Anti-p200-Pemphigoid L12.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Alexandros Zarotis

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Anti-Laminin-gamma-1-Pemphigoid; Anti-Laminin-gamma Pemphigoid; Pemphigoid anti-p200-Pemphigoid

Erstbeschreiber

Zillikens, 1996; Chen, 1996

Definition

Sehr seltene (bisher sind rund 100 Fälle beschrieben), chronische, bullöse Autoimmunerkrankung der Haut mit subepithelialer Spaltbildung und neutrophiler (eosinophiler) Infiltration der dermo-epidermalen Junktionszone.

Vorkommen/Epidemiologie

Sehr selten. Bislang sind weniger als 100 Fallbeschreibungen weltweit publiziert worden.

Ätiopathogenese

Autoimmunerkrankung; Zielantigen ist ein 200 kDa schweres Protein (p200), das unter der Lamina lucida lokalisiert ist. Die NC1-Domäne der Laminin-gamma1-Kette konnte als wesentliches Zielantigen identifiziert werden. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Adhäsionsmolekül der kutanen Basalmemebran. Das Protein verbindet Laminin mit dem Typ IV-Kollagen. Es wird von dermalen Fibroblasten und von Keratinozyten gebildet.

Einige Patienten weisen darüber hinaus Reaktivitäten gegen BP230, BP180, Laminin 332 oder Typ VII-Kollagen auf. Dieses Phänomen wird als "epitope spreading" bezeichnet.   

Manifestation

Überwiegend 5.-6. Lebensjahrzehnt. Männer sind häufiger als Frauen betroffen. 

Klinisches Bild

Stark juckende, großflächige tiefrote Patches und  Plaques sowie  große pralle Blasen, teils Aspekt des Erythema multiforme (s. Abb.),  am Stamm und den Extremitäten. Seltener vesikulöses Krankheitsbild. Schleimhautbeteiligung (orale und genitale Schleimhaut) in 20% der Patienten. Abheilung ohne Vernarbungen.

Eine Assoziation mit Psoriasis liegt bei 1/3 der Patienten vor.

Inwieweit Ösophaguskarzinome mit dem Krankheitsbild assoziiert sind bedarf weiterer Untersuchungen.

 

 

 

Labor

Im Labor zeigt sich mit Immunoblot-Verfahren ein IgG-Antikörper gegen das 200 kDa schwere Laminin-gamma1. Die Antikörper gegen die Pemphigoid-AK BP180 und BP 230; Kollagen VII, Laminin 332  finden sich nicht.   

Histologie

Subepidermale Spaltbildung mit diffusem, neutrophilem, seltener eosinophilem Entzündungsinfiltrat an der dermo-epidermalen Junktionszone. Seltener sind Mikroabszesse in den Papillenspitzen.

Direkte Immunfluoreszenz

In läsionaler und periläsionaler Haut, lineare Ablagerungen von IgG und C3 entlang der dermo-epidermalen Junktionszone.

Weiterführende Untersuchungen können mittels indirekter Immunfluoreszenz an humaner Kochsalz-Spalthaut mit dem Patientenserum durchgeführt werden, wobei sich IgG-und C3-Ablagerungen am dermalen Boden der artifiziellen Spaltbildung zeigen.   

Therapie

Eine Standardtherapie des Anti-p200-Pemphigoids kann bislang nicht vorgeschlagen werden. Rasches Ansprechen auf eine immunsuppressive Therapie, z.B. Azathioprin 1,0-1,5 mg/kg KG/Tag p.o. kombiniert mit systemischen Glukokortikoiden wie Prednison, initial 1,0-1,5 mg/kg KG/Tag, später Reduktion auf 20-10 mg/Tag, ist beschrieben.

Alternativen zu Azathioprin sind:

Verlauf/Prognose

Variabler Verlauf; komplette Abheilung nach Ausschleichen der immunsuppressiven Therapie ist möglich, ebenso ein rezidivierender Verlauf.

Hinweis(e)

Laminin gamma 1 ist ein Glykoprotein der extrazellulären Matrix, das unterhalb der Lamina lucida liegt und am Aufbau der Basalmembran beteiligt ist. Da die IgG Antikörper der Patienten im Immunoblot mit Keratinozytenextrakt eine Reaktion mit einem 200kDa schweren Protein zeigen, wurde das Autoantigen dieser Erkrankung zunächst als p200 bezeichnet, bevor es als Laminin gamma1 indentifiziert wurde.

Literatur
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  1. Chen KR et al. (1996) Coexistence of psoriasis and an unusual IgG-mediated subepidermal bullous dermatosis: identification of a novel 200-kDa lower lamina lucida target antigen. Br J Dermatol 134: 340-346
  2. Commin MH et al.(2016) Clinical and immunological features and outcome of anti-p200 pemphigoid. Br J Dermatol 175:776-781.
  3. Goetze S et al.,(2016)  Anti-p200/laminin γ1 pemphigoid associated with metastatic esophageal cancer. J Eur Acad Dermatol Venereol doi: 10.1111/jdv.13983.
  4. ​Rose C et al. (2007) Histopathology o anti-p200 pemphigoid. Am J Dermatopathol 29: 119-124
  5. Séméria L et al. (2022) Anti-p200 pemphigoid mimicking erythema multiforme. JAAD Case Rep 21:157-159.

  6. Shimanovich I et al. (2003) The autoantigen of anti-p200 pemphigoid is an acidic noncollagenous N-linked glycoprotein of the cutaneous basement membrane. J Invest Dermatol 121: 1402-1408
  7. Yasuda H et al. (2004) Two cases of subepidermal blistering disease with anti-p200 or 180-kD bullous pemphigoid antigen associated with psoriasis. Dermatology 209: 149-155
  8. Zillikens D et al. (1996) A novel subepidermal blistering disease with autoantibodies to a 200-kDa antigen of the basement membrane zone. J Invest Dermatol 106: 1333-1338
  9.  

Verweisende Artikel (1)

Pemphigoidantikörper;

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