Synonym(e)
Definition
Mittel oder Verfahren zur kosmetischen Behandlung der Haut, die dazu bestimmt sind, die Haut und / oder die Körperbehaarung aufzuhellen und / oder um Pigmentunregelmäßigkeiten der Haut zu beseitigen.
Unerwünschte Pigmentierung und Hyperpigmentierungen der Haut (häufige Störungen der Pigmentierung treten bei Frauen v.a. in und nach der Schwangerschaft als dunkle Verfärbungen im Gesicht auf: Melasma). Sie können medizinisch und kosmetisch behandelt werden (nicht alle in der medizinischen Anwendung erlaubten Mittel sind für Kosmetika zugelassen so z.B. Hydrochinon).
Für die Aufhellung der Haut kommen physikalische Verfahren wie verschiedene Laserverfahren, Mikrodermabrasionen und kryotherapeutische Verfahren in Frage. Weiterhin werden chemische Therapieverfahren eingesetzt wie keratolytische, Oxydationsmittel und Reduktionmitttel (Bleichmittel) sowie Mittel die in die Biosynthese der Melaninbildung (z.B. Tyrosinase-hemmende Präparate) eingreifen.
Präparate
Physikalische Verfahren
- Laser- und IPL- Behandlungen (Rubinlaser, Alexandritlaser, Nd:YAG-Laser, Erbium-YAG-Laser): Bei Laserbehandlungen kommt hochenergetisches Licht zum Einsatz. Dabei werden Pigmentzellen und pigmenttragende Keratinozyten in der Epidermis zerstört. Je nach Laserart können auch dermale Melanozyten zerstört werden. Die „Q-switched“ Laser mit extrem kurzen Pulsen im Bereich von Nanosekunden können Melanin zerstören. Zu diesen Lasersystemen gehören der 694-nm-Rubin-Laser, der 755-nm-Alexandrit-Laser, der 532-nm-Nd:YAG-Laser und der 1.064-nm-Nd:YAG-Laser. Eine oberflächliche Ablation die zur Pigmentabtragung führt, (Resurfacing) ist mit 2940-nm- Erbium-YAG- und 10.600-nm- CO2-Lasern möglich.
- Kryopeeling: Die ablative oberflächliche Kryotherapie ist in der Hand des erfahrenen Therapeuten eine elegante Methode um Hyperpigmengtierungen der Haut zu beseitigen. i.A. genügt eine einmaliger Gefrierzyklus um einen ausreichenden Effekt zu erreichen.
Chemische Verfahren
Fruchtsäurepeeling: AHA-Säuren (Alphahydroxysäure) wie Glykolsäure entfernen oberflächliches, melaninhaltiges Zellmaterial. Weiterhin führt die Stimulierung der Zellproliferation zu einem schnelleren Austausch melaninhaltiger Zellen.
Sonstige Säurepeeling: Salicylsäure und hochkonzentriertes freies Vitamin C (Ascorbinsäure) wirken ebenfalls keratolytisch und damit haufhellend.
Chemische Verfahren: Melanophobe Wirkstoffe
- Liposomales Vitamin C: Liposomales Vitamin C (Ascorbyl Phosphate) hemmt die Tyrosinase und zugleich die mit Oxidationen verbundenen Folgeschritte der Melanogenese. Freies Vitamin C ist wegen seiner Instabilität gegenüber Luftsauerstoff und seiner geringen Penetrationsfähigkeit weniger geeignet.
- Antioxydanzien: Die antioxidative Wirkung der Polyphenole ist begrenzt. Dies gilt insbesondere für polyphenolische Verbindungen wie Katechine, Resorcine, Flavone, Isoflavone und Gallate bzw. die Extrakte aus grünem und schwarzem Tee, Kaffee, Soja u.a..
Tyrosinasehemmer
- Rucinol: Rucinol (4-Butyl-benzol-1,3-diol) ist ein ein Tyrosinasehemmer vom Resorcintyp. Rucinol wird sowohl in topisch pharmazeutischen als auch kosmetischen Präparaten verwendet.
- Butylresorcinol: B-Resorcinol gehört zu den Tyrosinasehemmer und wird in kosmetischen Präparaten angewandt. Hautirritationen treten nur selten auf und das B-Resorcinol wirkt gegen die häufigsten Formen der Hyperpigmentierung wie Melasma und Altersflecken.
- Azelainsäure: Azelainsäure, ein kompetitiver Hemmer der Tyrosinase ist eine natürlich vorkommende, untoxische Dicarbonsäure. Topische Azaleinsäure wirkt erst in hoher Dosierung, die nur in pharmazeutischen Präparaten möglich ist. In kosmetischen, liposomaler Applikationsform zeigen jedoch längerzeitig applizierte 1%ige Azaleinpräparate eine aufhellende Wirkung. Azelainsäure wirkt bei Akne- und Rosacea antimikrobiell wirkt.
