Candida-Paronychie B37.23

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Christoph Rose

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Zuletzt aktualisiert am: 13.04.2025

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Synonym(e)

Candida-onychomycosis; Candida paronychia; Candidaparonychie; Chronische Paronychie durch Hefepilze; Hefepilzparonychie; Kandidaparonachie; Kandida-Paronychie; Non-dermatophyte onychomycosis; Paronychia candidamycetica

Definition

Langwierige chronische Paronychie, meist durch Candida albicans.

Manifestation

Vorzugsweise bei Erwachsenen auftretend. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Etwa 3/4 der Fälle treten an Zeige- oder Mittelfinger auf. Prädisponierend sind Arbeiten im feuchten Milieu sowie Arbeiten mit Kohlenhydraten. Weitere wichtige prädisponierende Faktoren sind Hyperhidrose, Akrozyanose, Immundefekte und Diabetes mellitus. Durch Verletzungen der Cuticula, z. B. bei übertriebener Nagelmaniküre, können die Hefen unter den proximalen Nagelwall gelangen und sich hier vermehren.

Lokalisation

Etwa 3/4 der Fälle treten am Zeige- oder Mittelfinger auf.

Klinik

Chronische, meist mäßig schmerzhafte Rötung und Schwellung des Nagelfalzes. Das Nagelhäutchen verliert seine Haftung an der Nagelplatte, sodass Fremdkörper eindringen können, häufig fehlt es komplett. Nicht selten treten bakterielle Superinfektionen auf. Auf Druck oder spontan kann sich aus der Nageltasche dickliches weißes Material entleeren, das aus Hornbestandteilen, Eiter und Pilzelementen besteht.  

S. a. u. Onychia candidosaCandidose.

Bei längerem Bestehen kann es zu Wachstumsstörungen mit Verdickung, Verfärbung und Oberflächenriffelung sowie zu einer Onycholyse der Nagelplatte kommen. 

In dieser Konstellation ist eine Candida-Onychomykose möglich.    

Differentialdiagnose

  • Paronychie und Onychodystrophie durch Dermatophyten: meist monatelang bestehende Onychomykose, sekundärer Befall des Paronychiums; Nachweis der Erreger
  • Bakterielle Paronychie: meist hochakut, Nachweis der Erreger
  • Acrodermatitis continua suppurativa: eminent chronische, pustulöse Dermatitis, meist nicht auf den Nagelwall begrenzt

 

Komplikation(en)/Assoziierte Erkrankungen

Eine grün-schwarze Verfärbung der Nagelplatte, v. a. in ihrem seitlichen Anteil, ist häufig ein Hinweis auf eine bakterielle Begleitinfektion durch Feuchtkeime wie Pseudomonas aeruginosa oder Klebsiellen.   

Therapie allgemein

Prädisponierende Faktoren nach Möglichkeit kompensieren (z. B. Immundefekte, Diabetes mellitus, Akrozyanose, Hyperhidrose, ggf. Berufswechsel bei Bäckereiberufen, Krankenpflege u. a.).

Externe Therapie

Bei mykotischem Befall von Nagel, Nagelbett und Nagelwall ist die operative Entfernung des Nagels empfehlenswert; die Infektion heilt hierunter prompt ab. Ein Behandlungsversuch mit einem antimykotischen Nagellack (z. B. Loceryl Nagellack; Amorolfin) kann sinnvoll sein. Bei unkomplizierter Paronychie (Nagel und Nagelbett sind frei) sorgfältige antimykotische Lokaltherapie mit einem Breitbandantimykotikum wie Amorolfin als Nagellack/Creme (z. B. Loceryl) oder Bifonazol (z. B. Mycospor), anschließend Creme oder Salbe in dicker Schicht. Verband anlegen, ggf. stundenweise Okklusion mit Gummifingerling.

Regelmäßige prophylaktische Händedesinfektion (z. B. Desinfektionsspiritus (NRF 11.27.)). Kein Schneiden des Nagelhäutchens. Bei Verletzungen des Nagelwalls konsequente antiseptische Lokaltherapie (z. B. mit Povidon-Jod-Salbe,  R204). Bewährt haben sich handwarme Seifenbäder, 5–10 Min., am besten mit Kernseife, aber auch Flüssigseifen. Das Badewasser sollte milchig trüb erscheinen.

Interne Therapie

Bei komplizierter Paronychie (Nagel mykotisch befallen) hat sich Itraconazol (z. B. Sempera) bewährt, Dosierung: 100 mg/Tag p. o. bis zur Heilung oder als Intervalltherapie 2x/Tag 200 mg über 7 Tage, 3 Wochen Pause und Wiederholung des Zyklus weitere zwei Mal.

Alternativ: Fluconazol (z. B. Diflucan Derm) 50 mg/Tag p. o. bis zur Heilung.

Literatur
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  1. Crawford F et al. (2002) Oral treatments for toenail onychomycosis: a systematic review. Arch Dermatol 138: 811-816
  2. Ellis DH (1999) Diagnosis of onychomycosis made simple. J Am Acad Dermatol 40: S3-S8
  3. Gupta AK et al. (2003) Non-dermatophyte onychomycosis. Dermatol Clin 21: 257-268
  4. Gupta AK et al. (2000) Itraconazole pulse therapy for the treatment of Candida onychomycosis. J Eur Acad Dermatol Venereol 15: 112-115
  5. Hay RJ (1999) The management of superficial candidiasis. J Am Acad Dermatol 40: S35-S42

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