Definition
Die Spezies der Gattung Mycobacterium sind weltweit verbreitete, aerobe, nicht Sporen bildende, alkohol- und säurefeste, grampositive, schlanke, unbewegliche Stäbchen. Die Gattung Mycobacterium umfasst etwa 170 Arten. Gemeinsames Merkmal dieser Bakterien ist die sog. Säurefestigkeit in der Ziehl-Neelsen-Färbung. Die weltwiet größte Bedeutung unter de Mykabakterien als Erreger der Tuberkulose hat M. tuberculosis. Zu dem Mycobacterium-tuberculosis-Komplex gehören verschiedene Erreger von Hautinfektionen wie M.tuberculosis, M.africanum, M. bovis u.a.
Die Lepra ist ein eigenständiger Infektionskomplex der in Deutschland sehr selten ist.
Alle anderen Sepzies der Gattung Mycobacterium werden als "Nichttuberkulöse Mykobakterien" (NTM) bzw. „Mycobacteria other than tuberculosis" (MOTT) bezeichnet. NTMs kommen in der Umwelt (Boden, Wasser) vor. Bei einer Isolierung von „Nichttuberkulösen Mykobakterien“ aus Patientenmaterial kann nicht zwigend von einer realen „Erkrankung“ ausgegangen werden.
Allgemeine Definition
Zu den wichtigsten pathogenen Mykobakterien gehören:
Mycobacterium tuberculosis - Komplex (gelten als Erreger der menschl. Tuberkulose)
- Mycobacterium tuberculosis var. hominis und bovis
- Mycobacterium africanum (Tuberkulose v.a. in Afrika)
- Mycobacterium caprae (werden von Rindern und anderen Tieren auf den Menschen übertragen)öwen
- Mycobacterium bovis (werden von Rindern und anderen Tieren auf den Menschen übertragen)
- Mycobacterium microti (Tuberkulose der Wühmaus, kann von hier aus auf den Menschen übertragen werden)
- Mycobacterium canetti (kommt heute noch in Afrika vor)
- Mycobacterium pinipedii (hat als Reservoir Tiere, z.B. Seelöwen)
- Mycobacterium leprae
Nichttuberkulöse Mykobakterien (NTM)
- Mycobacterium-fortuitum-Komplex (MFK)
- Mycobacterium avium -Komplex (Lungen- und extrapulmonale Infektionen)
- Mycobacterium scrofulaceum (Lymphadenitis)
- Mycobacterium kansasii (Infektionen der Lungen)
Seltene Mykobakterien:
- Mycobacterium chelonei
- Mycobacterium flavescens
- Mycobacterium gordonae
- Mycobacterium smegmatis
- Mycobacterium terrae
- Mycobacterium vaccae (unterschiedliche Krankheitsbilder, jeweils nur in Einzelfällen beschrieben)
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Erreger
Mykobakterien sind "säurefest". Freie Mykolsäuren in der Zellwand gehen mit Karbolfuchsin (Fuchsin + Phenol) eine Komplexbindung ein. Diese Färbung wird durch HCl-Alkohol nicht entfärbt. Die "nicht-säurefesten" Bakterienwerden hingegen entfärbt werden (Prinzip der Ziehl-Neelsen-Färbung). Die entfärbten, nicht säurefesten Keime können z. B. mit Malachitgrün gegengefärbt werden. Die säurefesten Bakterien färben sich nicht an.
Vorkommen/Epidemiologie
Die Tuberkulose ist immer noch weltweit verbreitet. Etw 1/3 der Weltbevölkerung ist infiziert wovon in etwa jeder 10. im Laufe seines Lebens eine aktive Tuberkulose erfährt.
Diagnose
Kultur: Die Zellteilung der Tuberkulosebakterien ist langsam und erfolgt im Abstand von 18 - 20 Stunden. Kulturen werden deshalb über einen Zeitraum von mehrere Wochen beobachtet werden. Kolonien sind frühestens nach 3 - 4 Wochen zu erkennen. Die Resistenz von Tuberkulosebakterien gegen Tuberkulostatika kann in ca. einer Woche bestimmt werden. Dabei wird das Wachstum von Mykobakterien in Anwesenheit unterschiedlicher Tuberkulostatika geprüft.
Tierversuch: Ist in der Routinediagnostik entbehrlich.
Molekularbiologische Nachweis: Möglich bei M. tuberculosis-Komplex, M. kansasii und M. avium intracellulare-Komplex. Mittels ihrer Nukleinsäuresequenz können die Erreger identifiziert werden. Dazu müssen diese vorher kultuell angezüchtet werden. Die entsprechenden Nukleinsäureabschnitte werden mit einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) amplifiziert werden. Bemerkung: Durch die Sequenzierung von Nukleinsäuren sind auch exotische und im Labor nicht anzüchtbare Mykobakterien identifizierbar.
Resistenztestung: Eine Lungentuberkulose muss 6 Monate lang behandelt werden. Die gebräuchlichsten Medikamente sind Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Pyrazinamid (PZA), Ethambutol (EMB) und Streptomycin (SM). V.a. bei nicht-tuberkulösen Mykobakterien müssen Resistenzen berücksichtigt werden. Eine Resistenz liegt vor, wenn die Erreger auf einem Nährboden trotz Zusatz von Tuberkulostatika wachsen.
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