Bilder (3)
Retikulohistiozytose multizentrischeD76.3
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Goltz u. Laymon, 1954
Definition
Ätiopathogenese
Unbekannt. Assoziationen mit malignen Tumoren wie Kolonkarzinomen, Mammakarzinomen, Zervixkarzinomen bestehen in ca. 28% der Fälle. Bei Hypothyreose auftretend, auch nach Injektion von Röntgenkontrastmitteln. Assoziation mit Tuberkulose wurde beobachtet.
Manifestation
Lokalisation
Klinisches Bild
Hautveränderungen: Symmetrisch verteilte, multiple, stecknadelkopf- bis erbsengroße, meist derb-konsistenzvermehrte, hautfarbene jedoch auch kupferbraune, teils langsam wachsende, teils auch eruptiv exanthematisch aufschießende, einzeln stehende, auch konfluierende Papeln und Knoten, evtl. mit atrophischer, ggf. auch exkoriierter, meist glatter Oberfläche. Als typisch (>50% der Fälle) wird eine perlschnurenartige Beteiligung der Nagelfalze der Finger beschrieben (Korallenperlen-Zeichen). Nicht selten wird Juckreiz angegeben. In 25% der Fälle sind gleichzeitig Xanthelasmen vorhanden.
Arthropathien: Schwellung, schmerzhafte Immobilisierung, mutilierende Arthritis vom Typ der primär chronischen Polyarthritis (rheumatoide Arthritis), vor allem an Fingern und Mittelhand, auch an Vertebralgelenken und Iliosakralgelenken.
Histologie
In frühen Läsionen zeigen sich zellulär entzündliche Reaktionen von Histiozyten und Lymphozyten in der oberen und mittleren Dermis. In älteren Läsionen besteht das typische Substrat mit großen mononukleären und multinukleären Riesenzellen (s. Abb.). Im Zytoplasma sind PAS-reaktive, Diastase-resistente und lipidlösliche Substanzen vorhanden.
Im Endstadium besteht Fibrose.
Granulomatöse Gewebereaktionen mit Anhäufungen großer, MS-I (high molecular weight protein) positiver Histiozyten, zytoplasmareicher Makrophagen sowie Riesenzellen mit PAS-reaktiven, lipidlöslichen Substanzen sind vorhanden. Stabilin-1: positiv, S100 und CD1a: negativ.
Differentialdiagnose
Therapie
Externe Therapie
Interne Therapie
Symptomatische antirheumatische Behandlung mit nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Diclofenac (z.B. Voltaren) 2mal 50 mg/Tag. Die Erkrankung ist in den meisten Fällen selbstlimitiert (Abheilung nach durchschnittlich 8 Jahren).
Wenige schwere Verläufe sind beschrieben mit starker Ausprägung der Hautsymptomatik, Fortdauern des Krankheitsbildes und Organbeteiligung. In diesen Fällen kann immunsuppressive Therapie notwendig werden. Versuch mit Glukokortikoiden initial 100 mg Prednisolonäquivalent/Tag (z.B. Decortin H), langsam ausschleichend.
Ansätze mit Zytostatika (Cyclophosphamid 50 mg/Tag p.o. oder Methotrexat bis 25 mg/Woche i.m. oder i.v.) sind in Einzelfällen mit mäßigen Erfolgen beschrieben. Bei der Verwendung von Zytostatika ist eine strenge Indikationsstellung notwendig, da Aggravationen des Krankheitsbildes möglich sind.
Operative Therapie
Verlauf/Prognose
Fallbericht(e)
- Histologie: dermales Infiltrat mit großen, polygonalen Zellen, die sich durch ein eosinophiles milchglasartiges Zytoplasma und durch große plumpe Zellkerne kennzeichnen. Diese Zellen exprimierten CD68 und waren zu 10% positiv für den Proliferationsmarker Ki-67. Negativ reagierte das Infiltrat mit S100 und CD1a.
- Sonstige Untersuchungsergebnisse: Kein Nachweis von Autoimmunerkrankungen und kein Hinweis auf Malignome. Labor: o.B.
- Therapie: Symptomatische antirheumatische Behandlung mit dem nichtsteroidalen Antiphlogistikum Diclofenac (2mal 50 mg/Tag). Da diese Therapie erfolglos blieb, wurde eine Folgebehandlung mit Prednisolon 0,5 mg/kg KG absteigend initiiert und zusätzlich Hydroxychloroquin 200mg gegeben. Hierunter kam es bisher (nach 6 Monaten) zu einer sehr langsamen (nicht überzeugenden) leichten Befundbesserung.
Literatur
- Bauer A et al. (1994) Multizentrische Retikulohistiozytose und myelodysplastisches Syndrom. Hautarzt 45: 91-96
- Campbell DA, Edwards NI (1991) Multicentric reticulohistiocytosis: systemic macrophage disorder. Baillieres Clin Rheumatol 5: 301-319
- Fedler R (1995) Multicenter reticulohistiocytosis. Therapy with azathioprine and prednisolone. Hautarzt 46: 118-120
- Gianotti F, Caputo R (1985) Multicentric reticulohistiocytosis. J Am Acad Dermatol 13: 399-401
- Goltz RW, Laymon CW (1954) Multicentric reticulohistiocytosis of the skin and synovia. Arch Dermatol Syph 69: 717-731
- Hsiung SH et al. (2003) Multicentric reticulohistiocytosis presenting with clinical features of dermatomyositis. J Am Acad Dermatol 48: S11-14
- Luz FB et al. (2001) Multicentric reticulohistiocytosis. J Eur Acad Dermatol Venereol 15: 524-531
- Luz FB et al. (2007) Multicentric reticulohistiocytosis: a proliferation of macrophages with tropism for skin and joints, part I. Skinmed 6: 172-178
- Luz FB et al. (2007) Multicentric Reticulohistiocytosis: A Proliferation of Macrophages With Tropism for Skin and Joints, Part II. Skinmed 6: 227-233
- Munoz-Santos C et al. (2007) Multicentric reticulohistiocytosis-mimicking dermatomyositis. Case report and review of the literature. Dermatology 214: 268-271
- Schauer F et al. (2011) Multizentrische Retikulohistiozytose. Abstract-CD 46. DDG-Tagung: P15/05
-
Shima N et al. (2017) Multicentric Reticulohistiocytosis with Dermatomyositis-like Eruptions. Intern Med 56: 2063-2066.
- Utikal J et al. (2003) Cutaneous non-Langerhans' cell histiocytoses. J Dtsch Dermatol Ges 1: 471-491
- Yasar S et al. (2011) Xanthome am Nagelfalz: Neuwertung des Korallenperlenzeichens (coral bead sign). JDDG 9: 387-388.