- Arbutin in hautaufhellende pflanzlichen Extrakten: Zum präventiven Einsatz von hautaufhellenden kosmetischen Wirkstoffen dienen häufig pflanzliche Extrakte. Ihre Wirkweise ist nicht immer im Einzelnen bekannt. Diese enthalten als wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoff häufig das Hydrochinonderivat Arbutin. Beispiele sind folgende Pflanzenextrakte:
- Malve (Malva sylvestris)
- Pfefferminz (Mentha piperita)
- Schlüsselblume (Primula veris)
- Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
- Echtem Ehrenpreis (Veronica officinalis)
- Melisse (Melissa officinalis)
- Schafgarbe (Achillea millefolium)
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Glutathion (γ-Glutamyl-Cysteinylglycin) mit der Summenformel: C10H17N3O6S, ist ein kleines, niedermolekulares, wasserlösliches Thiol-Tripeptid. Es wirkt antioxidativ und hemmt indirekt die Tyrosinase-Aktivität (Sonthalia S et al. 2016). Glutathion hemmt die Tyrosinase-Aktivität auf mehreren Wegen (Yamamura T et al. 2002). Aufgrund seiner biochemischen Eigenschaften erscheint das Potenzial von Glutathion bei der Behandlung von Melasma und Hyperpigmentierung plausibel (Seçkin HY et al. 2014; Villarama CD et al. 2005).
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Ganoderma lucidum Polysaccharid (GLP), ein natürliches Antioxidans, das aus dem Pilz Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling) gewonnen wird, der in unseren Breiten vorkommt. Orales GLP hemmt die Melanogenese indem es die UVB-aktivierte Proteinkinase A (PKA) und den Mitogen-aktivierte Proteinkinase (MAPK)-Signalweg blockiert. Außerdem schützt GLP die Mitochondrien vor UVB-Schäden und hemmt die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) (Hu S et al. 2019).
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Lilium lancifolium/tigrinum Root Extract: In den Wurzelextrakten von Lilien wurden L-Phenylalanin und verschiedene Phenolsäurederivate wie Regalosid B, Regalosid C und Regalosid E, sowie Polysaccharide nachgewiesen. Die Substanzen üben eine hemmende Wirkung auf die Melaninproduktion aus über die Unterdrückung der cAMP-vermittelten Melanogenese (Park S et al. 2023).
- Arbutin (Hydrochinon-beta-D-glucosid): Die meisten hautaufhellend wirksamen Pflanzenextrakte enthalten Arbutin, eine natürlich vorkommende glykosidische Hydrochinonverbindung. Arbutin wird v.a. aus Uvae uris folium, den Blättern der Bärentraube gewonnen. Gegenüber Hydrochinon hat Arbutin den Vorteil, dass es weniger sensibel auf den Luftsauerstoff reagiert. Nur geringe Anteile des Arbutins werden in die Einzelkomponenten (Hydrochinon) gespalten. Trotzdem wird die Freisetzung von Hydrochinon vom BfR als bedenklich eingestuft.
- Hydrochinon (in Europa in Kosmetika nicht erlaubt): Hydrochinon ist in kosmetischen Aufhellern nicht erlaubt. Hydrochinon ist nur noch in Haarfärbemitteln (max. 0,3%) mit dem Warnhinweis "enthält Hydrochinon". Hydrochinon ist in den USA in Kosmetika bei Konzentrationen < 2 % frei erhältlich.
- Hydrochinon (in medizinischen Präparate erlaubt): Hydrochinon (2%-4%) wird in medizinischen Präparaten bei Hyperpigmentierungen eingesetzt. Die Substanz hemmt die Tyrosinase. Dementsprechend kann man eine präventive Wirkung und die Aufhellung einer bereits bestehenden Pigmentierung beobachten. In topischen, aufhellenden Pharmazeutika wird Hydrochinon unter anderem mit Hydrocortison und Retinoiden wie Vitamin-A-Säure kombiniert (s.u. Hydrochinon-Salbe 3%). Vitamin-A- Säure provoziert dabei einen intensiven Zellerneuerungsprozess und führt zur schnelleren Abtragung von Pigmenten. Hydrocortison in medizinischen Bleichmittel reduziert die Pigmentbildung der Melanozyten.
