Synonym(e)
Definition
Als Daktylitis bezeichnet man die Entzündung eines Fingers oder einer Zehe. Die Daktylitis ist ein typisches Symptom der seronegativen Spondylarthritiden (z.B. Psoriasisarthritis, Reaktive Arthritis/Reiter-Syndrom).
Pathophysiologie
Pathophysiologisch wird ein enger Zusammenhang zwischen der Enthesitis und Daktylitis angenommen. Laterale Bänder, die der Stabilisierung von Zehen und Fingern dienen, haben eine ähnliche zelluläre Zusammensetzung wie andere Enthesen.
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Klinisches Bild
Eine Daktylitis führt zu plumpen, aufgetriebenen und verdickten Fingern, so genannten Wurstfingern. Sie tritt bevorzugt an Stellen mit erhöhtem mechanischem Stress auf, betrifft meist die 4. Zehe und ist ein wichtiges Diagnosekriterium bei Spondylarthritis (SpA). Im Akutstadium zeigen sich Rötung und Überwärmung, die chronische Daktylitis verläuft hingegen häufig asymptomatisch. Für Patienten mit SpA beträgt die Inzidenz etwa 14%, für Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA) liegt sie bei 50%.
Diagnose
Die Diagnose ist einfach – klinisch zeigt sich eine diffuse Schwellung ganzer Finger oder Zehen bzw. zwischen zwei Gelenksebenen. Die Daktylitis manifestiert sich bei fast allen SpAs und stellt oft ein entscheidendes Diagnosekriterium dar – das Vorliegen einer Daktylitis kann bei positivem HLA-B27-Status einen initial hohen Verdacht auf eine axiale Spondyloarthritis bestätigen und auch in den CASPAR-Kriterien zur Diagnose der PsA ist die Daktylitis ein entscheidendes Nebenkriterium.
Bildgebung: Bei der sonografischen Abklärung der Daktylitis zeigt sich bei fast 95% der Patienten eine Tendinitis der Finger- oder Zehenflexoren und bei etwa 40% eine Synovitis in mindestens einem Gelenk. Zusätzlich findet sich bei bis zu 80% eine diffuse Schwellung der Subkutis um die Sehne herum.
Die Daktylitis kann demnach in drei Phasen unterteilt werden. „In der frühen Phase zeigen sich eine Tendosynovitis und eine diffuse Weichteilschwellung, in der intermediären Phase kommt es zu einer Gelenkmitbeteiligung und in der späten Phase dominiert die synoviale Hypertrophie“. Mittels MRT kann zusätzlich relativ oft auch eine Osteitis dargestellt werden“.
Differentialdiagnose
Die häufigste Differenzialdiagnose ist die Arthritis urica, aber auch eine Osteomyelitis, Knochensarkoidose, Tuberkulose sowie eine Infektion mit Mycobacterium marinum müssen abgegrenzt werden.
Therapie
Aufgrund der hohen Rezidivneigung sind eine optimale medikamentöse Therapie und die engmaschige Kontrolle der Daktylitis essenziell.
Die lokale Infiltration mit Cortison stellt auch für die Daktylitis eine Therapieoption dar. „Da die Flexorsehne sehr dünn ist, sollte die Cortisoninfiltration bevorzugt ultraschallgezielt erfolgen, um eine Sehnenruptur zu vermeiden“. Die Wirkung hält gemäß seiner Erfahrung mindestens drei Monate an. Eine Studie von Girolimetto et al. konnte bestätigen, dass eine lokale Cortisoninfiltration die Schmerzsymptomatik, lokale Schwellung, Funktion sowie den Leeds- Dactylitis-Instrument(LDI)-Basic-Score im Vergleich zur systemischen NSAR-Therapie signifikant verbessert (Girolimetto N et al. 2016) Effectiveness of steroid injection for hand psoriatic dactylitis: results from a multicentre prospective observational study Clin Rheumatol 39: 3383-92 24.
MTX bringt bei Patienten mit PsA im Frühstadium einen Benefit: Bei rund 60% der Patienten verschwanden die Daktylitissymptome und der LDI-Basic-Score sank deutlich. Alle bisher zur Therapie der SpA und PsA zugelassenen Biologika, Januskinaseinhibitoren und Apremilast sind laut Zulassungsstudien bei der Behandlung der Daktylitis wirksam (McGonagle D et al. 2019) . Allerdings fehlen direkte Vergleichsstudien und die Daktylitis wurde jeweils nur als sekundärer Outcomeparameter untersucht.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Girolimetto N et al. (2016) Effectiveness of steroid injection for hand psoriatic dactylitis: results from a multicentre prospective observational study Clin Rheumatol 39: 3383-3392.
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