Harpagosid

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 09.03.2025

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Definition

Harpagosid ist ein bitter schmeckendes Iridoidglykosid (s.u. Iridoide), ein glykosidisch verbundenes Monoterpenderivat, das als wirksamkeitsbestimmende Droge v.a. in den Wurzel der südafrikanische Teufelskralle (Harpaphagophyti radix) nachweisbar ist. Die Südafrikanische Teufelskralle stammt aus den trockenen Regionen Südafrikas, Namibias und Botswanas und wird traditionell zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen, Schmerzen und Verdauungsproblemen eingesetzt.

Inhaltsstoffe

Harpagosid gehört zur Gruppe der Iridoidglykoside, die für ihre entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften bekannt sind. Die chemische Struktur besteht aus einem Iridoid-Grundgerüst mit einer Glucose-Einheit.

Wirkungen

Harpagosid ist ein wirksamer, natürlicher Entzündungshemmer und Schmerzmittel-Ersatz, der besonders bei Gelenkbeschwerden und Muskelschmerzen hilfreich sein kann. Harpagosid verändert das globale Chemokin-Expressionsprofil in IL-1β-stimulierten Chondrozyten signifikant. Weiterhin verändert verändert Harpagosid die Expression von IL-6 in Chondrozyten. Harpagosid hemmte nicht die IL-1-induzierte Aktivierung der Transkriptionsfaktoren NF-κB und C/EBPβ, unterdrückt jedoch die durch IL-1β ausgelöste Induktion, Phosphorylierung und DNA-Bindungsaktivität von c-FOS, einem der Hauptbestandteile der AP-1-Transkriptionsfaktoren. Darüber hinaus hemmt Harpagosid die Expression von MMP-13 in OA-Chondrozyten unter pathologischen Bedingungen signifikant. Harpagosid gilt als gut verträglich und stellt eine pflanzliche Alternative zu synthetischen Schmerzmitteln dar (Haseeb A et al.2017).

Wirkungsspektrum

Harpagosid besitzt mehrere medizinisch relevante Eigenschaften, die insbesondere bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Arthrose und Rückenschmerzen von Bedeutung sind:

Entzündungshemmend:

  • Harpagosid hemmt bestimmte entzündungsfördernde Enzyme (z. B. COX-2 und Lipoxygenase), die an der Produktion von Prostaglandinen beteiligt sind.Es reduziert die Bildung von Zytokinen (z. B. TNF-α, IL-1β), die eine Schlüsselrolle bei chronischen Entzündungen spielen.

Schmerzlindernd (analgetisch)

  • Harpagosid kann die Schmerzempfindlichkeit senken, insbesondere bei Gelenk- und Rückenschmerzen. Versch. Studien zeigen, dass es vergleichbar mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wirken kann, aber mit weniger Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt.

Knorpelschutz (chondroprotektiv)

  • Es wird vermutet dass Harpagosid eine degenerative Zerstörung des Knorpelgewebes bei Arthrose verlangsamt. Es schützt die Gelenke, indem es Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) hemmt, die den Knorpel abbauen.

Verbesserung der Beweglichkeit:

  • Studien zeigen, dass Patienten mit Arthrose oder Rückenschmerzen nach mehrwöchiger Einnahme eine bessere Beweglichkeit und weniger Schmerzen verspüren.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Harpagosid ist der Hauptwirkstoff von Teufelskrallen-Extrakten, die eingesetzt werden bei:

  • Rheumatoider Arthritis
  • Arthrose
  • Rückenschmerzen & Bandscheibenbeschwerden
  • Muskelschmerzen & Sehnenentzündungen
  • Gicht

Dosierung

Harpagosid wird meist in Form von Tabletten, Kapseln, Tee oder Salben angeboten.Die empfohlene Tagesdosis liegt zwischen 50–100 mg Harpagosid (entspricht etwa 2400 mg Teufelskrallenwurzel-Extrakt). Die Wirkung tritt nicht sofort ein, sondern nach 2–4 Wochen regelmäßiger Einnahme.

Tees: Ein Tee aus 4,5 g geschnittener oder pulverisierter Teufelskrallenwurzel liefert durchschnittlich 90 mg Harpagosid. 

Externa (Salben, Balsame): Viele Teufelskralle-Salben enthalten neben Harpagosid weitere pflanzliche Inhaltsstoffe wie Wacholder, Rosmarin, Rosskastanie, Arnika oder Fichtennadel, die synergistisch zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung beitragen können.  Anwendung: Diese Salben werden typischerweise zur Linderung von Muskel- und Gelenkschmerzen verwendet und äußerlich auf die betroffenen Bereiche aufgetragen.

Unerwünschte Wirkungen

Gut verträglich. In seltenen Fällen können Nebenwirkungen auftreten:

  • Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall, Magenschmerzen)
  • Wechselwirkungen mit blutverdünnenden Medikamenten
  • Nicht empfohlen bei Magengeschwüren oder Gallenerkrankungen

Hinweis(e)

Weitere verwandte Inhaltsstoffe der Teufelskralle sind Harpagid und Procumbid, die ebenfalls pharmakologisch aktiv sind, aber eine geringere Wirkung haben.

Literatur
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  1. Anauate MC et al. (2010) Effect of isolated fractions of Harpagophytum procumbens D.C. (devil’s claw) on COX-1, COX-2 activity and nitric oxide production on whole-blood assay. Phytother Res 24:1365–1369.
  2. Brien S et al. (2006) Devil’s Claw (Harpagophytum procumbens) as a treatment for osteoarthritis: a review of efficacy and safety. J Altern Complement Med. 12:981–993.
  3. Haseeb A et al. (2017) Harpagoside suppresses IL-6 expression in primary human osteoarthritis chondrocytes. J Orthop Res 35:311-320.
  4. Mncwangi N et al. (2012) Devil’s Claw-a review of the ethnobotany, phytochemistry and biological activity of Harpagophytum procumbens. Journal of ethnopharmacology 143:755–771.

Verweisende Artikel (1)

Harpagophyti radix ;

Weiterführende Artikel (1)

Teufelskralle afrikanische;
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