Erstbeschreiber
Alberto Barton, 1909. Bis 1990 waren nur zwei Krankheiten bekannt, die durch Bartonella-Arten verursacht werden (s.a. Bartonellosen):
Die Carrión-Krankheit, verursacht durch Bartonella bacilliformis, und
das Fünftage-(oder Wolhynisches)Fieber, verursacht durch B. quintana.
In jüngerer Zeit wurde B. quintana auch mit Endokarditis und Bakteriämie bei Obdachlosen und mit bazillärer Angiomatose (BA) in Verbindung gebracht, die 1983 erstmals beschrieben wurde und eine AIDS-bedingte Krankheit ist.
Definition
Bartonella ist ein kleines 0,6–1,0 μm langes gramnegatives Stäbchen, das auch gebogen sein kann. Auf der Oberfläche finden sich Pili, aber keine Geißeln. Mit den Pili haftet das Bakterium an z. B. Endothelzellen. Bartonella wurde früher zusammen mit den Rickettsiaceae (Rickettsien) zur Ordnung Rickettsiales zugeordnet. Die Arten B. quintana und B. henselae wurden früher unter der Gattung Rochalimaea aufgeführt. Engere genetische Verwandtschaft besteht mit Brucella und Agrobacterium.
Bartonella befallen bei den Säugern die Endothelzellen. Sie können sich jedoch nicht nur innerhalb von Endothelzellen sondern auch innerhalb von Erythrozyten vermehren (Hämotropismus) - intraerythrozytäre Bakteriämie. Die Art B. bacilliformis bewegt sich mit Hilfe von Flagellen fort, die Arten B. quintana und B. henselae mit Pili.
Außerhalb des Körpers zeigt Bartonella anspruchsvolles Wachstum. Innerhalb der Zelle zerstört Bartonella das Zytoskelett.
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Einteilung
Drei wesentliche Krankheitserreger der humanen Bartonellosen sind bekannt und gut beschrieben:
Bartonella bacilliformis (endemisch in begrenzten Gebieten der Anden) verursacht 2 unterschiedliche Erkrankungen:
- Oroya-Fieber als schwere häufig septische Erkrankungsform
- Verruca peruana als kutane Verlaufsform mit verrukösen Papeln und Knoten an Händen und Gesicht.
Bartonella quintana (Febris quintana =Wolhynisches Fieber). Das Fünftagefieber wurde durch Läuse übertragen und wurde ursprünglich bei Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs beobachtet.
Bartonella henselae (Katzenkratzkrankheit; bei abwehrgschwächten Patienten; bazilläre Angiomatose, Edokarditis, Enzephalitis)
Die Gattung Bartonella noch weitere weniger gut beschriebene Arten, von denen mehrere humanpathogen sind (Jacomo V 2002).
Bartonella clarridgeiae ist möglicherweise ein weiterer Erreger von Katzenkratzkrankheit
Bartonella elizabethae
Bartonella vinsonii subsp. berkhoffii können Endokarditis verursachen
Bartonella vinsonii subsp. arupensis wurde bei einem Patienten mit Fieber und einer Valvulopathie gefunden
Bartonella grahamii kann Uveitis verursachen (Jacomo V 2002).
Vorkommen
Bartonella bacilliformis kommt nur in den Anden in Südamerika zwischen 1000 und 3000 m vor und wird durch Zecken und Mücken (Spezies Lutzomyia) übertragen. Das klinische Bild ist als akute Verlaufsform als Oroya-Fieber beschrieben. Als chronische Verlaufsform ist die Infektion als Verucca peruana bekannt.
Bartonella quintana wird über die Laus (Pediculus humanus) übertragen und findet sich bei Personen mit niedrigem Hygienestandard. B. quintana war zwar weltweit verbreitet, ist aber heute sehr selten (Hof H et al. 2019).
Bartonella henselae ist ebenfalls weltweit verbreitet. Ein Tierreservoir scheint die Katze zu sein, bei der sich bei Ausbildung einer bacilliformen Angiomatose sehr häufig auch eine Bakteriämie findet. Die Übertragung von B. henselae auf den Menschen ist mit Kontakt zu Katzen assoziiert (Katzenkratzkrankheit).
