Synonym(e)
Definition
Anaphylaxie ist die Maximalvariante der allergischen Sofortreaktion, die als akut einsetzende und potenziell tödlich verlaufende mastzellabhängige, systemische Reaktion den gesamten Organismus erfassen kann. Nach Sampson ist eine Anaphylaxie (anaphylaktische Reaktion) durch das Auftreten von Symptomen an 2 bzw. >2 Organsystemen gekennzeichnet , die innerhalb weniger Minuten bis Stunden nach einem Kontakt mit einem bekannten allergologischen Trigger einsetzen. Sie ist von kurzer Dauer.
Selten wurde eine anaphylaktisch Reaktion durch zirkulierende Immunkomplexe ausgelöst. Eine Anaphylaxie kann auch durch einen nicht-allergischen Mechanismus (direkte Freisetzung von Mediatoren) ausgelöst werden (keine vorausgehende Sensibilisierung). Diese Reaktionen werden als "pseudoallergische Anaphylaxie oder nicht-immunologische Anaphylaxie" bezeichnet.
Nach Ring und Messmer gilt folgende klinische Einteilung des Schweregrades einer Anaphylaxie:
Stadium I | Hauterscheinung und oder leichte Temperaturerhöhung |
Stadium II | nachweisbare, aber nicht lebensgefährdende kardiovaskuläre Reaktion (Tachykardie, Blutdruckabfall) |
Stadium III | Schock (schwere Hypotension, Blässe), Bronchospasmus mit bedrohlicher Dyspnoe, Bewusstseinseintrübung, -verlust; ggf. mit Stuhl- und Urinabgang |
Stadium IV | Herz-Kreislauf-Stillstand |
Auch interessant
Einteilung
Unterschieden werden:
- Klassische anaphylaktische Reaktion (Typ I-Reaktion; IgE-vermittelt; s.u. Allergie)
- Anaphylaxie, weizenabhängige, anstrengungsinduzierte
- IgE-unabhängige Intoleranzreaktion (anaphylaktoide oder pseudoallergische Reaktion).
Alle klinischen Reaktionen verlaufen unter einem identischen Bild.
Vorkommen/Epidemiologie
Prävalenzzahlen werden meist ungenau wiedergegeben und liegen in der Allgemeinbevölkerung zwischen 1,5-15%. Etwa 3% der Bevölkerung sind von einer Bienen- oder Wespengiftanaphylaxie betroffen. Neben Insektengiften sind Nahrungsmittel, Arzneistoffe, Naturlatex, körperliche Anstrengungen sowie physikalische Faktoren (Kälte/Wärme) die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie. Das Auslöserspektrum ist bei Kindern und Erwachsenen unterschiedlich:
- bei Kindern sind Nahrungsmittel
- Kinder < 6 Jahre: Hühnereiweiß und Milcheiweiß
- Kinder > 6 Jahre: Baumnüsse, Erdnüsse
- bei Erwachsenen sind Insektengifte und Medikamente die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie.
Auch bei den durch Medikamente ausgelösten Anaphylaxien gibt es altersbedingte unterschiedliche Auslöser:
- Kinder: Beta-Laktamantibiotika
- Erwachsene: NSAID
Ätiopathogenese
Der zentrale initiale Mechanismus klassischer, IgE-vermittelter Anaphylaxie ist die Aktivierung von Mastzellen und basophilen Granulozyten. Hierbei werden zahlreiche Mediatoren wie Histamin, Prostaglandine, Leukotriene, Tryptasen schlagartig (on/off-Reaktion) freigesetzt. Folge sind u.a. Gefäßerweiterungen und Permeabilitätsteigerungen, Kontraktionen der glatten Muskulatur (Bronchien, Gastrointestinaltrakt, Koronararterien), Vagusaktivierung sowie Aktivierung des Kinin-Kallikrein-Signalweges, des Komplementsystems und Gerinnungssystems.
Kofaktoren der Anaphylaxie sind Einflussfaktoren, die die Schwelle zu einer anaphylaktischen Reaktion vermindern können. Hierzu gehören nichtsteroidale Antiphlogistika, ACE-Hemmer, Beta-Blocker (s.a. Intoleranzreaktion), Alkohol, Infekte, Anstrengungen.
Neben IgE können auch Immunkomplexe eine Anaphylaxie auslösen.
Bei den Intoleranzreaktionen führen chemische, physikalische und osmotische Stimuli zur Freisetzung der Mediator-Substanzen aus Mastzellen und basophilen Granulozyten. Hierbei sind die initiierenden Mechanismen weitgehend ungeklärt.
Nicht selten treten Anaphylaxien nur beim Zusammentreffen mit einem oder mehreren Ko-Faktoren auf (z.B. Nahrungsmittel + Acetylsalicylsäure + Alkohol; Nahrungsmittel + Acetylsalicylsäure + Anstrengung; Nahrungsmittel + Acetylsalicylsäure + systemische Mastozytose). Diese Konstellationen sind besonders schwierig zu diagnostizieren, da sie nur in den betreffenden Kombinationen klinisch apparent werden..
Klinisches Bild
S.u. Schock, anaphylaktischer.
Therapie
S.u. Schock, anaphylaktischer.
Hinweis(e)
Anaphylaxie und Atopie sind keine synonymen Begriffe. Atopie bezeichnet eine Eigenschaft, Anaphylaxie eine Reaktion.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Verweisende Artikel (18)
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