SCID (Übersicht)

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Schwerer kombinierter Immundefekt; Severe combined Immunodefciency

Definition

SCID ist das Akronym für "Severe Combined Immunodeficiency". SCID steht als Sammelbegriff für schwere angeborene Immundefekte, bei denen entweder eine Fehlfunktion oder ein Mangel an T-Lymphozyten und  NK-Zellen vorliegt. Hierdurch kommt es zu komplexen Störungen der zellvermittelten Immunabwehr.

Je nach SCID-Variante  sind auch Fehlfunktionen und Defizienzen der B-Lymphozyten nachweisbar. Oftmals jedoch wird der Begriff "SCID" als ein Überbegriff für Immundefekte allgemeiner Art verwendet. S.u. Immundefekte primäre (Klassifikation)

Einteilung

Vorherrschend sind Defekte der

  • ADA-Gen (Adenosin-Deaminase-Gen/ADA-SCID)
  • Zytokinrezeptor-Gene
  • Antigen-Rezeptor-Gene

Eine brauchbare klinische Klassifikation kann nach Fehlen (-) und Anwesenheit  (+) von T-/B-Zellen und NK-Zellen vorgenommen werden.

  • Adenosin-Deaminase-Mangel  (D81.3): 15% aller SCID-Fälle. autosomal rezessive Mutation des ADA-Gens (ADA) mit Mangel an dem ubiqitären Enzym Adenosin-Deaminase.
  • Recombination activating Gen 1/2 (RAG1/2)-Mangel (D81.3): 3% aller SCID-Fälle. Mutationen in den Genen der Rekombinasen RAG1 und RAG2 führen zu einem Defekt des T- und B-Zell-Rezeptors.   
  • X-linked SCID (D81.2): 40 % aller SCID-Fälle, X-chromosomaler Erbgang mit mit Mutation im IL2RG-Gen, das für die gamma-Kette des IL-2-Rezeptors kodiert (Interleukin-7-Rezeptor alpha Gen - IL-7R-α; CD127). Diese Kette ist Bestandteil mehrerer Interleukinrezptoren der Interleukine IL-2, IL-4,IL-7, IL-9,IL-15, IL-21. Die Mutation bewirkt eine schwere komplexe störung der Signaltransduktion.  
  • JAK3 Mangel (D81.2): etwa 20% aller SCID-Fälle. Mutation der zytoplasmatischen Tyrosinkinase JAK 3.    
  • Omenn-Syndrom: ursächlich werden versch. genetische Defekte für ein phänotypisch identisches Krankheitsbild  angegeben: RAG1/RAG2-Mangel, Artemis-Defekt, IL-7Ralpha-Mangel. Klinisch: IgE erhöht, esosinophile Lymphadenopathie, Erythrodermie.     
  • MHC-Klasse I-Defekt (D81.6) auch Bare lymphocyte syndrome type I : Mutation in den GenenTAP I und TAP II.  Komplexe Störung bei der Antigenerkennung  
  • MHC-Klasse II-Defekt (D81.6) auch Bare lymphocyte syndrome type II: Mutaionen in den Transkriptionsfaktoren CIITA, RFX5, RFXAP die das MHC II-Protein transkribieren.
  • Knorpel-Haar-Hyoplasie: Kleinwuchs mit Dysostose, feines brüchiges Haar, Granulome der Haut, erhöhtes Risko an Tumoren zu erkranken.
  • DOCK8-Mangel: Mutation im DOCK8-Gen (dedicator of cytogenesis 8) führt zur Hypereosinophilie, verminderten B-und -Zellen, erniedrigtes IgM (normales IgA und IgG), rezidivierenden bakteriellen und viralen Infekten, schwerem atopischem Ekzem, erhöhte Tumorrate. 
  • Missense-Mutation im TFRC-Gen (Transferritinrezeptor-Gen): Die Mutation führt bei betroffenen Patienten zu einer erhöhten Oberflächenexpression von TFRC (bis zu 13-mal höher als bei den Kontrollen) der Lymphozyten und eine beeinträchtigte Internalisierung von TFRC. Es gibt Hinweise darauf, dass eine unzureichende Eisenaufnahme die Ursache für die gestörte B- und T-Zellaktivierung bei den betroffenen Personen ist. Die Resultate belegen die Bedeutung von TFRC für die adaptive Immunität (Radoshitzky SR et al. 2007).

S.a. unter: Immundefekte primäre / Klassifikation (Tangye SG et al. (2021)

Klinisches Bild

Je nach Gendefekt klinisch sehr unterschiedlich ausgeprägte Krankheitbilder deren Gemeisamkeit in schweren viralen, mykotischen oder bakteriellen Infektionen besteht. Häufig werden auch ausgedehnte therapieresistente HPV-Infektionen beobachtet. Da SCID meist bereits im Säuglingsalter auftritt werden Diagnose und Folgeerkrankungen in erster Linie die Pädiatrie betreffen. Dermatologisch relevant sind die Erkrankungen wenn sich wiederholte und schwere Infektionen mit "ungewöhnlichen Erregern" sowie Entwicklungsstörungen im Säuglings- und Kelinkindesalter manifestieren.

Verlauf/Prognose

Unbehandelt verlaufen SCID-Erkrankungen in aller Regel schon nach wenigen Monaten oder imbesten Fall auch nach Jahren, tödlich. Die gegenwärtig einzig heilende Behajnldung ist die allogene Blutstammzelltransplantation. Neuere gentherapeutische Verfahren, die darauf ausgerichtet sind, die unterschielidchen Gendefekte durch das Einbringen eines gesunden Gens, sind noch experimenteller Natur.   

Literatur
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  1. Booth C et al. (2016) Stem cell transplantation for the treatment of immunodeficiency in children: current status and hopes for the future. Expert Rev
  2. Clin Immunol 12:713-723. Buelow BJ et al. (2016) Newborn screening for SCID: lessons learned. Expert Rev Hematol 9:579-584.
  3. Chinn IK et al. (2015) Severe Combined Immunodeficiency Disorders. Immunol Allergy Clin North Am 35:671-694.
  4. Cirillo E et al. (2015) Severe combined immunodeficiency--an update. Ann N Y Acad Sci 1356: 90-106.
  5. Kobrynski L (2015) . Newborn screening for severe combined immune deficiency (technical and political aspects). Curr Opin Allergy Clin Immunol 15:539-546.
  6. Radoshitzky SR et al. (2007) Transferrin receptor 1 is a cellular receptor for New World haemorrhagic fever arenaviruses. Nature 446: 92-96
  7. Tangye SG et al. (2021) The Ever-Increasing Array of Novel Inborn Errors of Immunity: an Interim Update by the IUIS Committee. J Clin Immunol 41:666-679.
  8. Williams KW et al. (2015) Eosinophilia Associated with Disorders of Immune Deficiency or Immune Dysregulation. Immunol Allergy Clin North Am 35:523-544.

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