Synonym(e)
Definition
Langwierige chronische Paronychie, meist durch Candida albicans.
Manifestation
Vorzugsweise bei Erwachsenen auftretend. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Etwa 3/4 der Fälle treten an Zeige- oder Mittelfinger auf. Prädisponierend sind Arbeiten im feuchten Milieu sowie Arbeiten mit Kohlenhydraten. Weitere wichtige prädisponierende Faktoren sind Hyperhidrose, Akrozyanose, Immundefekte und Diabetes mellitus. Durch Verletzungen der Cuticula, z. B. bei übertriebener Nagelmaniküre, können die Hefen unter den proximalen Nagelwall gelangen und sich hier vermehren.
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Klinik
Chronische, meist mäßig schmerzhafte Rötung und Schwellung des Nagelfalzes. Das Nagelhäutchen verliert seine Haftung an der Nagelplatte, sodass Fremdkörper eindringen können, häufig fehlt es komplett. Nicht selten treten bakterielle Superinfektionen auf. Auf Druck oder spontan kann sich aus der Nageltasche dickliches weißes Material entleeren, das aus Hornbestandteilen, Eiter und Pilzelementen besteht.
S. a. u. Onychia candidosa, Candidose.
Bei längerem Bestehen kann es zu Wachstumsstörungen mit Verdickung, Verfärbung und Oberflächenriffelung sowie zu einer Onycholyse der Nagelplatte kommen.
In dieser Konstellation ist eine Candida-Onychomykose möglich.
Differentialdiagnose
- Paronychie und Onychodystrophie durch Dermatophyten: meist monatelang bestehende Onychomykose, sekundärer Befall des Paronychiums; Nachweis der Erreger
- Bakterielle Paronychie: meist hochakut, Nachweis der Erreger
- Acrodermatitis continua suppurativa: eminent chronische, pustulöse Dermatitis, meist nicht auf den Nagelwall begrenzt
Komplikation(en)/Assoziierte Erkrankungen
Eine grün-schwarze Verfärbung der Nagelplatte, v. a. in ihrem seitlichen Anteil, ist häufig ein Hinweis auf eine bakterielle Begleitinfektion durch Feuchtkeime wie Pseudomonas aeruginosa oder Klebsiellen.
Therapie allgemein
Prädisponierende Faktoren nach Möglichkeit kompensieren (z. B. Immundefekte, Diabetes mellitus, Akrozyanose, Hyperhidrose, ggf. Berufswechsel bei Bäckereiberufen, Krankenpflege u. a.).
Externe Therapie
Bei mykotischem Befall von Nagel, Nagelbett und Nagelwall ist die operative Entfernung des Nagels empfehlenswert; die Infektion heilt hierunter prompt ab. Ein Behandlungsversuch mit einem antimykotischen Nagellack (z. B. Loceryl Nagellack; Amorolfin) kann sinnvoll sein. Bei unkomplizierter Paronychie (Nagel und Nagelbett sind frei) sorgfältige antimykotische Lokaltherapie mit einem Breitbandantimykotikum wie Amorolfin als Nagellack/Creme (z. B. Loceryl) oder Bifonazol (z. B. Mycospor), anschließend Creme oder Salbe in dicker Schicht. Verband anlegen, ggf. stundenweise Okklusion mit Gummifingerling.
Regelmäßige prophylaktische Händedesinfektion (z. B. Desinfektionsspiritus (NRF 11.27.)). Kein Schneiden des Nagelhäutchens. Bei Verletzungen des Nagelwalls konsequente antiseptische Lokaltherapie (z. B. mit Povidon-Jod-Salbe, R204). Bewährt haben sich handwarme Seifenbäder, 5–10 Min., am besten mit Kernseife, aber auch Flüssigseifen. Das Badewasser sollte milchig trüb erscheinen.
Interne Therapie
Bei komplizierter Paronychie (Nagel mykotisch befallen) hat sich Itraconazol (z. B. Sempera) bewährt, Dosierung: 100 mg/Tag p. o. bis zur Heilung oder als Intervalltherapie 2x/Tag 200 mg über 7 Tage, 3 Wochen Pause und Wiederholung des Zyklus weitere zwei Mal.
Alternativ: Fluconazol (z. B. Diflucan Derm) 50 mg/Tag p. o. bis zur Heilung.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

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Verweisende Artikel (6)
Amphotericin B; Candida-Onychomykose; Chronische mukokutane Candidiasis (Einteilung); Desinfektionsspiritus (NRF 11.27.); Paronychie chronische; Povidon-Jod-Salbe 10%, Hydrophile, Weiche (NRF 11.17.);Weiterführende Artikel (16)
Acrodermatitis continua suppurativa; Akrozyanose; Amorolfin; Bifonazol; Candida-Onychomykose; Candidosen; Creme; Desinfektionsspiritus (NRF 11.27.); Fluconazol; Hyperhidrose (Übersicht); ... Alle anzeigenDisclaimer
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