Synonym(e)
Definition
Angeborene, autosomal-rezessiv vererbte, generalisierte, schwer verlaufende blasenbildende Dermatose mit spontaner und posttraumatischer Blasenbildung sowie schwerster mutilierender Narbenbildung.
Auch interessant
Ätiopathogenese
Autosomal-rezessiver Erbgang. Homozygote oder "compound" heterozygote Mutation des COL7A1-Gens, das auf dem Chromosom 3p21.3 kartiert ist. Die Mutation führt zu einer reduzierten oder fehlenden Synthese von Kollagen Typ VII.
Manifestation
Bei dieser klassischen schweren Form der RDEB sind die Blasen bereits bei der Geburt vorhanden oder treten bereits in der Neugeborenenperiode auf.
Klinisches Bild
Integument:
- Großflächige Blasen (100%) mit serösem oder hämorrhagischem Inhalt sowie unregelmäßig konfigurierten großflächigen Erosionen (100%), die vernarbend abheilen, zögerlich reepithelisieren und durch Mutilationen und Synechien zu schweren Behinderungen führen können. Sie können den ganzen Körper betreffen.
- Klinisch bedeutsam ist die Neigung zur spontaner oder posttraumatischer Blasenbildung (das einwirkende Trauma definiert die Lokalisation der Läsionen) mit positivem Nikolski-Phänomen I, Onychodystrophie (100%)
- Milien in abgeheilten Läsionen (100%)
- Viele Betroffene entwickeln große unregelmäßige braune Flecken, die histologisch aus Ansammlungen von Melanozyten bestehen und als EB-(melanozytäre) Nävi bezeichnet werden (Lanschuetzer et al 2010). Bislang wurden keine Fälle von Melanomen beobachtet gemeldet, die in diesen Nävi entstanden sind.
Extrakutane Manifestationen:
- Ausgeprägte Mitbeteiligung von Konjunktiven, Mund-, Pharynx-, Ösophagus- und Genitalschleimhaut
- Zahnschmelzdefekte und Kariesbefall (10-25%), Skeletthypoplasien, Hirnschäden, Sprachstörungen, schwere Kontrakturen.
- Eine orale Beteiligung kann zu einer Verschmelzung der Zunge mit dem Mundboden (Ankyloglossie) und einer fortschreitenden Verkleinerung der Mundhöhle und der Mundöffnung (Mikrostomie) führen.
-
Ösophagusblasen und -erosionen sowie Stege und Strikturen können eine schwere Dysphagie mit daraus resultierender schlechter Ernährung verursachen (Mortell AE et al. 2010). In seltenen Fällen können Betroffene eine Speiseröhrenerkrankung mit wenigen oder keinen Hautmanifestationen haben. Auch die gastroösophageale Refluxkrankheit ist häufig.
-
Analerosionen, unzureichende Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr sowie die Einnahme von Opioid-Analgetika tragen zu häufiger schwerer Obstipation bei.
- Wachstumretardierung (100%): Größe und Gewicht liegen häufig unter dem von Gleichaltrigen.
-
Augen: Hornhauterosionen können zu Narbenbildung und Sehverlust führen.
-
Herz: Dilatative Kardiomyopathie, manchmal in Verbindung mit Selen- und Carnitinmangel, wurde bei RDEB berichtet und kann in einigen Fällen tödlich sein.
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Urologisch/renal. Harnröhrenerosionen, Strikturen, Blasenfunktionsstörungen und Glomerulonephritis können auftreten und manchmal zu Nierenversagen führen.
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Orthopädisch. Menschen mit REBD neigen zu Kontrakturen und Pseudosyndaktylie der Finger, was zu einer "Fäustlings"- oder "Kokon"-Hand und damit zu einer Beeinträchtigung der Funktion und einer verminderten Lebensqualität führt. Obwohl die Fusion der Zehen die Funktion nicht beeinträchtigt, können schmerzhafte Blasenbildung und fortschreitende Kontrakturen an Fuß und Knöchel sowie an den größeren Gelenken (Knie, Hüfte, Nacken) das Gehen und die Funktion beeinträchtigen.
Histologie
Differentialdiagnose
Therapie
- Symptomatisch. Antiseptische und wundheilende Externa (s.u. Epidermolysis bullosa-Gruppe). Vermeidung und Behandlung von Sekundärinfektionen.
- Versuchweise Vitamin E-Therapie (z.B. Evit Kps.) Säuglinge: 25 mg/kg KG/Tag, Erwachsene: 600-1200 mg/kg KG/Tag, oder Kollagenaseinhibitoren wie Phenytoin (z.B. Zentropil, Epanutin) initial 2-3 mg/kg KG/Tag in 2 ED über 10-14 Tage, danach schrittweise Dosiserhöhung bis zu Blutspiegelwert von mind. 8 μg/ml. Effektivität ist erst nach 6 Monaten beurteilbar.
- Für DADPS, Retinoide, Chloroquin oder Ciclosporin A wurden begrenzte Erfolge beschrieben.
Therapie allgemein
S.a. unter Epidermolysis bullosa dystrophica (Übersicht)
Vermeidung von mechanischen Reizen und Druckstellen an der Haut. Vitamin- und mineralstoffreiche Kost.
Schleimhautdefekte (20% der Pat.) können zu eingeschränkter Nahrungsaufnahme führen! Kontinuierliche und frühzeitige Zahnpflege (Fehlformung, Karies).
Lebenslange Kontrolle auf spinozelluläre Karzinome.
Bei Synechien und Kontrakturen operative Maßnahmen.
Frühzeitige Krankengymnastik zur Vermeidung von Kontrakturen.
Verlauf/Prognose
Ungünstig: Sepsisgefahr, Ösophagusstenose, mögliche Entwicklung von Karzinomen (bereits im Alter von 20-30 Jahren) im Bereich straffer Narbenzüge. Das Lebenszeitrisiko für ein aggressives Plattenepithelkarzinom (SCC) liegt bei über 90 % mit erheblichem Metastasierungspotenzial. SCC treten in der Regel im dritten Jahrzehnt auf, können aber auch schon im zweiten Jahrzehnt auftreten. Betroffene erliegen in der Regel einem aggressiven metastasierenden SCC (Mellerio et al 2016).
Hinweis(e)
Diagnostik: Klinik, Histologie, Immunfluoreszenz, Elektronenmikroskopie, molekulargenetische Untersuchung, ggf. Pränataldiagnostik.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Verweisende Artikel (7)
Amyloidose vom AA-Typ; Anonychie erworbene; Dermolytic bullous dermatosis (recessive); Epidermolysis bullosa dystrophica rezessiv, generalisiert intermediär ; Hallopeau-Siemens-Syndrom; Sepsis Hautveränderungen; Siemens, Hermann Werner;Weiterführende Artikel (11)
Chloroquin; Ciclosporin A; DADPS; Epidermolysis bullosa dystrophica (Übersicht) ; Epidermolysis bullosa, hereditäre (Übersicht); Melanom (Übersicht); Milien; Nikolski-Phänomen I; Onychodystrophie (Übersicht); Phenytoin; ... Alle anzeigenDisclaimer
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