Histiozytosen (Übersicht) D76.3

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Histiozytose

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Erstbeschreiber

In der im Jahre 1987 verabschiedeten Klassifikation (Working Group der Histiocyte Society) wurden die Histiozytosen unterteilt in:

  • Langerhanszell-Histiozytosen
  • Non-Langerhanszell-Histiozytosen
  • Maligne Histiozytosen.

Diese Klassifikation berücksichtigte morphologische und funktionelle Erkenntnisse über Makrophagen, dendritische Zellen und Monozyten

Die im Jahre 2016 erschienene, erweiterte Klassifikation der Histiozytosen (Emile JF et al. 2016) basiert auf klinischen, radiologischen, phänotypischen, genetischen und/oder molekularen Merkmalen. In dieser Klassifikation werden die Histiozytosen in 5 Gruppen unterteilt, denen jeweils definierbare Entitäten zugeordnet werden können.

  • L-Gruppe – Langerhans-Zell-Gruppe
  • C-Gruppe – Kutane (cutaneous) Nicht-Langerhans-Zell-Histiozytosen
  • R-Gruppe –Rosai-Dorfman-Krankheit
  • M-Gruppe -Maligne Histiozytosen
  • H-Gruppe – Hämophagozytische Lymphohistiozytose und Makrophagenaktivierungssyndrome    

 

Definition

Mono- oder polyorganische, lokalisierte oder disseminierte (auch generalisierte), benigne oder maligne Neubildungen hervorgerufen durch die Proliferation von Zellen des monozytär-phagozytischen Systems (MPS/ s.u. Histiozyten). Zu dem monozytär-phagozytischen System gehören die dendritischen Zellen, die in verschiedenen Organen auftreten. Ihre Hauptaufgabe ist die Antigen-Präsentation an naive T-Lymphozyten. Dies erfolgt über ihre MHC-Moleküle (major histocompatibility complex).

Die Vertreter dieser spezialisierten dendritischen Zellen in mehrschichtigen Plattenepithelien sind die Langerhans-Zellen. Die Langerhans-Zellen exprimieren CD1a sowie Langerin (CD207) und weisen die chakteristischen Bierbeck Granula auf. Sie können durch dieses besondere Profil gut charakterisiert werden. 

Nach ihrer Aktivierung wandern sie in die regionären Lymphknoten und wandeln sich dort zu interdigitierenden dendritischen  Zellen.

Alle dendritische Zellen stammen wie Monozyten und Makrophagen von pluripotenten Knochenmarkszellen ab.

Histiozytosen treten mit unterschiedlicher Klinik bei allen Altersgruppen auf.

Als Histiozyten bezeichnet man gewebeständige Makrophagen.

Einteilung

Klassifikation der Histiozytosen (Emile JF et al. 2016)

L-Gruppe (Langerhans-Zell-Gruppe/s.u. Langerhans-Zell-Histiozytosen)

C-Gruppe  (Cutaneous Nicht-Langerhans-Zell-Histiozytosen/Kutane Nicht-Langerhans-Zell-Histiozytosen mit/ohne bedeutende Systembeteiligung)

Xanthogranulom (XG) - Familie (s. u. Xanthogranulome )

Nicht-Xanthogranulom-Familie

R-Gruppe (Rosai-Dorfman-Gruppe)

M-Gruppe (Maligne Histiozytosen; sehr selten)

  • Primäre maligne Histiozytosen (manifestieren sich primär in der Haut) 
  • Sekundäre maligne Histiozytosen (hämatologische Neoplasie, die hämatologisch diagnostiziert werden und sekundäre Hautbeteiligungen aufweisen) - Langerhans-Zell-Sarkom 

H-Gruppe (Hämophagozytische Lymphohistiozytosen)

__________________________

Anstelle der zuvor aufgeführten Klassifikation nach Entitäten (wahrscheinlich handelt es sich nicht um Entitäten sondern nur um unterschiedliche Manifestationen und Verläufe einer einzigen Grunderkrankung) hat sich insbesondere auch für Therapiestudien eine Stratefizierung für die klassischen Langerhans-Zell-Histiozytosen als sinnvoll erwiesen. In diese Klassifikation  geht die Beteiligung von Risikoorganen (Leber, Milz, Knochenmark) mit ein.

Single-system-disease:

  • Monoorganischer solitärer Befall: Haut/unilokulärer Skelettbefall/ solitärer Lymphknoten/LCH der Lunge
  • Monoorganischer, multipler Befall: z.B. multilokulärer Skelettbefall/Befall mehrerer Lymphknoten.

Multi-system-disease (Befall mehrerer Organsysteme einschließlich der Haut (alte Bezeichnung: Abt-Letterer-Siwe-Krankheit, Hand-Schüller-Christian-Krankheit)   

  • Geringeres Risiko: Patient > 2 Jahre; keine Beteiligung des hämatopoetischen Systems, der Leber oder Milz
  • Hohes Risiko: Patient < 2 Jahre, oder Patient > 2 Jahre mit Beteiligung der Risiko-Organe (hämatopoetisches System, Leber, Milz).

Therapie

S.u. den jeweiligen Krankheitsbildern.

Hinweis(e)

Obwohl namentlich verwandt, gehört die eosinophile Histiozytose nicht zu den Histiozytosen, sondern ist als Sonderform der Lymphomatoiden Papulose zu werten.

Literatur

  1. Becker G (2003) Multimodal treatment strategy for Langerhans cell histiocytosis at head and neck manifestations. HNO 51: 55-60
  2. Emile JF et al. (2016) Revised classification of histiocytoses and neoplasms of the macrophage-dendritic cell lineages. Blood 127: 262-281  
  3. Goerdt S (1998) Histiozytäre Tumoren. In: Garbe C, Rassner G Dermatologie, Leitlinien und Qualitätssicherung für Diagnostik und Therapie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York S 372–378
  4. Kilborn TN et al. (2003) Paediatric manifestations of Langerhans cell histiocytosis: a review of the clinical and radiological findings. Clin Radiol 58: 269-278
  5. Lichtenstein L (1953) Histiocytosis X. Integration of eosinophilic granuloma of bone, Letterer-Siwe Disease, and Schüller-Christian Disease as related manifestations of a single nosologic entity. Arch Pathol 56: 84–102
  6. Ruzicka T et al. (2003) Clinical course and therapy of Langerhans cell histiocytosis in children and Adults. Hautarzt 54: 148-155
  7. Scheker LE (2003) Neonatal lupus erythematosus mimicking langerhans cell histiocytosis. Pediatr Dermatol 20: 164-166
  8. Singh A et al. (2003) Adult langerhans cell histiocytosis limited to the skin. Dermatology 207: 157-161
  9. Utiikal J et al. (2003) Die kutanen Non-Langerhans-Zell-Histiozytosen. JDDG 1: 471-491
  10. Walsh LJ (1991) MS-I sinusoidal endothelial antigen is expressed by factorXIIIa+, HLA-DR+ dermal perivascular dendritic cells. Lab Invest 65: 732–741

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