Angioimmunoblastisches T-Zell-Lymphom C84.4

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

AILD; AITL; Angioimmunoblastische Lymphadenopathie; Angioimmunoblastische Lymphadenopathie mit Dysproteinämie; IDD; Immunoblastische Lymphadenopathie; Immunoplastic disease; Lymphadenopathie angioimmunoblastische; Lymphadenopathie immunoblastische; Lymphogranulomatosis X

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Definition

Das Angioimmunoblastische T-Zell Lymphom (AITL) ist wahrscheinlich zu den peripheren, niedrig malignen T-Zell-Lymphomen zuzuordnendes Krankheitsbild, das als eines der Hauptmerkmale eine abnorme Immunaktivität aufweist. Obwohl AITL heute als neoplastische Erkrankung verstanden wird, wurde frühzeitig erkannt, dass es sich um eine inflammatorisch überlagerte neoplastische Erkrankung handelt (Chiba S et al. 2020), charakterisiert durch Fieber, generalisierte Lymphknotenschwellung, Hepato-Splenomegalie, hämolytische Anämie, Bluteosinophilie und polyklonale Dysglobulinämie. 

Ätiopathogenese

Anfänglich wurde eine abnorme, nicht neoplastische Immunreaktion (Frühere Bezeichnungen: angioimmunoblastische Lymphadenopathie; Lymphogranulomatosis X) durch z.B. medikamentös oder viral induzierte Stimulierung des Immunsystems angenommen. Eine klonale Proliferation von T-Lymphozyten in den Lymphknoten von Patienten mit angioimmunoblastischer Lymphadenopathie (AILD) ist zumindest bei einem Teil der Patienten nachgewiesen. Von einigenAutoren wird ein Kontinuum zwischen Pseudolymphomen der Haut und kutanem T-Zell-Lymphom angenommen.

Manifestation

Der Altersgipfel liegt bei 60 Jahren

Klinisches Bild

90% der Patienten leiden an einer massiven B-Symptomatik. Fieber, Nachtschweiß, Sturzsenkung, "pseudoentzündliche" generalisierte Lymphknotenschwellung, Hepato-, Splenomegalie, hämolytische Anämie.

Hauterscheinungen werden bei bis zu 50% der Patienten (Botros N et al. 2015) beobachtet. Sie können als die ersten Symptome des peripheren T-Zell-Lymphoms  in Erscheinung treten.

Die Hauterscheinungen sind wenig charakteristisch und entwicklen sich in Schüben. Generalisierter Pruritus, Erytheme, makulopapulöse Exantheme (Arzneimittel-artige), vereinzelt unter dem Bild des DRESS-Syndroms (Mangana Jet al. 2017) sowie umschriebene, Lymphom-spezifische Knoten oder Plaques, die teilweise an eine Mycosis fungoides erinnern. 

In seltenen Fällen sind Assoziationen mit der linearen IgA-Dermatose beschrieben worden (Colmant C et al. 2020).  

   

Histologie

Infiltrate aus kleinen bis mittelgroßen atypischen T-Zellen vor einem variabel zusammengesetzten entzündlichen polymorphen Hintergrund aus Histiozyten, Plasmazellen und eosinophilen Granulozyten. Die Infiltratzellen liegen charakteristischerweise zwischen proliferierten verzweigten Venolen und follikulären dendritischen Retikulumzellen (FD-Zellen).

Häufig findet sich eine Infiltration des perinodalen Weichgewebes mit Aussparung des Randsinus.

Charakteristischerweise liegen im Parakortex EBV-positive B-Immunoblasten in variabler Dichte. Auch Reed- Sternberg-artige Zellen (häufig EBV-positiv) können vorkommen und hier ein klassisches Hodgkin-Lymphom vortäuschen. EBV-positive B-Immunoblasten können im Verlauf – wahrscheinlich getriggert durch Zytokine der neoplastischen FTH-Zellen – auch sehr prominent werden und sogar zu einem EBVpositiven diffusen großzelligen B-Zell- Lymphom (DLBCL) progredieren.

Immunphänotypisch exprimieren die neoplastischen T-Zellen neben den Pan-T-Antigenen (CD2, CD3, CD5) überwiegend CD4 und die TFH-Zellmarker wie CD10, ICOS, BCL6, PD-1 und CXCL13 in einem variablen Ausmaß. CXCL13 gilt als starker molekularer Mediator mit Einfluss auf die Keimzentrum-B-Zell-Rekrutierung und B-Zell-Aktivierung und könnte somit die B-Zell-Expansion, die plasmazytäre Differenzierung und die Hypergammaglobulinämie fördern.

