Perniones T69.1

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Chilblains; Frostbeule; Frostbeulen; frostbite; frost-nip; Perniosis

Definition

Häufige, bei entsprechend disponierten Personen auftretende abnorme Gewebereaktion, mit reversiblen und sehr wechselhaften, entzündlichen Hautveränderungen, die bereits bei mäßiger Kälteeinwirkung in Erscheinung treten können.

Ätiopathogenese

Meist vegetativ gestörte Gefäßfunktion mit mangelnder Anpassung an äußere Temperaturbedingungen (Außentemperaturen wenig über 0 °C, insbes. bei nasskaltem Klima, auch bei kalten Feuchtarbeiten, z.B. in Fleischereiberufen), aber auch bei lokalen oder systemischen Infektionen (Tuberkulosekranke).

Manifestation

Vor allem bei weiblichen Jugendlichen oder Erwachsenen mit Akrozyanose auftretend. Häufig bestehen allgemeine Adipositas oder pastöser Habitus. Saisonale Häufung v.a. im Frühjahr und Herbst. Auftreten im Zusammenhang mit beruflicher Kälteexposition (Metzger, Kühlhausarbeiter, Soldaten) oder bei Obdachlosen ist nicht selten. Zunehmend treten Frostbeulen bei Alpinisten auf.   

Lokalisation

Dorsalseiten der Finger und Zehen, Nase, Unterschenkel, Kniebereich.

Klinisches Bild

Im Intervall wenig auffällige, flächige, livide Rötungen, die sich bei Temperaturwechsel in blau-rötliche, evtl. blaue oder rotbraune (purpurische Komponente), teigige, manchmal schmerzlose aber auch deutlich schmerzhafte Plaques oder Knoten umwandeln. Die Dauer der Veränderungen ist unterschiedlich und beträgt Stunden aber auch mehrere Tage bis Wochen. Bei Erwärmung kann Juckreiz oder Brennen auftreten. Blasenbildung und Ulzeration sind möglich. S.a. Perniosis follicularis, Frühlingsperniosis, Herbstperniosis.

Merke! Eine scheinbar gesunde rote Gesichtsfarbe kann Ausdruck eines chronischen Kälteschadens sein.

Histologie

Im Korium besteht Kapillardilatation. Im oberen Korium sind Ödeme nachweisbar. Größere Gefäße sind wandverdickt und mit Thromben gefüllt. Perivaskulär zeigen sich lymphohistiozytäre Infiltrate.

Komplikation(en)

Sekundärinfektionen, Ulzerationen, Narben.

Externe Therapie

In der akuten Phase Zufuhr von Wärme und/oder hyperämisierende Salben. Bei starker Entzündungssymptomatik kurzzeitig potente Glukokortikoidexterna wie z.B. 0,05% Clobetasol-Creme (z.B. R054 , Dermoxin), 0,1% Mometason-Creme (z.B. Ecural), ggf. unter Okklusion.

Interne Therapie

  • Systemische Therapie kann bei sehr ausgeprägter klinischer Symptomatik erwogen werden, z.B. mit einer Intervalltherapie mit Iloprost (0,5-2,0ng/kgKG/Min.
  • Weiterhin kann ein Versuch mit Pentoxifyllin (z.B. Trental) 2mal/Tag 400 mg p.o. initiiert werden.

Verlauf/Prognose

Sehr wechselhafter Verlauf; Rezidive bei Kälteexposition. Besserung im höheren Alter ist möglich.

Prophylaxe

Insbes. in den Übergangsjahreszeiten, Schutz vor Kälte und Nässe durch Tragen geeigneter Kleidung, warmes Schuhwerk! Verwendung von Taschenöfchen! Aktives Gefäßtraining durch Sauna, Kneipp-Kuren, Unterwassermassagen, wechselwarme Fußbäder, Sport.

Phytotherapie extern

Früher wurde Benediktinerkraut extern eingesetzt, s. unter Cnici benedicti herba,

in der Erfahrungsheilkunde auch Fagopyri herba und Ratanhiae radix

Hinweis(e)

Chronische Kälteschäden durch rezidivierende Pernionen können unter die BK-Ziffer 5101 der Anlage zur BVK fallen.

Literatur
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  1. Gomes MM et al. (2014) Perniosis. BMJ Case Rep doi: 10.1136/bcr-2014-203732

  2. Johnson-Arbor K et al. (2014) Digital frostbite. N Engl J Med doi: 10.1056/NEJMicm1310126

  3. Kemper TC et al. (2014) Frostbite of both first digits of the foot treated with delayed hyperbaric oxygen:a case report and review of literature. Undersea Hyperb Med 41:65-70
  4. Müller M et al. (2007) Rezidivierende Perniosis auf dem Boden einer anlagebedingten Akrozyanose. Dermatologie in Beruf und Umwelt 55: 28-34
  5. Ohatee MA et al. (2014) "Salt ice dare": a previously un-described
    mechanism of rapid frostbite injury. J Plast Reconstr Aesthet Surg 67:e248-249

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