Anifrolumab

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Definition

Vollständig humaner, IgG1κ monoklonaler Antikörper (mAb), der an den Interferon-(IFN)-alpha-Rezeptor 1 (IFNAR1) bindet und damit die Typ-I-IFN-Signalübertragung blockiert.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Anifrolumab ist ein humaner monoklonaler Immunglobulin-G1-kappa-Antikörper, der mit hoher Spezifität und Affinität an die Untereinheit 1 des Typ-I-Interferonrezeptors (IFNAR1) bindet. Die Aktivierung von INFAR1 und INFAR2 führt zur Phosphorylierung von STAT1 und STAT2, die mit dem Interferon-regulatorischen Faktor 9 (IRF9) in den Zellkern transloziert werden, um das Interferon-stimulierte Response-Element (ISRE) zu aktivieren. Die Aktivierung von ISRE führt zur Expression vieler entzündungsfördernder und immunmodulatorischer Proteine sowie zur Aktivierung einer positiven Rückkopplungsschleife, die mehr Typ-1-Interferone produziert.

Durch die Bindung von Anifrolumab an IFNAR1wird die Typ-I-IFN-Signaltransduktion und damit die biologische Aktivität von Typ-I-Interferonen blockiert. Darüber hinaus induziert Anifrolumab die Internalisierung von IFNAR1 und reduziert so die Anzahl der Rezeptoren auf der Zelloberfläche, so dass weniger IFNAR1 für die Rezeptorbindung zur Verfügung stehen.

Die Blockade der rezeptorvermittelten Typ-I-IFN-Signaltransduktion hemmt die Expression des Interferon-stimulierten Gens sowie die nachgelagerten inflammatorischen und immunologischen Prozesse. Die Hemmung des Typ-I-IFN blockiert die Plasmazelldifferenzierung und normalisiert die Untergruppen der peripheren T-Zellen, wodurch das Gleichgewicht zwischen adaptiver und angeborener Immunität, welches z.B. bei SLE fehlreguliert ist, wiederhergestellt wird.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Anifrolumab ist für die intravenöse Anwendung vorgesehen. Nach Verdünnung mit 0,9%iger Natriumchlorid-Infusionslösung (9 mg/ml) wird Saphnelo als Infusion über 30 Minuten unter Verwendung eines Infusionsschlauchs gegeben, der einen sterilen 0,2- oder 0,22-Mikrometer-In-line-Filter mit geringer Proteinbindung enthält.

Indikation

Indiziert als Add-on-Therapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit moderatem bis schwerem, aktivem Autoantikörper-positivem systemischem Lupus erythematodes (SLE), die bereits eine Standardtherapie erhalten.  Chloroquin und Hydroxychloroquin gelten beim SLE als Basismedikamente. Bei Arthralgien und Arthritiden werden NSARs, Glukokortikoide, Methotrexat, Leflunomid oder Belimumab eingesetzt. Bei Befall des Nervensystems oder Lebensgefahr werden systemische Steroiden, Cyclophosphamid oder Rituximab angewendet.

Es existiert ein Fallbericht über den erfolgreichen Einsatz des Präparates bei der Köhlmeier-Degos-Krankheit.

Schwangerschaft/Stillzeit

Bisher liegen nur sehr begrenzte Erfahrungen (weniger als 300 Schwangeschaftsverläufe) mit der Anwendung von Anifrolumab bei Schwangeren vor. Die Anwendung von Anifrolumab während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird deshalb nicht empfohlen, es sei denn der mögliche Nutzen rechtfertigt das potenzielle Risiko.

Dosierung und Art der Anwendung

Die empfohlene Dosis Saphnelo beträgt 300 mg Anifrolumab, die alle 4 Wochen über eine Dauer von 30 Minuten als intravenöse Infusion gegeben wird.

Bei infusionsbedingten Reaktionen in der Anamnese kann vor der Infusion eine Prämedikation bestehend aus einem Antihistaminikum gegeben werden.

Unerwünschte Wirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen, die in den kontrollierten klinischen Studien mit Anifrolumab auftraten, waren:

  • Infektionen der oberen Atemwege (34%)
  • Bronchitis (11%)
  • infusionsbedingte Reaktionen (9,4%)
  • Herpes Zoster (6,1%)

Kontraindikation

Anifrolumab darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

Präparate

Saphnelo

Hinweis(e)

Weitere monoklonale Antikörper, die auf den Typ-1-Interferonweg abzielen und aktuell in klinischen Studien als potenzielle Behandlungen für systemischen Lupus erythematodes untersucht werden, sind Rontalizumab und Sifalimumab.

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