Topische Retinoide
- Topisches Tretinoin in Konzentrationen von 0,05–0,1 % ist ebenfalls wirksam. Entzündliche Reizungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden (Gsfahr der postinflammatorischen Hyperpigmentierung). Der Mechanismus der Melaninreduzierung ist unbekannt. Wichtig: Die Behandlung mit Tretinoin muss konsequent über einen Zeitraum von 20 bis 40 Wochen durchgeführt werden. Alternativ kann 0,1 %iges Tazaroten wirksam eingesetzt werden.
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Retinol (Retinol gehört zur Gruppe der Retinoide und zählt zu den Vitamin-A-Derivaten. Retinol ist ein einwertiger primärer Alkohol, fettlöslich und gehört chemisch zu den Diterpenoiden. Die hautaufhellende Wirkung ist gering.
Sonstige
- Kojisäure: Kojisäure (5-Hydroxy-2-hydroxymethyl-4H-pyran-4-on) ist wie Hydrochinon ein starkes Reduktionsmittel und hemmt die Tyrosinase. Kojisäure bleicht sehr effektiv und ist in Asien verbreitet. Der auf Bakterien mutagen wirkende Stoff stand in Europa lange unter dem Verdacht, karzinogen zu sein. Studien konnten diese Vermutung allerdings nicht belegen. Allerdings ist Kojisäure in der Schweiz in Kosmetika verboten.
- Süßholzwurzel-Extrakt (Wirkstoff: Glabridin). Lakritzextrakte haben eine ähnliche Wirkung wie die von Kojisäure. Der wesentliche Bestandteil ist Glabridin. Glabridin ist ebenfalls ein Inhibitor der Tyrosinase in den Melanozyten
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Bakuchiol, das reichlich in der Pflanze Psoralea corylifolia vorkommt wirkt, obwohl keine strukturelle Ähnlichkeit mit Retinoiden vorhanden sind, wie ein Retinol-Analogon. Bakuchiol wurde vor allem wegen seiner Wirkung auf Lichtalterung, Akne und postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH) untersucht und zeigte positive Ergebnisse, die mit denen von topischen Retinoiden vergleichbar sind. Bemerkenswert ist, dass Bakuchiol keine der bei topischen Retinoiden üblichen unerwünschten Wirkungen wie Brennen und Schuppenbildung verursacht, was eine breitere Anwendung bei Patienten mit empfindlicher Haut ermöglicht (Greenzaid J et al. 2022).
- Tranexamsäure: Tranexamsäure wird in asiatischen Ländern als Depigmentierungsmittel eingesetzt (in Deutschland wird die Substanz als Antifibrinolytikum genutzt). Tranexamsäure hemmt effektiv die Tyrosinase und führt zu einer Hautaufhellung. Bei Melasmen sind liposomale Dispersionen besonders effektiv.
- Dibenzoylperoxid: Die Hautaufhellung ist als Nebenwirkung bei Dibenzoylperoxid bekannt, das in pharmazeutischen Cremes zur Aknebehandlung enthalten ist. Auch Wasserstoffperoxid führt zur Depigmenterung (Haarblondierung).
Auch interessant
Hinweis(e)
Präventiver Einsatz von Lichtschutzpräparate: Der Gebrauch von physikalischen und chemischen Sonnenschutzmitteln ist bei der Anwendung hautaufhellender Präparate die wichtigste begleitende Maßnahme. Da der natürliche Schutz durch Melanin fehlt, erhöht sich naturgemäß die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlen.
Patienteninformation(en)
Der historische Hintergrund des Hautbleichens: Die europäischen Kolonisatoren schufen sehr bewusst eine "rassenbasierte Ideologie", die zur Entstehung eines strukturellen Unterdrückungssystems führte, das Menschen europäischer Abstammung gegenüber Menscen mit dunkler Hautfarbe begünstigte. In den USA wurden biologische Unterschiede in der Hautfarbe zur Rechtfertigung der Unterdrückung von Afrikanern und amerikanischen Ureinwohnern herangezogen, was zur Entwicklung einer sozialen Hierarchie führte, in der Menschen europäischer Abstammung an der Spitze und Menschen afrikanischer Abstammung am unteren Ende standen. Menschen mit heller Hautfarbe durften weniger anstrengende Aufgaben wie häusliche Pflichten verrichten, während Dunkelhäutige zu harter Arbeit gezwungen wurden, die sie in der Regel im Freien verrichteten (Hill, Mark E 2002). Und letztlich galten Afroamerikaner mit einer größeren europäischen Abstammung und einer helleren Hautfarbe als intelligenter und damit besser als ihre dunkelhäutigeren Kollegen. Ihre Chancen auf Bildung, auf den Erwerb von Land und Eigentum war einfach größer (Russell K et al. 1993). Insofern begründet sich auch der seit Jahren anhaltende "Run" auf Hautbleichmittel.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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