Synonym(e)
Definition
Von glatten Muskelzellen kutaner Gefäße oder der Mm. arrectores pili (seltener der Tunica dartos sowie Glattmuskelzellen der Mamillen und der Vulva ) ausgehende, gutartige, angeborene oder erworbene kutane Geschwulst, die sowohl solitär als auch multipel auftreten kann.
Auch interessant
Einteilung
Es werden 3 Typen und versch. Untergruppen unterschieden, wobei die Assoziation mit internen Tumoren klinisch bedeutsam ist. :
- Piloleiomyom (ausgehend von dem M. arrector pili des Haarfollikels)
- Solitäres Leiomyom
- Leiomyome der Mamille und der Areola mamillae
- Multiple Leiomyome (Leiomyomatose)
- Segmental kutane Leiomyomatose
- Hereditäre Leiomyomatose mit Leiomyomen des Uterus (MCUL = multiple cutaneous and uterine leiomyomatosis)
- Hereditäre Leiomyomatose mit Nierenzellkarzinom (HLRCC = hereditery leiomyomatosis and renal cell carcinomas)
- Angioleiomyom
- Genitale Leiomyome (dartoide Leiomyome, ausgehend von der Tunica dartos)
Ätiopathogenese
Bei hereditären Formen (hereditäre multiple Leiomyome der Haut) werden autosomal-dominant vererbte Mutationen des FH-Gens (Fumarat-Hydratase-Gen; Genlokus: 1q42.3-43) nachgewiesen. Das FH-Gen kodiert die Fumarat-Hydratase, die die Reaktion von Fumarat zu Maleat im Zitronesäurezyklus katalysiert. Außerdem werden dem Gen Eigenschaften als Tumorsuppressor-Gen zugeschrieben.
Die hereditäre Leiomyomatose geht mit multiplen Leiomyomen des Uterus wie auch mit papillären Nierenzellkarzinomen einher (Hereditäre Leiomyomatose mit Nierenzellkarzinom).
Lokalisation
Klinisches Bild
Seltener finden sich solitäre Papeln oder Knoten. Meist multiple, häufig gruppierte, aber auch streifenförmig (in den Blaschko-Linien) angeordnete, bis 0,5 cm große, hautfarbene bis bräunliche, häufig druckschmerzhafte (s.u. dem Akronym ANGLES für andere schmerzhafte Geschwülste der Haut) oder auf Temperatur reaktive, leicht erhabene Knötchen. S.a. Myomatosis cutis miliaris. Seltener ist ein flächiger, plattenartiger Befall (s. Abb), hierbei können 8,0-10,0 cm große Plaques entstehen. Nicht selten sind Glattmuskelhamartome (meist Piloleiomyome) mit einem Becker-Naevus vergesellschaftet.
Histologie
Meist unscharf begrenzter Tumor mit unregelmäßig gestalteten, miteinander verwobenen Konvoluten aus glatten Muskelzellen, die von der Epidermis durch eine schmale Grenzzone getrennt sind. Charakteristisch sind u.a. spindelige Kernformationen, eine unterschiedlich ausgeprägte Kernpolymorphie. Nicht selten trifft man auf einzelne mehrkernige Riesenzellen, oftmals mit myxoidem Stroma und perivaskulärer Sklerosierung (ancient leiomyoma, bizarres Leiomyom) sowie eine wabenartige Auflockerung des Zytoplasmas (perinukleäre Halobildung) als wichtiges differentialdiagnostisches Zeichen. S.a.u. Angioleiomyom; s.a.u. Myofibrom. Im Gegensatz zum Leiomyosarkom fehlen Mitosen.
Differentialdiagnose
Komplikation(en)
Therapie
Tabellen
Einteilung der Leiomyome nach Ursprung und Lokalisation
|
Ursprung |
Lokalisation |
Piloleiomyome |
ausgehend vom M. arrector pili |
Gesicht, Stamm Extremitäten, meist multiples Vorkommen |
Angioleiomyome |
ausgehend von der Tunica muscularis der Gefäßwand |
v.a. untere Extremitäten, meist solitäres Vorkommen |
Dartoide Leiomyome |
ausgehend von der Tunica dartos |
Mamille, große Labien, Skrotalhaut, meist solitäres Vorkommen |
Hinweis(e)
Die Tunica dartos (von gr. dartos, "abgehäutet", "wie rohes Fleisch") ist eine dünne Schicht glatter Muskelfasern des Skrotums. Sie dient u.a. der Temperaturregulierung der Hoden.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Albares MP et al. (2002) Digital angioleiomyoma. Int J Dermatol 41: 527
- Braun-Falco M et al. (2002) Scrotal leiomyoma. Hautarzt 53: 258-260
- Kanitakis J et al. (2000) Cutaneous leiomyomas (piloleiomyomas) in adult patients with human immunodeficiency virus infection. Br J Dermatol 143: 1338-1340
- Kloepfer HW et al. (1958) Hereditary multiple leiomyoma of the skin. Am J Hum Genet 10: 48-52
- Konig A, Happle R (2000) Two cases of type 2 segmental manifestation in a family with cutaneous leiomyomatosis. Eur J Dermatol 10: 590-592
- Konig A et al. (2001) Type 2 segmental cutaneous leiomyomatosis. Acta Derm Venereol 81: 383
- Lang K et al. (2002) Type 1 segmental cutaneous leiomyomatosis. Clin Exp Dermatol 27: 649-650
- Latoni JD et al. (2000) Pilar leiomyoma: a case report and review of the literature. Ann Plast Surg 45: 662-664
- Sahoo B et al. (2001) Zosteriform pilar leiomyoma. J Dermatol 28: 759-761
- Schüürmann M et al. (2017) Smooth muscle hamartoma in volar skin. Hautarzt 68:916-918.
- Thiers B et al. (2009) Cutaneous mainfestations of internal malignancy. Cancer J Clin 59: 73-98
- Thyresson HN, Su WPD (1981) Familial cutaneous leiomyomatosis. J Am Acad Dermatol 4: 430-434
- Virchow R (1854) Ueber Makroglossie und pathologische Neubildung quergestreifter Muskelfasern. Virchows Arch (Pathol Anat) 7: 126-138
Verweisende Artikel (20)
Angioleiomyom; ANGLES; ANGLES; CCL11; Dermatofibrom; Dermatofibrom Hämosiderin-speicherndes; Dermatomyofibrom; Fibroelastärer Bindegewebsnaevus; Fibromyom; Gardner-Syndrom; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (16)
Angioleiomyom; ANGLES; Becker Naevus; Blaschko-Linien; Dermatomyofibrom; Exzision; FH-Gen; Fibrom; Keloide (Übersicht); Leiomyomatose hereditäre mit Leiomyomen des Uterus ; ... Alle anzeigenDisclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.