Pityriasis versicolor (Übersicht)B36.0

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Pityriasis versicolor flava; Tinea versicolor

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Erstbeschreiber

Eichstedt 1846

Definition

Häufige, nicht-entzündliche, saisonal in der warmen Jahreszeit gehäuft auftretende, von Mensch zu Mensch nicht übertragbare, oberflächliche Mykose (auch als Tinea versicolor bezeichnet; Bemerkung: der Begriff "Tinea" sollte jedoch den Dermaphytosen vorbehalten bleiben) verursacht durch lipophile Hefen der Gattung Malassezia. Bemerkung: versicolor bedeutet "Vielfarbigkeit" und bezeichnet den Farbunterschied im Sommer durch die fehlende Bräunung der Herde (s.a. Pityriasis versicolor alba). 

 

Erreger

Malassezia-Spezies (nachgewiesen sind 14 Malassezia-Arten); es gibt von Land zu Land unterschiedliche Prävalenzen für die versch. Spezies. So waren in Indien bevorzugt Malassezia globosa (> 90%), gefolgt von Malassezia sympodialis, Malassezia furfur, Malassezia obtusa und Malassezia restricta nachweisbar. In Argentinien wurde Malassezia sympodialis bevorzugt gefunden. Malassezia furfur vermag mit Tryptophan Pigmente und Fluorochrome (s. Wood-Licht als Nachweismethode) zu bilden. Hierbei werden Substanzen mit UV-protektiver Wirkung gebildet, v.a. Pityriacitrin. Erklärung, warum es in den Pityriasis versicolor alba - Herden (im Gegensatz zur Vitiligo) selten zum Sonnenbrand kommt.

Vorkommen/Epidemiologie

In tropischen Zonen sind 30-40% der Erwachsenen befallen, in gemäßigten Zonen etwa 1-4%.

Ätiopathogenese

Die Kontagiosität gilt als gering bis als nicht gegeben. Prädisponierend wirken neben einem tropisch-feuchtwarem Makroklima indiviuelle Faktoren wie Hyperhidrosis oleosa, Seborrhoe und behinderte Hautabdunstung. Entwicklung von Malassezia-Spezies im feuchtwarmen, lipidreichen Milieu. Individuelle Faktoren werden diskutiert.

Manifestation

Bei Jugendlichen, postpubertär sowie jüngere Erwachsenen (im höheren Alter eher selten) auftretend.

Lokalisation

Vor allem Brust- und Rückenmitte, Übergreifen auf seitliche Rumpfanteile, auch: Nabelregion, Oberschenkelinnenseiten, Oberarminnenseiten.

Klinisches Bild

Insgesamt variables Bild mit teils großflächigen, figurierten, teils auch kleinherdigen lamettaartigen gelben, gelb-braunen oder auch grauen oder weißen, diskret schuppenden, nicht juckenden (gelegentlich etwas spannenden) Flecken oder dünnen Plaques.

Im Sommer erscheinen die Herde im Vergleich zur umgebenden gebräunten Haut heller ( Pityriasis versicolor alba), im Winter dunkler.

Eine initial bereits deutlich hyperpigmentierte Form kann als "Pityriasis versicolor chromians" bezeichnet werden. Bei dieser Form zeigen sich umschriebene bis centgroße, später konfluierende, schmutziggelbe bis bräunliche, kleieförmig schuppende Herde.

Selten tritt bei der Pityriasis versicolor Juckreiz auf. S.a. Hobelspanphänomen.

Besondere Formen:

Diagnostik

Klinisches Bild ist für den Erfahrenen bereits diagnostisch.

Pilznachweis im nativen Klebestreifenpräparat:  Auf verdächtige Hautveränderungen wird ein transparenter Tesafilmstreifen fest aufgedrückt und wieder abgezogen. Anhaftende Hautschuppen und Pilzelemente können nach Aufkleben des Streifens nach Parker gefärbt werden (gleiche Anteile von blauer Tinte und Kalilauge auf das Präparat geben) oder direkt mikroskopisch untersucht werden. Bemerkung: Die Anzucht der Erreger (Hefen der Gattung Malassezia) ist nicht sinnvoll, da Wachstum nur auf Spezialnährboden. Die Erreger eignen sich besonders für eine Nativuntersuchung. Im Gegensatz zu Dermatophyten und anderen Hefepilzen nehmen Malassezia spp. die Tinte sofort auf und heben sich deutlich blau markiert gegen den Hintergrund ab.

 Wood-Licht: Rötliche oder (grünlich-)gelbe Fluoreszenz (diese ist allerdings nicht regelhaft zu beobachten!).

Bemerkung: Eine Differenzierung der versch. Spezies ist im Hinblick auf eine fehlende klinische Relevanz im klinischen Alltagsbetrieb nicht notwendig.

Histologie

In der PAS-Färbung Nachweis von intrakorneal gelegenen Sporen und Hyphen.

Differentialdiagnose

Vitiligo (meist markante, großflächige Weißfleckung der Haut) 

Pityriasis rosea (typische, meist markante, exanthematische kleinerherdige Läsionen)

Tinea corporis (randbetonte, zirzinäre, schuppige Plaques)   

Pseudoleukoderm (Zustand nach vorausgehender Hauterkrankung, z.B. Psoriasis)  

Erythrasma (intertriginöse Lokalisation; fllächiger, homogener nicht randbetonter, symptomloser gelblich-rötlicher Fleck)  

Seborrhoisches Ekzematid (im Bereich der seborrhoischen Zonen lokalisiert, zirzinäre Plaques, Randbetonung möglich; Nativnachweis im Tesafilm-Abriss-Test neg.)   

