Oroya-Fieber A44.0 - A44.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Carrión-Fieber; Carrión-Krankheit; Peru-Warze; Verruga peruana

Erstbeschreiber

Carrion 1886; Barton 1909;

Definition

Durch Bartonella bacilliformis hervorgerufene, nur in Südamerika vorkommende Erkrankung mit biphasischem Verlauf, die sich zunächst als akute, schwer verlaufende fieberhafte hämolytische Anämie manifestiert (sog. Oroyafieber), in einem späteren Stadium als chronische lokalisierte oder auch disseminierte Hauterkrankung mit warzenähnlichen, an das Kaposi-Sarkom erinnerende angiomatösen Effloreszenzen (Verruga peruana oder Peru-Warzen). S.a.u. Bartonellosen.

Erreger

Bartonella bacilliformis ist ein kleines, pleomorphes, peritrich begeißeltes Stäbchenbakterium mit ausgeprägtem Tropismus für menschliche Erythrozyten. Übertragung durch die Sandfliege Lutzomya verrucarum. Da die Sandfliege ausschließlich in Gebirgstälern oberhalb von 800-3000 m in Peru, Ecuador und Kolumbien vorkommt, ist die Krankheit auch nur dort verbreitet.

Vorkommen/Epidemiologie

Auftreten in Peru, Ecuador, Kolumbien (in über 800 m Höhe gelegenen Gebirgstälern der Anden). In Endemiegebieten in Peru zeigen 30-45% der gesunden Bevölkerung Antikörper gegen B. bacilliformis. 40% der Bevölkerung in Endemiegebieten erkrankt entweder an der akuten febrilen Form (Oroya-Fieber) oder der chronisch-verrukösen Form der Erkrankung (Verruga peruana).

Manifestation

2/3 der Erkrankungen treten vor dem 10. LJ auf. Die Mehrzahl der Erkrankungen (90%) tritt jahreszeitlich gehäuft zwischen Januar und Juni auf.

Klinisches Bild

Oroyafieber: Nach einer Inkubationszeit von 15-40 Tagen Auftreten von hohem intermittierendem Fieber, schwerem Krankheitsgefühl, Lymphknoten-, Leber-, Milzschwellung, rasch progredienter hämolytischer Anämie (durch Zerfall der von Bakterien befallenen Erythrozyten).

Verruga peruana: Nach überstandenem Oroyafieber tritt in einem zweiten Stadium der Erkrankung eine Eruption multipler, derber, roter Plaques und Papeln sowie weicher, angiomatöser, subkutaner, 1-2 cm großer Knoten an den Extremitätenstreckseiten und im Gesicht auf. Diese ulzerieren leicht, wandeln sich in verruköse Papeln um und heilen schließlich narbenlos ab.

Merke! Oroyafieber und Verruga peruana können auch isoliert auftreten.

Histologie

Die Verruga peruana zählt zu den bakteriell induzierten lobulären Hämangiomen. In den Spätstadien ähnelt das Bild einem Granuloma pyogenicum mit lockerem Stroma und lobulär gruppierten kapillären Gefäßen.  

Diagnose

Erregernachweis im Giemsa-gefärbten Blutausstrich: Zahlreiche größtenteils intraerythrozytär gelegene Bakterien. Kulturelle Anzüchtung aus der Blutkultur. Nachweis des Erregers in histologischen Schnitten aus Hautbiopsie.

Komplikation(en)

Die Letalität bei unbehandelten Fällen beträgt 5-10%. Komplikationen bei unbehandelten Fälen durch opportunistische Erreger (Mycobacterium tuberculosis, Toxoplasma gondii, Salmonellen, Shigellen) werden vereinzelt beobachtet.

Interne Therapie

Bei Verdacht sofort mit Antibiotikatherapie beginnen. Behandlung mit Tetracyclin (z.B. Tetracyclin Wolff) 4mal/Tag 500 mg p.o. oder Ampicillin (z.B. Ampicillin ratiopharm) 3mal/Tag 0,5-5,0 g i.v. als Kurzinfusion, auch Penicillin G 4mal/Tag 1 Mio. IE als Kurzinfusion oder Streptomycin (z.B. Streptomycin Grünenthal) 1mal/Tag 1 g als Kurzinfusion sind wirksam.

Alternativ: Erythromycin (z.B. Erythromycin ratiopharm): 4 mal/Tag 500-1000 mg p.o. oder i.v.

Operative Therapie

Im späten Stadium operative Therapie der Hautveränderungen, um den Abheilungsvorgang zu beschleunigen.

Prophylaxe

Insektenschutz.

Nachsorge

Nach Therapie und klinischer Symptomfreiheit zeigen 10-15% der Patienten nach akutem Oroya-Fieber peruana eine Bakteriämie mit B. bacilliformis. Hierin liegt das Reservoir für B. bacilliformis.

Hinweis(e)

Zwischen 1870 und 1890 kam es in Peru zu einer unbekannten Epidemie, von der hauptsächlich Eisenbahnarbeiter betroffen waren. Sie litten an hohem Fieber, Schwäche und Blutarmut. Die Krankheit breitete sich hauptsächlich entlang der Eisenbahnneubaustrecke zwischen der Hauptstadt Lima und dem Ort La Oroya aus und hatte hierdurch ihre Namensgebung. 1881 starb ein junger peruanischer Medizinstudent an dem Oroya-Fieber. Er litt gleichzeitig unter warzenförmigen Hautausschlägen. Ein Studienfreund namens Alcides Carrion vermutete einen Zusammenhang zwischen dem Fieber und den Warzen. Carrion ließ sich das Blut einer Frau einimpfen, die an den Hautausschlägen erkrankt war. 22 Tage später erkrankte er an Schmerzen, Übelkeit, Fieber und verstarb einige Zeit später an der Infektion. Bis heute wird er für seinen Mut als Nationalheld Perus gefeiert. Der Erreger wurde erst 1909 von Alberto Barton entdeckt und nach ihm als "Bartonella bacilliformis" bezeichnet.

Literatur
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  1. Alexander B (1995) A review of bartonellosis in Ecuador and Colombia. Am J Trop Med Hyg 52: 354-359
  2. Barton AL (1909) Descripción de elementos endo-globulares hallados en las enfermos de fiebre verrucosa. La Crónica médica de Lima 26: 7-10
  3. Bravo F et al. (2003) New and re-emerging cutaneous infectious diseases in Latin America and other geographic areas. Dermatol Clin 21: 655-668
  4. Carrion DA (1886) Apuntes sobre la verruga peruana. Posthumous publication, 1886. Clinical studies at the Dos de Mayo hospital in Lima, based on nine cases.
  5. Eremeeva ME et al. (2007) Bacteremia, fever, and splenomegaly caused by a newly recognized bartonella species. N Engl J Med 356: 2381-2387
  6. Garcia-Caceres V et al. (1991) Bartnellosis. An immunodepressive disease and the life of Daniel Alcides Carrion. Am J Clin Pathol 95: 58-66
  7. Minnick MF et al. (2014) Oroya fever and verruga peruana: bartonelloses unique to South America.
    PLoS Negl Trop Dis8:e2919.
  8. Vassallo C et al. (2007) Bartonella-related pseudomembranous angiomatous papillomatosis of the oral cavity associated with allogeneic bone marrow transplantation and oral graft-versus-host disease. Br J Dermatol 157: 174-178
  9. Wormser GP (2007) Discovery of new infectious diseases - bartonella species. N Engl J Med 356: 2346-2347

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