Synonym(e)
Indikation
Chlortalidon ist als Einzelsubstanz zugelassen zur Behandlung von:
- kardialen, nephrogenen oder hepatischen Ödemen
- Bei arterieller Hypertonie
- bei Herzinsuffizienz
- bei renalem Diabetes insipidus, wenn andere Medikamente nicht in Frage kommen
Schwangerschaft/Stillzeit
Es besteht ein klares Risiko für die Entwicklung des menschlichen Fötus. Chlortalidon kann die Durchblutung der Plazenta verringern, gelangt in den fötalen Blutkreislauf und kann dort Elektrolytstörungen verursachen. Chlortalidon sollte in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Da Chlortalidon in die Muttermilch übertritt, sollten stillende Mütter auf seine Anwendung verzichten.
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Dosierung und Art der Anwendung
Bei Kindern sollte die niedrigste wirksame Dosierung gewählt werden, z. B. 0,5–1 mg/kg/48 h als Anfangsdosis und 1,7 mg/kg/48 h als maximale Dosis.
Bei älteren und bei Patienten mit leichten Nierenfunktionsstörungen wird ebenfalls empfohlen die niedrigste wirksame Dosis zu verwenden da bei älteren Patienten die Ausscheidung von Chlortalidon langsamer als bei gesunden jüngeren Erwachsenen.
Unerwünschte Wirkungen
Selten: Neutropenie, Hyperglykämie
Die thiazidinduzierte Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie kann das Auftreten von digitalisinduzierten kardialen Arrhythmien begünstigen.
Vereinzelt wurden akute Pankreatitiden unter Chlortalidon (weitere bestätigte Medikamente sind: Azathioprin, Furosemid, Sulfonamide, Tetracycline, Östrogene, Valproic acid , L-Asparaginase) beschrieben (Dobrilla G et al. 1985; Mallory A et al. 1980)
Chlortalidon kann das Risiko auf UWAs auf Allopurinol und Amantadin steigern. Weiterhin den blutzuckersteigernden Effekt von Diazoxid verstärken, sowie die Wirkung von Noradrenalin und Adrenalin reduzieren.
Colestipol und Colestyramin reduzieren die Resorption von Chlortalidon.
Die gleichzeitige Gabe von Vitamin D oder Kalziumsalzen kann zu einem Anstieg des Serumkalziums führen während die gleichzeitige Gabe von Ciclosporin das Risiko einer Hyperurikämie und gichtartiger Komplikationen erhöhen kann.
Dermatologische UAWs:
- Exantheme (Cave: Vorliegen einer Sulfonamidüberempfindlichkeit)
- Fixe Arzneimittelexantheme (Cuervo-Pardo N et al. 2018)
- Phototoxische Reaktionen auch unter dem klinischen Bild der Pseudoporphyrie (Baker EJ ET al. 1989)
- Nekrotisierende Vaskulitiden (Björnberg A et al. 1965)
- Sonstige: Mehrfach beschrieben sind Fälle von sexueller erektiler Dysfunktion unter Chlortalidon-Einnahme (Stessman J et al. 1980)
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Gabe von Chlortalidon mit anderen blutdrucksenkenden Mitteln (z. B. Betablockern, Vasodilatatoren, Calciumantagonisten, Methyldopa, Betarezeptorenblockern, Vasodilatatoren, Calciumantagonisten, ACE-Hemmern), anderen Diuretika, trizyklischen Antidepressiva, Barbituraten, oder Phenothiazinen verstärkt die antihypertensive Wirkung.
Chlortalidon kann den Blut-Lithium-Spiegel anheben.
Chlortalidon kann die Wirkung von Curare-Derivaten sowie von zytotoxischen Substanzen (z. B. Cyclophosphamid, Methotrexat) verstärken.
Die kaliumsenkende Wirkung von Chlortalidon kann durch Kortikosteroide, ACTH, Amphotericin, versch. Abführmitteln, Carbenoxolol oder andere kaliumausscheidende Mittel verstärkt werden.
Die Dosis von Insulin und oralen Antidiabetika muss u. U. angepasst werden.
Die gleichzeitige Gabe von nicht-steroidalen Antiphlogistika (z. B. Indometacin, Acetylsalicylsäure) kann die Wirkung von Chlortalidon abschwächen
Bei hochdosierter Behandlung mit Salicylaten kann die toxische Wirkung des Salicylats auf das ZNS verstärkt werden.
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegen die Substanz Chlortalidon, gegen antimikrobielle eingesetzte Sulfonamide oder verwandte Arzneistoffe z.B. Sulfonylharnstoffe
Nierenversagen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)
Glomerulonephritis und Anurie
schweres Leberversagen
behandlungsresistenter Kaliummangel oder erhöhter Kaliumverlust
Natriummangel
erhöhter Kalzium-Spiegel
erhöhter Harnsäurespiegel mit klinischen Begleiterscheinungen (z. B. Gicht oder Harnsäuresteine in der Vorgeschichte)
Bluthochdruck während der Schwangerschaft.
Präparate
Handelsnamen und Darreichungsformen
Chlortalidon als Einzelsubstanz: Hygroton®, Hydrosan®
+ Atenolol: Teneretic®
+ Metoprolol: Prelis comp®
+ Atenolol/+Hydralazin: Tri-Normin®
Hinweis(e)
Es gibt Kontroversen darüber, ob Chlortalidon Hydrochlorothiazid bei der Behandlung von Bluthochdruck im Hinblick auf die Rate kardiovaskulärer Ereignisse (CVEs) überlegen ist. Einige Untersuchungen deuten daraufhin dass Chlortalidon CVEs stärker als Hydrochlorothiazid reduziert und Chlortalidon insofern das bevorzugte Diuretikum vom Thiazid-Typ für Bluthochdruck bei Patienten mit hohem CVE-Risiko ist (Dorsch MP et al. 2011). Bei einem Wechsel von Hydrochlorothiazid zu Chlortalidon entstehen keine nachteiligen Effekte (Matthews KA ET AL. 2013).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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- Björnberg A et al. (1965) A cause of necrotising vasculitis? Lancet. 7420: 982-983.
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- Cuervo-Pardo N et al. (2018) Bullous Fixed Drug Eruption Secondary to Chlorthalidone. J Allergy Clin Immunol Pract 6:252-253.
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- Lehmann P et al. (1988) Photoallergie auf Neotri mit Kreuzreaktion auf Teneretic--Nachweis durch systemische Photoprovokation. Hautarzt 39:38-41.
- Mallory A et al. (1980) Drug-induced pancreatitis: a critical review. Gastroenterology 78:813-820.
- Matthews KA ET AL. (2013) Evaluation of the efficacy and safety of a hydrochlorothiazide to chlorthalidone medication change in veterans with hypertension. Clin Ther 35:1423-1430.
- Stessman J et al. (1980) Chlorthalidone-induced impotence. Br Med J 281:714.