Synonym(e)
Definition
Harpagophyti radix, die Teufelskrallenwurzel, wird als Droge in pflanzlichen Arzneimitteln verwendet. Stammpflanze ist die südafrikanische Teufelskralle. Harpagophyti radix ist eine Zubereitung aus den Wurzeln der Teufelskralle. Die Wurzeln werden nach der Ernte zerkleinert und anschließend etwa 3 Tagen an der Luft in der Sonne getrocknet. Harpagophyti radix hat mit 5.000 bis 12.000 einen hohen Bitterwert, zählt also zu den Bitterdrogen.
Die Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
HMPC-Monographie: Traditional-use: Leichte Gliederschmerzen, Besserung von Verdauungsstörungen (z.B. Blähungen, Flatulenz), zeitweilig auftretende Appetitlosigkeit
ESCOP-Monographie: Schmerzbehandlung, Osteoarthritis, Rückenschmerzen; Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden.
Kommission E-Monographie: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden; unterstützenden Therapie: degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates
Erfahrungsheilkunde: schmerzhafte Arthrosen, chronisch-entzündliche Polyarthritis, schmerzhafte Spondylosen, Weichteilrheuma, Neuralgien, Kopfschmerz
Inhaltsstoffe
Die wirkmitbestimmenden Inhaltsstoffe der Wurzel sind Iridoidglykoside (Bitterstoffe). Dazu gehören als Hauptinhaltsstoff das Glykosid Harpagosid; weiterhin das Aglykon Harpagid (s.u. Iridoide) und Procumbid. Weitere Inhaltsstoffe sind freie Zimtsäure, Flavonoide, darunter auch Kämpferol; zusätzlich noch bis zu 46% Stachyose und Monosaccharide.
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Wirkungen
In Laborversuchen zeigen Extrakte aus Teufelskrallenwurzel entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte. Welche Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind, ist noch nicht genau bekannt. Möglicherweise spielt die Harpagosid die entscheidende Rolle (Ungerer G et al. 2020). Experimentell kann eine Hemmung der Prostaglandinsynthese nachgewiesen werden. Inhibiert werden weiterhin Interleukin-2, Matrix-Metalloproteinasen und die Cholinesterase. Unter den Isolaten zeigten die Verbascoside (5, 6 und 8), die in ihrer Struktur eine Caffeoyl- und eine 3,4-Dihydroxyphenethyl-Gruppe enthalten, eine wirksame AChE-hemmende Aktivität. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Verbascosid-Derivate teilweise mit der Anti-Alzheimer-Wirkung dieser Heilpflanze in Zusammenhang stehen könnten (Bae YH et al. 2014).
Wirkungsspektrum
Nach Kommission E sind folgende Indikationen monographiert:
Appetitlosigkeit
Weichteilrheumatismus
Chronisch entzündliche Polyarthritis: Ob die Wurzel dabei wirklich hilft, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Studien am Menschen kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen und es fehlen aussagekräftige hochwertige Untersuchungen. Dennoch berichten viele Menschen, dass ihre Gelenkschmerzen nachlassen, wenn sie Teufelskralle einnehmen (Menghini L et al. 2019).
Dyspeptische Beschwerden: Die in der Wurzel enthaltenen Bitterstoffe regen die Verdauung an und steigern den Appetit. Teufelskralle wird daher traditionell bei Blähungen, Völlegefühl und mangelndem Appetit eingesetzt.
Weiterhin wird Harpagosid eine neuroprotektive Wirkung zugeschrieben (Ungerer G et al. 2020).
Eingeschränkte Indikation
Bei Vorliegen einer Überempfindlichkeit gegenüber den Inhaltsstoffen und bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren wird von einer Anwendung abgeraten. Sollte ein Gallensteinleiden bestehen, ist eine ärztliche Rücksprache notwendig.
Dosierung
Bei Appetitlosigkeit liegt die Tagesdosis bei 1,5g; ansonsten bei 4,5g/Tag.
Zur inneren Anwendung als Tee wird die Arzneidroge mit heißem Wasser übergossen und circa 8 Stunden stehen gelassen. Die gebräuchliche Tagesdosis beträgt circa 4.5 g der Droge (ungefähr ein Teelöffel). Flüssige Zubereitungen schmecken unangenehm bitter (Bitterdroge).
