Hämophagozytische Lymphohistiozytose primäre (Übersicht)D76.1
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Die familiäre Form des Krankheitsbildes wurde erstmals im Jahre 1952 beschrieben und wird nach dem Erstbeschreiber auch als Morbus Farquhar bezeichnet.
Definition
Genetisch heterogenes, den Histiozytosen zugeordnetes, hereditäres hyperinflammatorisches Syndrom (s. auch unter "Hämophagozytische Lymphohistiozytose sekundäre"), verursacht durch eine massiv überschießende, sepsisartige, inflammatorische Reaktion des Immunsystems mit überwältigender Aktivierung von T-Lymphozyten und Makrophagen. Die Erkrankung ist lebensbedrohlich.
Das klinische Bild unterscheidet sich häufig kaum von einer Sepsis, einem SIRS bzw. einer schweren Infektion und verläuft protrahiert. Häufig in Kombination mit primären Immundefizienzerkrankungen auftretend (s.u. Immundefekte primäre (Übersicht und Einteilung).
Vorkommen/Epidemiologie
Die Häufigkeit der hereditären HLH wurde in Schweden auf 0,12/100.000 Kinder <15 Jahre geschätzt, entsprechend 1/50.000 Lebendgeborenen.
Der HLH bei Neugeborenen und bei Säuglingen liegt meist die angeborene Form zugrunde.
Ätiopathogenese
Bei dem genetisch heterogenen, hereditären HLH finden sich Mutationen in verschiedenen Genen, die für die Bereitstellung und Funktion der zytotoxischen Granula wichtig sind:
- Typ 1: AR/ Defekte des Hemophagocytic lymphohistiocytosis 1-Gens (HPLH1-Gen; Genlokus: 9q21.3-q22).
- Typ 2: AR/ Defekte des Hemophagocytic lymphohistiocytosis 2-Gens (PRF1-Gen; Perforin 1 Gen; Genlokus: 10q22) mit konsekutiven Defekten von Perforin.
- Typ3: AR/ Defekte im UNC13D-Gen (UNC13D steht für „Unc-13 Homolog D“). Das kodierte Protein, gehört zur UNC13-Familie gehört und weist eine ähnliche Domänenstruktur wie andere Familienmitglieder. Dem Molekül fehlt jedoch eine N-terminale Phorbolester-bindende C1-Domäne, die in anderen Munc13-Proteinen vorhanden ist.
- Typ 4 (603552), verursacht durch eine Mutation im Syntaxin-11-Gen (STX11; 605014) auf Chromosom 6q24
- Typ 5 (613101), verursacht durch eine Mutation im Syntaxin-bindenden Protein-2 (STXBP2; 601717), das ein Interaktionspartner von Syntaxin 11 (s.u. STX11) ist, auf Chromosom 19p13.
Manifestation
Klinisches Bild
Charakteristisch ist die Symptomentrias:
- prolongiertes Fieber
- Hepatosplenomegalie
- B- oder Panzytopenie
Weitere mögliche Krankheitszeichen sind neurologische Symptome, Lymphadenopathie, Hepatitis, Gerinnungsstörungen, Lungeninfiltrate, Pleuraerguss und Aszites, Diarrhoe u.a.
Seltener sind persistierende Lymphknotenschwellungen und Ikterus.
Im Kindesalter werden bei etwa 1/3 der Patienten neurologische Symptome wie Krampfanfälle, meningitische Zeichen oder Ausfälle von Hirnnerven beobachtet.
Dermatologisch finden sich häufig Petechien, ekzematöse Hautveränderungen und rezidivierende purulente bakterielle Infektionen (Abszesse); weiterhin auch virale Infektionen mit Herpes-Viren (Herpes-simplex-, Varizella-Zoster-Virus).
Labor
Diagnose
Differentialdiagnose
Therapie
Chemoimmuntherapie im akuten Stadium, anschließend allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation. In der Regel Etoposid-haltige Therapien. Bei rezidivierender Bei Rezidiven oder Therapieresistenz ist ein Behandlungsschema mit Anti-Interferon-Gamma-Antikörper (Emapalumab) von der FDA zugelassen.
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Verlauf/Prognose
Ohne allogene Knochenmarkstransplantation extrem ungünstig. Gute Prognose nach allogener Knochenmarkstransplantation (selten Rezidive).
Literatur
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