Externe Therapie

Bei unkomplizierten Fällen antimykotische alkoholische Lösungen.

Econazol:  Als Fertigarzneimittel hat sich beispielsweise eine Econazol-haltige Lösung bewährt (Epi-Pevaryl P.v. Lösung), die an 3 aufeinander folgenden Abenden nach dem Duschen auf dem nassen Körper 3-5 Min. verrieben wird. Nach Einwirken über Nacht am nächsten Morgen abspülen.

Wichtig: Es empfiehlt sich gleichzeitig eine antimykotische Therapie des Kapillitiums: Besonders geeignet ist ein Ketoconazol-haltiges Shampoo (z.B. Terzolin); Shamponieren für 5 Min. Alternativ zum Duschen kann SD-Hermal-Minuten-Creme angewandt werden.

Alternativ: Ciclopirox: Wirksam ist eine Kombination aus 2 versch. Wirkstoffen z.B. Ciclopirox und Zink-Pyrithion (z.B. Kelual DS -Shampoo® 2 Flacons zu 100 ml: Brust Kopf und Rücken shampoonieren und 5 min. einwirken lassen. Zu Beginn der Therapie über 5 Tage lang tägliche Applikationen, danach 1 x pro Woche). 

Alternativ: 2,5% Selendisulfid (Selsun Shampoo®), das gsamte Integument einschließlich Capillitium einschäumen,  5 min. wirken lassen, abspülen. Anschließend antimykotische Creme.     

Alternativ: Unter den Eigenrezepturen haben sich 20% Propylenglycol  sowie ein 2-5% Salizylsäure-Hautspiritus  R218 (als Prophylaktikum)  bewährt.

Interne Therapie

  • Bei häufigen Rezidiven oder bei Therapieresistenz gegenüber den üblichen Prozeduren sollte auf eine interne Therapie zurückgegriffen werden.
  • Itraconazol (z.B. Sempera) 200 mg/Tag p.o. über 5-7 Tage oder 1mal/Monat 400 mg p.o.
  • Alternativ: Ketoconazol (z.B. Nizoral) 1mal/Tag 200 mg p.o. über 10 Tage oder 1mal/Monat 400 mg p.o.
  • Alternativ: Fluconazol 1mal/Tag 50 mg p.o über 14 Tage p.o. für 2-4 Wochen.
  • Hinweis: systemisches Terbinafin ist nicht wirksam!

Verlauf/Prognose

Chronischer Verlauf. Exazerbation und Remission sind jederzeit möglich.

Prophylaxe

Zur Prävention: Itraconazol 2mal/Tag 200 mg p.o. 1mal/Monat über 6 Monate.

Hinweis(e)

Schwangerschaft: Nach wie vor problematisch; zur Lokaltherapie ist lediglich das in Schwangerschaft und Stillzeit zugelassene Polyen-Antimykotikum Nystatin geeignet. Clotrimazol sollte nicht in der Frühschwangerschaft appliziert werden. Es kann jedoch nach dem 1.Trimenon zur Lokaltherapie eingesetzt werden.

Auch die Papillomatosis confluens et reticularis wird von versch. Autoren als klinische Variante der Pityriasis versicolor angesehen.

Bei der atopischen Dermatitis wird eine Triggerwirkung durch Malassezia-Species angenommen. Insbesondere die atopische Dermatitis im Gesichts-, Hals-, Nackenbereich (head-neck-dermatitis) kann von einer antimykotischen Externtherapie profitieren.

Der Begriff "Tinea versicolor" sollte den Dermatophytosen vorbehalten bleiben. 

Literatur

  1. Brasch J (2012) Neues zur Diagnostik und Therapie bei Mykosen. Hautarzt 63: 390-395
  2. Crespo Erchiga V et al. (2000) Malassezia globosa as the causative agent of pityriasis versicolor. Br J Dermatol 143: 799-803
  3. Eichstedt E (1846) Pilzbildung in der Pityriasis versicolor. Frorip Neue Notizen aus dem Gebeite der Naturkunde Heilkinde 39: 270
  4. Gaitanis G et al. (2006) Distribution of Malassezia species in pityriasis versicolor and seborrhoic dermatitis in Greece. Typing of the major pityriasis versicolor isolate M. globosa. Br J Dermatol 154: 854-859
  5. Gupta AK et al. (2003) Pityriasis versicolor. Dermatol Clin 21: 413-429
  6. Gupta AK (2002) Pityriasis versicolor. J Eur Acad Dermatol Venereol 16: 19-33
  7. Hu SW et al. (2010) Pityriasis versicolor: a systematic review of interventions. Arch Dermatol 146: 1132-1140
  8. Ljubojevic S et al. (2002) The role of Malassezia furfur in dermatology. Clin Dermatol 20: 179-182
  9. Nenoff P et al. (2001) The yeast fungus Malassezia: pathogen, pathogenesis and therapy. Hautarzt 52: 73-86
  10. Vander Straten MR et al. (2003) Cutaneous infections dermatophytosis, onychomycosis, and tinea versicolor. Infect Dis Clin North Am 17: 87-112

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