Am besten geeignet sind Fertigarzneimittel mit standardisiertem wässrigen oder ethanolisch-wässrigen Trockenextrakten; Dosierungen: 0,8g-2,4g Trockenextrakt/Tag.
Unerwünschte Wirkungen
Es können in seltenen Fällen folgende unerwünschte Wirkungen auftreten: Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Weiter: Kopfschmerzen, Schwindel und allergische Hautreaktionen.
Kontraindikation
Allergie gegen einen der Bestandteile, Magen- oder Duodenalulzera, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bei fehlenden Daten, Stillzeit und Schwangerschaft.
Cave bei Gallensteinleiden!
Wechselwirkungen
Es wird vermutet, dass das Teufelskrallenextrakt mit P-Glykoprotein und CYP450 interagiert. Wechselwirkungen mit Arzneimitteln können deshalb nicht ausgeschlossen werden.
Handelsnamen
Ceftex® Brausetabletten 2x1 BT/Tag; Tetonal® 480FT, 2x1 Tbl/Tag, Allya® 2x2Tbl/Tag. Doloteffin® 3x1Drg /Tag
Hinweis(e)
Die potenziellen Effekte von Harpagophytum procumbens-Wurzelextrakten treten erst protrahiert nach mehreren Wochen ein. Der analgetische Effekt ist nur schwach ausgeprägt (Schilher 2015) Gegen akute Schmerzen eignet sich die Pflanze nicht. Zudem zeigen die Studien, die zu positiven Ergebnissen gekommen sind, dass eine hohe Dosierung nötig ist, damit sich überhaupt eine Wirkung bemerkbar macht. Teufelskrallenzubereitungen sollten insofern als Fertigarzneimittel eingenommen werden.
Teezubereitungen enthalten zu geringe Mengen der potenziell wirksamen Stoffe, um bei Gelenkschmerzen wirksam zu sein. Teezubereitungen eignen sich bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Bae YH et al. (2014) Cholinesterase inhibitors from the roots of Harpagophytum procumbens. Arch Pharm Res 37:1124-1129.
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- Brien S et al.(2006) Devil's Claw (Harpagophytum procumbens) as a treatment for osteoarthritis: a review of efficacy and safety. J Altern Complement Med 12:981-993.
- Clarkson C et al. (2006) Identification of major and minor constituents of Harpagophytum procumbens (Devil's claw) using HPLC-SPE-NMR and HPLC-ESIMS/APCIMS. J Nat Prod 69:1280-1288.
- Dragos D et al. (2017) Phytomedicine in Joint Disorders. Nutrients 9:70.
- Hostanska K et al. (2014) Alteration of anti-inflammatory activity of Harpagophytum procumbens (devil's claw) extract after external metabolic activation with S9 mix. J Pharm Pharmacol 66:1606-1614.
- Menghini L et al. (2019) Devil's claw (Harpagophytum procumbens) and chronic inflammatory diseases: A concise overview on preclinical and clinical data. Phytother Res 33:2152-2162.
- Moré M et al. (2017) A Rosa canina - Urtica dioica -Harpagophytum procumbens/zeyheri Combination Significantly Reduces Gonarthritis Symptoms in a Randomized, Placebo-Controlled Double-Blind Study. Planta Med 83:1384-1391.
- Schilcher H Pflanzenprofile In: Leitfaden Phytotherapie. Urban und Fischer Verlag München. S 317-318
- Torres-Fuentes C et al. (2014) Devil's Claw to suppress appetite--ghrelin receptor modulation potential of a Harpagophytum procumbens root extract. PLoS One 28:e103118.
- Ungerer G et al. (2020) Harpagophytum procumbens Extract Ameliorates Allodynia and Modulates Oxidative and Antioxidant Stress Pathways in a Rat Model of Spinal Cord Injury. Neuromolecular Med 22:278-292.
- https://arzneipflanzenlexikon.info/teufelskralle.php
- https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-harpagophytum-procumbens-dc/harpagophytum-zeyheri-decne-radix_en.pdf
- Wenigmann M.(2017) Phytotherapie Arzneidrogen Phytopharmaka Anwendung. Urban & Fischer: 5.108 Steinkleekraut (Meliloti herba) S 204-205