Klinisches Bild
Bartonella quintana (heute sehr selten) und B. henselae: Die Inkubationszeit beträgt 3–38 Tage. Akute Krankheitszeichen sind Schüttelfrost und Fieber, das Fieber hält für etwa 1–3 Wochen an. Fieber in Schüben kann 6 Wochen dauern. Weitere Krankheitsmanifestationen können sein: Kopfschmerz, Schmerzen im retrobulbären Bereich, geschwollene Lymphknoten, Nystagmus, Myalgie, Arthralgie, Hepatosplenomegalie.
Chronische Infektionen mit Rückfallfieber-ähnlichen Episoden kommen häufig bei Patienten mit immunologischer Inkompetenz vor. Bartonella verursacht häufig eine Endokarditis, die betroffenen Patienten sind gewöhnlich afebril.
Bei HIV-Infizierten bildet sich die bazilläre (epitheloide) Angiomatose aus. Die Läsionen können wenige Millimeter bis Zentimeter betragen und dem Kaposi-Sarkom ähnlich sehen. Typisch für Bartonella-bedingte Hautläsionen sind geschwollene regionale Lymphknoten. Enzephalopathie ist sehr selten, ebenso selten kommen Todesfälle durch B. henselae-Infektion vor. Ein chronischer Krankheitsprozess über viele Monate ist nur bei Immunsupprimierten (z. B. durch HIV) beschrieben worden.
Diagnostik
Antikörper: IgG- und IgM-Westernblot-Tests sind entwickelt worden mit einer Spezifität von 70–95 % (Mallqui V et al. (2000). Am häufigsten wird der Nachweis über die Immunfluoreszenz geführt, mit intrazellulär (Vero-Zellen) wachsenden Bartonellen als Substrat. Die Sensitivität beträgt etwa 90 %. ELISA sind auf dem Markt erhältlich. Zwischen Antikörpern gegen B. henselae und quintana besteht hohe Kreuzreaktivität.
Anzucht in Kultur: Bartonellen wachsen auf anspruchsvollen Nährböden wie frischem Blutagar und Schokoladen-Agar, wenn die Transportzeit zum Labor kurz ist, als kleine gelblich scheinende, glatte, pleomorphe Kolonien. Blutkultur ist bei Bakteriämie positiv. Aus Geweben wie Leber, Milz, Lymphknoten und Haut ist Bartonella isoliert worden. Mikroskopisch können gramnegative Stäbchen und auch Rundformen gesehen werden.
Eine PCR-Methode zur Unterscheidung der pathogenen Bartonellen ist beschrieben worden (Handley SA et al. 2000).
Therapie
Therapie: Erste Wahl sind Tetracyclin, Rifampicin und Makrolide, hierunter vorzugsweise Azithromycin,
weiterhin wirken Cephalosporine und Chinolone.
Hinweis(e)
Blutspender: Über die Prävalenz in Blutspendern: in Deutschland liegen keine Untersuchungen vor, über Übertragungen ist auch nicht berichtet worden (Kordick DL et al. 1997).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Del Prete R et al. (1999) Prevalence of antibodies to Bartonella henselae in patients with suspected cat scratch disease (CSD) in Italy. Eur J Epidemiol 15:583–587
- Jacomo V (2002) Natural History of Bartonella Infections (an Exception to Koch’s Postulate) Clin Diagn Lab Immunol 9: 8–18.
- McGill S et al. (2001) Serological and epidemiological analysis of the prevalence of B spp antibodies in Swedish elite orienteers 1992–93. Scand J Infect Dis 33:423–428
- Mallqui V et al. (2000) Sonicated diagnostic immunoblot for bartonellosis. Clin Diagn Lab Immunol 7:1–5
- Handley SA et al. (2000) Differentiation of pathogenic Bartonella species by infrequent restriction site PCR. J Clin Microbiol 38:3010–3015
- Kordick DL et al. (1997) Relapsing bacteriemia after blood transfusion of Bartonella henselae to cats. Am J Vet Res 58:492–497