Autosomal rezessive lamelläre Ichthyosen und kongenitale ichthyosiforme Erythrodermien Q80.2

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2024

This article in english

Synonym(e)

ACRI; Erythrodermische lamelläre Ichthyose; Nicht-bullöse kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie; Nonbullous congenital lamellar ichthyosis

Definition

Bei der Familie der autosomal rezessiv vererbten lamellären Ichthyosen und kongenitalen ichthyosiformen Erythrodermien handelt es sich um seltene, autosomal-rezessiv vererbte meist schwer verlaufende (häufig bei Geburt Kollodiumbaby) Verhornungsanomalien, die ätiopathogenetisch durch Mutation diverser  Gene hervorgerufen werden (s.u. Einteilung). Etwa 60% der autosmal-rezessiven kongenitalen Erythrodermien betreffen diese Gruppe. Die ARCI-Gruppe der Ichthyosen bezieht sich auf Erkrankungen die früher unter der Bezeichnung Ichthyosis congenita geführt wurden.

Einteilung

Die Familie der Autosomal-rezessiven, lamellären Ichthyosen (LI)/kongenitalen ichthyosiformen Erythrodermien (CIE) mit erhaltener Transglutaminaseaktivität umfasst folgende Variationen (die angegenbenen Prozentzahlen beziehen sich auf die Gesamtgruppe der autosmal-rezessiven kongenitalen Ichthyosen - ACRI) 

Vorkommen/Epidemiologie

In den USA wird die Prävalenz von ARCI mit 1:200.000–300.000 angegeben.

Ätiopathogenese

ARCI wird mit Mutationen in verschiedenen Genen in Verbindung gebracht, darunter ABCA12, ALOX12B, ALOXE3, CYP4F22, NIPAL4, TGM1, CERS3, PNPLA1, CASP14, SDR9C7 und SULT2B1 (Esperón-Moldes U et al. (2020). Die meisten dieser identifizierten Gene sind an der Synthese von Enzymen und Transportern beteiligt, die am Aufbau, Transport und/oder der Zusammensetzung von Bestandteilen des Stratum corneum beteiligt sind (Kelly EJ  et al. 2011).

Eine TGM1-Genmutation ist die häufigste Ursache für ARCI und steht in engem Zusammenhang mit einer Kollodiummembran bei der Geburt. Nur 8 % der ARCI-Fälle sind mit einer CYP4F22-Mutation verbunden, was diese Mutante äußerst selten macht.

ARCI kann bei der Geburt mit einer glänzenden, straffen Membran auftreten, die aus einem verdickten Stratum corneum besteht und als Kollodiummembran bezeichnet wird (Traupe H  et al. 2014). Obwohl dies eine häufige klinische Manifestation von ARCI ist, weisen Patienten mit einer CYP4F22-Mutation in der Regel eine Erythrodermie anstelle einer Kollodiummembran auf (Traupe H  et al. 2014). Wenn vorhanden, trocknet die Kollodiummembran aus, reißt und löst sich über mehrere Wochen ab, wodurch der zugrunde liegende ARCI-Phänotyp sichtbar wird.

Manifestation

Ab Geburt

Klinisches Bild

Bereits bei der Geburt Bild einer sehr ausgeprägten Erythrodermie, im Laufe der ersten Lebensjahre eutliche Rückbildung; es verbleibt im Jugend- und Erwachsenenalter eine variabel ausgeprägte, gelegentlich aber auch nur diskrete, generalisierte, feine grau-weißliche Schuppenbildung mit ausgeprägten Palmo-Plantarkeratosen. Alle Patienten zeigen wegen einer verminderten Schweißbildung eine Wärmeintoleranz. Hierauf ist insbesondere bei betroffenen Säuglingen zu achten (Kollapszustände möglich). 

Histologie

Unspezifisch; Ausschluss einer epidermolytischen Hyperkeratose.

Diagnose

Biochemischer Nachweis des Transglutaminasemangels an Hautgefrierschnitten. Nachweis der Mutationen in den unterschiedlichen Genen. 

Therapie

S.u. Ichthyosen.

Verlauf/Prognose

Die Erkrankungen bestehen lebenslang, können aber im Erwachsenenalter eine deutliche Besserung zeigen.

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Akiyama M et al. (2003) The clinical spectrum of nonbullous congenital ichthyosiform erythroderma and lamellar ichthyosis. Clin Exp Dermatol 28: 235-240
  2. Dumenigo A et al. (2022) CYP4F22-Related Autosomal Recessive Congenital Ichthyosis: Clinical Presentation. Cureus 14:e22272.
  3. Esperón-Moldes U et al. (2020) Novel CYP4F22 mutations associated with autosomal recessive congenital ichthyosis (ARCI). Study of the CYP4F22 c.1303C>T founder mutation. PLoS One 15:0. doi: 10.1371/journal.pone.0229025.
  4. Hotz A et al. (2018) Mutation update for CYP4F22 variants associated with autosomal recessive congenital ichthyosis. Hum Mutat 39:1305-1313.
  5. Kelly EJ  et al. (2011) Finding homes for orphan cytochrome P450s: CYP4V2 and CYP4F22 in disease states. Mol Interv11:124–132.
  6. Lefevre C et al. (2006) Mutations in a new cytochrome P450 gene in lamellar ichthyosis type 3. Hum Molec Genet 15: 767-776
  7. Lugassy J et al. (2008) Rapid detection of homozygous mutations in congenital recessive ichthyosis. Arch Derm Res 300: 81-85.
  8. Ohno Y et al. (2015)  Essential role of the cytochrome P450 CYP4F22 in the production of acylceramide, the key lipid for skin permeability barrier formation. Proc Natl Acad Sci U S A 112:7707–7712.
  9. Sayeb M et al. (2019) A Tunisian family with a novel mutation in the gene CYP4F22 for lamellar ichthyosis and co-occurrence of hearing loss in a child due to mutation in the SLC26A4 gene. Int J Dermatol 58:1439-1443.
  10. Traupe H  et al. (2014) Nonsyndromic types of ichthyoses - an update. Dtsch Dermatol Ges. 12:109–121.
  11. Ganemo A et al. (2003) Autosomal recessive congenital ichthyosis in Sweden and Estonia: clinical, genetic and ultrastructural findings in eighty-three patients. Acta Derm Venereol 83: 24-30
  12. Esposito G et al. (2001) Transglutaminase 1 gene mutations in Italian patients with autosomal recessive lamellar ichthyosis. J Invest Dermatol 116: 809-812

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2024