Synonym(e)
Definition
Nichttuberkulöses Mykobakterium mit Vorkommen in Salz- und Süßwasser.
M. marinum ist das ätiologische Agens beim Schwimmbadgranulom und wird ausschließlich aus oberflächlichen Läsionen bzw. betroffenen Lymphknoten isoliert (Petrini B 2006). Typischerweise haben die Patienten Kontakt mit Aquarien. Infektionen mit diesem Keim werden auch als Folge von Therapien mit Biologika beschrieben (Ferreira J et al. 2012; Kump PK et al. 2013). M. marinum wächst bevorzugt bei 31 °C. Die Photochromogenität ist ein charakteristisches Merkmal. Zu beachten ist, dass die IGRA-Teste hier wie bei M. kansasii, M. flavescens und M. szulgai positiv ausfallen können, sich also nicht zum Ausschluss einer Tuberkulose eignen (Lalvani A et al. 2008).
Auch interessant
Allgemeine Definition
Langsam wachsendes, aerobes, vor allem bei ca. 26-33 °C (Optimum 31-32 °C) in feuchter Umgebung gedeihendes, säurefestes Stäbchen. Infizierte Fische und Schnecken kontaminieren Süß- und Salzwasser. Vorkommen auch in nicht ausreichend chlorierten Schwimmbecken.
Keine Übertragung von Mensch zu Mensch. Infektionen ereignen sich häufig bei Kontakt mit Aquarien, Fischzuchtbecken oder Fischtanks, beim Schwimmen in kontaminierten Gewässern, Schwimmbecken oder Whirlpools sowie beim Umgang mit infizierten Fischen oder Meeresfrüchten (Fischverarbeitung).
Klinisches Bild
Infektion meist über vorgeschädigte Haut. Am Verletzungsort (z.B. Handrücken, Finger, Unterschenkel, Zehen) entstehen nach 2-4 Wochen Inkubationszeit einzelne, livide oder bräunlich-rote, indurierte, 0,5-3 cm große, nicht selten schmerzhafte Papeln oder Knoten mit verruköser Oberfläche. Nachfolgend oberflächliche Ulzeration und Krustenbildung. Selten sekundärer Befall der ableitenden Lymphwege (sporotrichoider Verlauf entlang der Lymphbahnen). Gehäuft bei Immunsupprimierten auftretend.
Klinik s.u. Schwimmbadgranulom.
Therapie
Die Resistenzprüfung zeigt für M. marinum Resistenz gegenüber INH und Empfindlichkeit gegenüber EMB, RMP und Clarithromycin. Für Infektionen mit M. marinum ist eine mehrmonatige Zweifachkombination mit Clarithromycin und RMP zu empfehlen, je nach Granulomausdehnung und Heilungsverlauf (vier Monate oder mehr) (Aubry A et al. 2002). Die Therapie kann vermutlich durch die Addition von EMB durch den synergistischen Effekt mit RMP optimiert werden. Auch die Kombinationen von Clarithromycin und EMB sowie von RMP und EMB sind als gut wirksam beschrieben. Weiterhin können auch Minocyclin, Doxycyclin und Trimethoprim/Sulfmethoxazol eingesetzt werden (Griffith DE et al. 2007). Bei tiefergehenden Haut- und Weichteilinfektionen durch M. marinum kann ein chirurgisches Vorgehen (Debridement) indiziert sein, allerdings nur in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung.
Prophylaxe
Vermeiden von Badeaktivitäten bei Vorliegen von oberflächlichen Hautverletzungen, bzw. Abdecken mit sterilen und wasserfesten Verbänden vor Aufenthalten im Wasser.
Tragen von wasserfesten Schutzhandschuhen bei Arbeiten in Aquarien, Fischbecken oder der Fischverarbeitung.
Ausreichende Chlorierung von Schwimmbecken.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Aronson JD (1926) Spontaneous tuberculosis in slat water fish. J Infect Dis 39: 315-320
- Aubry A et al. (2002) Sixty-three cases of Mycobacterium marinum infection. Arch Intern Med 162: 1746-1752
- Brans R et al. (2004) Cutaneous infection with Mycobacterium marinum. successful therapy with rifampicin and clarithromycin. Hautarzt 55: 76-79
- Ferreira J et al. (2012) Mycobacterium marinum: an increasingly common opportunistic infection in patients on infliximab. Am J Gastroenterol 107: 1268-1269
- Griffith DE et al. (2007) Am J Respir Crit Care Med 175: 367-416.
- Hofbauer GF et al. (2000) Sporotrichoid infection with Mycobacterium marinum: successful therapy with oral tetracycline administration. Hautarzt 51: 349-352
- Kump PK et al. (2013) A case of opportunistic skin infection with Mycobacterium marinum during adalimumab treatment in a patient with Crohn's disease. J Crohns Colitis 7: e15-18
- Lalvani A et al. (2008) Screening for tuberculosis infection prior to initiation of anti-TNF therapy. Autoimmun Rev 8: 147-152
- Petrini B (2006) Mycobacterium marinum: ubiquitous agent of water-borne granulomatous skin infections. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 25: 609-613
- Seidel A et al. (2022) Skin infection by Mycobacterium marinum - diagnostic and therapeutic challenge. An Bras Dermatol 97:366-368.
Verweisende Artikel (6)
Daktylitis; Mycobacterium; Mycobacterium-fortuitum-Komplex; Nichttuberkulöse Mykobakterien; Quantiferon-TB-Gold-Test; Schwimmbadgranulom;Weiterführende Artikel (5)
Clarithromycin; Isoniazid; Nichttuberkulöse Mykobakterien; Quantiferon-TB-Gold-Test; Schwimmbadgranulom;Disclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.