Genetisch kann in 70–90 % der AITL-Fälle ein klonales T-Zell-Rezeptor- Genrearrangement nachgewiesen werden, in 25–30 % der Fälle auch ein klonales Immunglobulin-Genrearrangement, zurückzuführen auf die Expansion EBV+ B-Blasten. Genexpressionsanalysen zeigen eine distinkte, der TFH-Zelle entsprechende Gensignatur mit hoher Expression von B- und FD-Zell-assoziierten Genen, Chemokinen, Chemokinrezeptoren und Genen mit Verwandtschaft zur extrazellulären Matrix und Gefäßbiologie. Auf DNA-Ebene ist in 60–70 % eine inaktivierende Mutation der kleinen GTPase RHOA (p.Gly- 17Val) nachweisbar.

Weiterhin finden sich Mutationen in den epigenetischen Modifier-Genen IDH2, TET2 und DNMT3A . Die CTLA4-/CD28-Genfusion ist in 50 % nachweisbar.

 

Differentialdiagnose

Arzneimittelreaktionen; virale Exantheme; adultes Still-Syndrom; Mycosis fungoides; T-Zell-Lymphome anderer Provenienz (insbesondere kann die Abgrenzung zu den peripheren T-Zell-Lymphomen, not otherwise specified shcweirg sein. S. dort).

Therapie

Derzeit gibt es kein einheitliches therapeutisches Vorgehen. Zur Palliation der meist ausgeprägten B-Symptomatik werden initial 80-100 mg/Tag Prednisolon (z.B. Decortin H) p.o., absteigende Dosierung bis zu einer Erhaltungstherapie von 10-15 mg/Tag, nichtsteroidale Antiphlogistika mit oder ohne orale Alkylanzien (Chlorambucil, Cyclophosphamid) sowie T-Zell-Immunsuppressiva (Cyclosporin) empfohlen.

Bei ungenügendem Ansprechen Polychemotherapie nach CHOP-Schema, BLAM-Schema oder COP-Schema; s.a.u. Zytostatika. Durch Zugabe von Interferon alfa (z.B. Intron A, Roferon A) Verbesserung der Ansprechrate.

Externe Therapie

Glukokortikoide wie 0,1% Betamethason-Lotio R030 oder 0,25% Prednicarbat (z.B. Dermatop Creme).

Verlauf/Prognose

Ungünstig. Übergang in ein lymphoblastisches Lymphom ist möglich. Zwei Drittel der Patienten sterben innerhalb von 1-2 Jahren.

Literatur

  1. Botros N et al. (2015) Cutaneous manifestations of angioimmunoblastic T-cell lymphoma: clinical and pathological characteristics. Am J Dermatopathol 37:274-283.
  2. Chiba S et al. (2020) Advances in understanding of angioimmunoblastic T-cell lymphoma. Leukemia 34:2592-2606.
  3. Colmant C et al. (2020) Linear IgA dermatosis in association with angioimmunoblastic T-cell lymphoma infiltrating the skin: A case report with literature review. J Cutan Pathol 47:251-256.
  4. Krieger RM et al. (1992) Angioimmunoblastische Lymphadenopathie mit Dysproteinämie-als endogenes Ekzem maskiert. Z Hautkr 67: 528-531
  5. Mangana Jet al. (2017) Angioimmunoblastic T-Cell Lymphoma Mimicking Drug Reaction with Eosinophilia and Systemic Symptoms (DRESS Syndrome). Case Rep Dermatol 9:74-79.
  6. Martel P et al. (2000) Cutaneous involvement in patients with angioimmunoblastic lymphadenopathy with dysproteinemia: A clinical, immunhistological and molecular analysis. Arch Dermatol 136: 881-886
  7. Matloff RB et al. (1978) Angioimmunoblastic lymphadenopathy. A generalized lymphoproliferative disorder with cutaneous manifestations. Arch Dermatol 114: 92
  8. Murakami T et al. (2001) Angioimmunoblastic lymphadenopathy-type peripheral T-cell lymphoma with cutaneous infiltration: report of a case and its gene expression profile. Br J Dermatol 144: 878-884
  9. Schotte U et al. (1992) Angioimmunoblastische Lymphadenopathie mit kutanen Manifestationen bei einem 13-jährigen Mädchen. Hautarzt 43: 728-734
  10. Suarez-Vilela D et al. (2003) Angioimmunoblastic lymphadenopathy-like T-cell lymphoma: cutaneous clinical onset with prominent granulomatous reaction. Am J Surg Pathol 27: 699-700
  11. Yabe M et al. (2019) Angioimmunoblastic T-Cell Lymphoma. Cancer Treat Res 176:99-126.

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