Synonym(e)
Definition
Manifestation einer Primärinfektion mit dem Herpes simplex Virus Typ 1 in Form einer akut auftretenden aphthösen Mundschleimhautentzündung. Neonatale Manifestationen erfolgen meist von Mutter zu Kind, seltener durch infektiöse Kontaktpersonen. Ansonsten erfolgen Tröpfcheninfektionen (Niessen, Husten, Sprechen) oder Kontakt mit infektiösem Speichel.
Manifestation
Fast ausschließlich bei Kleinkindern bis zum 5. Lebensjahr auftretend. Seltener im Erwachsenenalter (s. Abbn.).
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Klinisches Bild
Nach unspezifischen Prodromi (Inkubationszeit 3-10 Tage) akut auftretende, zahlreiche, aphthöse, stellenweise konfluierte Erosionen und flache Ulzerationen der Mundschleimhaut, bevorzugt im Vestibulum oris.
Gingivitis mit entzündlich geröteter, geschwollener, leicht blutender Schleimhaut.
Teilweise ausgeprägte Allgemeinsymptome wie Fiebr, Abgeschlagenheit, Erbrechen.
Schmerzhafte regionäre Lymphadenitis.
Die Gingivostomatitis herpetica des Erwachsenen ist selten. Sie wird v.a. bei immunsupprimierten Patienten beobachtet.
Differentialdiagnose
Erythema exsudativum multiforme: meist mit multiformen Hauterscheinungen kombiniert.
Herpangina Zahorsky durch Coxsackie A-Virus-Infektion.
Hand-Fuß-Mund-Krankheit: stets kombiniert mit Bläschenbildung an den Händen/Füßen
Komplikation(en)
Sekundäre bakterielle Infektion, Mitbeteiligung von Fingern, Oberlippe, Naseneingang (Weiterverimpfung des Virus durch Schmierinfektion).
Komplikationen: Selten Meningoenzephalitis herpetica
Externe Therapie
Mundspülungen mit Stomatologika wie Kamillenextrakten (z.B. Kamillosan), 5% Dexpanthenol (z.B. Bepanthen-Lösung, R066 ) oder schmerzstillenden Präparaten (z.B. Acoin Lösung oder Parodontal Mundsalbe).
Abheilung meist innerhalb 1 Woche.
Interne Therapie
Virustatika wie Aciclovir (z.B. Zovirax): 5x200mg/Tag über 10 Tage; bei Herpesenzephalitis 3x10 mg/kg KG/Tag i.v. über 2 Wochen.
Alternativ: Famciclovir (Famvir®): 3x250 mg/Tag über 5 Tage (oral)
Altertnativ: Valaciclovir (Valtrex® ): 2x500mg/Tag über 10 Tage (oral)
Zur Vermeidung von Sekundärinfektionen ggf. Breitbandantibiotika wie Doxycyclin (z.B. Vibravenös) initial 200 mg/Tag i.v., Folgetage 100 mg/Tag i.v. Kinder 4 mg/kg KG/Tag i.v.
Hochkalorische Flüssignahrung (z.B. Meritene). Ggf. parenterale Flüssigkeitszufuhr.
Merke! Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten!
Hinweis(e)
Die Infektionskrankheit ist ansteckend. Die Virusausscheidung hält i.A. bei unbehandelten Personen 7 Tage lang an (max. 12 Tage). In dieser Zeit sollten Kontakte mit anderen Kleinkindern vermieden werden.
Ein analoges Krankheitsbild kann auch bei Mädchen und jungen Frauen als Vulvovaginitis herpetica in Erscheinungs treten.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Chen CK edt al. (2012) Herpetic gingivostomatitis with severe hepatitis ina previously healthy child. J Microbiol Immunol Infect 45: 324-325
- Mohan RP et al. (2013) Acute primary herpeticgingivostomatitis. BMJ Case Rep doi:10.1136/bcr-2013-200074
- Nevet A et al. (2014) C-Reactive protein levels inchildren with primary herpetic gingivostomatitis. Isr Med Assoc J 16:700-702
- Podder I (2014) Herpetic gingivostomatitis. Indian Pediatr 51:764
Verweisende Artikel (18)
Aphthen habituelle; Aphthen habituelle 1.0; Aphthen, infektiöse; Aphthoid Pospischill-Feyrter; Dexpanthenol-Lösung 5% (NRF 7.3.); Gingivitis; Gingivostomatitis; Hand-Fuß-Mund-Krankheit; Herpangina Zahorsky; Herpes labialis; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (18)
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