen (z.B. Krankenhäuser) steht. CA-MRSA weisen einen anderen genetischen Hintergrund als HA-MRSA auf (Chambers et al 2009). Zusätzlich verfügen CA-MRSA im Vergleich zu HA-MRSA über abweichende Resistenzprofile gegenüber antibiotischen Substanzen.

LA-MRSA:  LA-MRSA ist das Akronym für „Livestock-associated MRSA“ und bezeichnetet MRSA -Spezies die mit der konventionellen Tiermast in Verbindung zu bringen ist. Dies bezieht die mit diesen Tieren (insbesondere Schweinehaltung, aber auch Mastrinder und Mastgeflügel) in engem Arbeitskontakt stehenden Menschen mit ein (Layer et al.  2012). In der Pferdehaltung z.B. scheinen hingegen vorrangig CA-MRSA ein Problem darzustellen.

Für folgende Tierarten spielt LA-MRSA eine besondere Rolle:

Therapie

Besiedelungen werden lokal dekontaminiert (Haut: Waschungen z.B. mit Octenidin, Chlorhexidin, Polihexanid.

Sanierung über mind. 5 Tage, s. DEGAM S1-Handlungsempfehlung!

Nase: Mupirocin-Salbe 3x / Tag  für 5-6 Tage (Cave: zunehmende Resistenzen gegenüber Mupiricin (Turixin®).

Mundpflege und Behandlung der Mundpflege- und Zahnputzutensilien bzw. der Zahnprothese mit einem für
die Mundschleimhaut geeigneten Antiseptikum (z.B Octenidol®-Lösung).
1 x täglich Desinfektion der Haut und der Haare, d.h. Duschen oder Ganzkörperpflege inkl. einer Haarwäsche mit einer
geeigneten desinfizierenden Waschlotion 3 x täglich (z.B Octenisan® Waschlotion).
 

Eine Antibiotikatherapie ist nur bei klinisch manifesten Erkrankungen indiziert. Bei klinisch relevanten Infektionen sind Glykopeptide ( Vancomycin oder Teicoplanin), Linezolid, Tigecyclin, Daptomycin und mit Einschränkung Reserveantibiotika wie Fusidinsäure (Fucidine), Fosfomycin (Infectofos) oder Rifampicin (Rifa) wirksam.

 

Die Pflegeprodukte können leider momentan noch nicht rezeptiert werden.  Kontrollabstrich 48 Stunden nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen.

 

zeitgleich unbedingt Sanierung der Gebrauchsgegenstände:

- Desinfektion aller Gegenstände, die mit Haut oder Schleimhaut Kontakt haben: Zahnbürste und Prothesen mit Octenidol®-
Lösung reinigen und einlegen. Gebrauchsgegenstände wie Kamm oder Hörgerät können mit vorgetränkten Einmaltüchern
gründlich abgewischt werden. Evt. kann bei einigen Utensilien für die Zeit der Eradikation auf Einmalprodukte
zurückgegriffen werden.
-Wischdesinfektion der handberührten Umgebung (praktisch mit vorgetränkten Einmaltüchern) oder Abdeckung mit
täglichem Austausch/Desinfektion der Abdeckung.
- Wechsel von Handtüchern und Waschlappen sofort nach Gebrauch. Täglicher Wechsel der Bett- und Leibwäsche. Wäsche
und alle Gebrauchsgegenstände desinfizierend reinigen.
- Häufige Händedesinfektion: Patient vor jedem Verlassen der Wohnung, vor sozialen Kontakten, alle Kontaktpersonen

 

Fertig - Kits: z B. Braun Prontoderm® MRSA Kit Reinigungsset 1 Set, OCTENISAN® Set Waschlotion+Nasengel

Prophylaxe

Patienten isolieren: Einzelzimmer oder Kohortenisolierung, Zimmer kennzeichnen.

Bei Betreten des Raumes Extra-Schutzkittel tragen, der im Raum verbleibt. Wechsel spätestens nach 24 Std.

Schutzhandschuhe, Mundschutz tragen beim Umgang mit Patienten.

Händedesinfektion vor Verlassen des Raumes.

Personal: nach Möglichkeit patientengebundene Pflege

Wache Patienten: aufklären, Händedesinfektion vor Verlassen des Zimmers.

Transport des Patienten: möglichst auf Trage oder im Bett; Mundschutz; bei Wundinfektion Wunde mit Verband abdecken, bei Harnwegsinfektion feuchtigkeitsundurchlässige Windel anlegen.

Bei Verlegung: Station bzw. Krankenhaus unterrichten.

Mupirocin Nasensalbe (Turixin Salbe) bei Nachweis von MRSA im vorderen Nasenraum.

Ganzkörperwaschungen (z.B. Chlorhexidin, Polihexanid) bei Nachweis von Staph. aureus Kolonisation der Haut (Pat. und Personal).

Hinweis(e)

Um eine Ausbreitung von MRSA zu verhindern, sind bei MRSA-Patienten strenge Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen einzuhalten. Weitere Bakterienstämme, die der Wirkung von Antibiotika entrinnen können, sind die Erreger der sog. ESKAPE-Gruppe: Enterococcus faecium, Staphylococcus aureaus, Klebsiella pneumoniae, Acinobacter baumanii, Pseudomonas aeruginosa, Enterobacter-Stämme.

Literatur

  1. Chambers HF et al. (2009) Waves of resistance: Staphylococcus aureus in the antibiotic era. Nature reviews. Microbiology 7: 629-641.
  2. Cohen PR (2005). Cutaneous community-acquired methicillin-resistant Staphylococcus aureus infection in participants of athletic activities. Southern medical journal 98: 596-602.
  3. Kouyos R et al.(2013) Hospital-Community Interactions Foster Coexistence between Methicillin-Resistant Strains of Staphylococcus aureus. PLoS pathogens 9, e1003134.
  4. Layer F et al.(2012) Current data and trends on methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA)]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 55: 1377-1386.
  5. Maisch T et al. (2011) Photodynamaische Inaktivierung von multiresistenten Bakterien (PIB) - ein neuer Ansatz zur Behandlung oberflächlicher Infektionen im 21. Jahrhundert. JDDG 9: 360-367
  6. Fassbender B et al.(2013) Degam Leitlinien:   MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie/Sanierung-   https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S1-Handlungsempfehlung/053-034%20MRSA/S1-HE_MRSA_Therapie_Kurzfassung.pdf

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